Eine australische Studie lehnt sich weit aus dem Fenster und empfiehlt Psychiatern, Fragen nach dem Musikgeschmack Jugendlicher zu stellen - zur Vorbeugung bzw. Diagnose von "antisozialem Verhalten".

Sydney (loc) - Hat dein Freund vielleicht ein Rad ab? Dann frag ihn doch mal, welche Musik er gerne hört. Denn einer Studie zufolge, die im Australian Psychiatry Journal veröffentlicht wurde, besteht ein Link zwischen Musikgeschmack und Tendenzen zu seelischen Krankheiten und "antisozialem Verhalten".

Im Einzelnen heißt es dort: Wer Pop hört, hat Probleme mit seiner Sexualität, Hip Hop-Fans fahren gerne besoffen Auto und klauen, Jazzer sind Eigenbrötler. Heavy Metal-Fans haben wahrscheinlicher Suizidgedanken als andere, aber auch ungeschützten Sex. Hört, hört.

Noch detailreicher ist die Aufschlüsselung im Bereich Hip Hop: Der gemeine French Rap-Hörer kommt mit Korrelationen zu Gewalt und Drogenkonsum besonders schlecht weg.

Pophörer mit Sexproblemen?

Die Studie wurde mit australischen Zehntklässlern durchgeführt. Laut der Autorin der Studie, Felicity Baker, ergab diese und eine weitere Untersuchung aus den USA beispielsweise eine "auffällige Übereinstimmung zwischen Heavy Metal-Hörgewohnheiten und verstärkt auftretenden Selbstmordgedanken, aber auch Kriminalität und Drogenkonsum."

Zwar relativieren die Autoren die Ergebnisse dahingehend, dass die Beweise für einen direkten Kausal-Zusammenhang noch ausstünden. Eher seien es Jugendliche mit psychischen Problemen, die sich die Musik entsprechend ihren Neigungen auswählten.

Ganz beruhigend ist auch das Zugeständnis: "Musik löst diese Verhaltensweisen nicht aus". Ob die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien letztere "Erkenntnis" berücksichtigen wird?

Selbstmordgefahr?

Tatsächlich enthält die Studie jedoch tatsächlich eine medizinische Empfehlung an Ärzte, ihre jugendlichen Patienten nach dem Musikgeschmack zu befragen, um das Risiko für die Entwicklung von psychischen Krankheiten oder die Selbstmordgefahr besser abschätzen zu können.

Hier weitere Details zum Hörer-Genreguide, gemäß der australischen Tageszeitung The Age, falls ihr mal einem suspekten Subjekt begegnen solltet oder euch gerne selbst einschätzen möchtet. Diese meist "antisozialen Verhaltensweisen" werden mit der folgenden Musik assoziiert:

Pop: Konformismus, übermäßiges Verantwortungsbewusstsein, Rollen-Bewusstsein, Kampf mit der eigenen Sexualität oder um die Akzeptanz unter Gleichgesinnten.

Heavy Metal: Vandalismus, Depressionen, Selbstmordgedanken, Drogenkonsum, Selbstverletzung, Diebstahl, ungeschützter Sex.

Dance, Trance: Verstärkter Drogenkonsum unabhängig vom sozialen Hintergrund.

Jazz/Rhythm & Blues: Zurückgezogenheit, Außenseitertum, Einsamkeit.

Rap und Hip Hop: Gewalt, Diebstahl, Wut, Mitgliedschaft in Straßengangs, Drogenkonsum und Frauenfeindlichkeit.

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