In der zweiten Runde des Eurovision-Castings "Unser Star Für Oslo" sichteten Sarah Connor und Peter Maffay mit Gastgeber Stefan Raab Talente. Kritik fällt der Promi-Jury nach wie vor schwer.

Köln (mis) - Begabte Talente, durchdachte Interpretationen, qualifizierte Juroren und fachkundige Bewertungen: Die von Stefan Raab initiierte Eurovision-Castingshow "Unser Star Für Oslo" stellt schon nach der zweiten Runde das exakte Gegenteil von DSDS dar. Trotzdem hängt dem Terminus Castingshow noch immer ein schlechter Ruf an, der Jurorin Sarah Connor (wie letzte Woche bereits Westernhagen) veranlasste, ihre Teilnahme mit dem gelungenen Konzept zu rechtfertigen.

Gemeinsam mit Peter Maffay und Gastgeber Raab stellte die Delmenhorster Sängerin die gestrige Jury, die die ihnen vorgebrachte Sangeskunst zehn unbekannter Kandidaten erneut tendenziell wohlwollend begutachtete. Ein weiterer Aspekt, den man von Castingshows so nicht gewohnt ist. Aus naheliegenden Gründen: Die Raab-Show präsentiert eine im TV selten erlebbare Talent-Dichte.

Whitney Houston geht immer

Den Start machte die mit 18 Jahren jüngste Teilnehmerin Jennifer Braun, deren solide Darbietung des etwas angestaubten Anastacia-Fegers "I'm Outta Love" letztlich zum Weiterkommen reichte. Die oft naheliegende Vermutung, dass Kandidaten mit der Auswahl bekannter Stücke bereits ihr Weiterkommen planen, bestätigte sich im weiteren Verlauf der Show nur teilweise.

So scheint Whitney Houston bei den Deutschen immer zu gehen, wovon Sharyhan Osman mit "I Have Nothing" letztlich profitierte. Trotz ordentlichem Stimmvolumen überraschte bei ihr vor allem die Titelwahl, nachdem sich die 23-jährige Halbägypterin im zuvor gezeigten Einspieler mit Gitarre und längeren Haaren als Singer/Songwriterin vorstellte.

Gefällige Midtempo-Songs bleiben auf der Strecke

Klar scheint nach der zweiten Show jedoch auch: Gefällige Midtempo-Songs bleiben beim Publikum kaum hängen, was dem Vermögensberater Benjamin Hartmann (Jack Johnson, "Better Together") und dem von Sarah Connor als "sehr süß" belobigten Jurastudenten Alex Senzig (The Calling, "Wherever You Will Go") zum Nachteil wurde.

Dass es für die mit telegenem Schlafzimmerblick ausgestattete Jana Wall am Ende nicht reichte, die mit Pinks "Who Knew" auch noch einen wohlbekannten Song auswählte, war da schon überraschender.

Ein Star namens Durstewitz

Wie in der Vorwoche sah man zwei Kandidaten bereits vor den Telefon-Votings als sichere Sieger in Runde zwei. Der als letzter gestartete, 20-jährige Christian Durstewitz legte mit Gitarre einen der energiegeladensten Auftritte zu George Michaels "Faith" aufs Parkett.

Besonders Raab wusste seine anschließende Lobespirouette kaum noch zum Stillstand zu bringen ("Sensationell") und philosophierte schließlich sogar über die potenzielle Strahlkraft des Nachnamens Durstewitz.

Ein Schwarzer singt Grönemeyer

Ebenfalls zu Recht aufs Siegertreppchen durfte Leon Taylor steigen. Dessen soulige (!) Interpretation von Herbert Grönemeyers "Der Weg" war formal zwar über jeden Zweifel erhaben. Dass er aber ausgerechnet einen Song aus dem nicht gerade kleinen Oeuvre des Bochumers auswählte, der wie kein Zweiter mit dessen privatem Schicksal verbunden ist, warf ein etwas trübes Licht auf den Beitrag.

Der Jury wars egal. "Selbst wenn du 'Abenteuerland' singen würdest, fänd ichs geil", ulkte Raab. Maffay sah einen Mann "voller Musikalität" und war damit wohl mit Rod Stewart einer Meinung, bei dem Taylor schon einmal als Support auftreten durfte.

"Endlich mal kein Tussenalarm"

Die aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Straßenmusikerin Maria-Lisa Strassburg (Lieblingsbands: Metallica, Kelly Family) sicherte sich dank einer überzeugenden Version von KT Tunstalls "Saving My Face" ebenfalls das Ticket in die Runde der letzten Zehn.

Ebenfalls sehr zur Freude des Gastgebers. Sah Raab in der mit Pippi Langstrumpf-Zöpfen angetretenen Strassburg doch eine Kandidatin "abseits jeglichen Tussenalarms", was seine Nebensitzerin Connor übrigens regungslos vernahm.

Raab als auffälligster Kritiker

Die als Künstler scheinbar in verschiedenen Welten operierenden Jurymitglieder Maffay und Connor boten ein erstaunlich einträchtiges Bild. Beide taten sich im Angesicht des vorgetragenen Könnens schwer mit kritischen Tönen.

Dennoch darf man es erstaunlich finden, dass es wie schon in der Vorwoche vor allem Stefan Raab ist, der den ein oder anderen Intonationsfehler ungeniert anspricht und seine erfolgreichen Nebensitzer dadurch oftmals zu Statisten verkommen lässt.

Sendung mit der Maus: "Edge" bedeutet "Power"

Als er beim Jamiroquai-Vortrag der Kölnerin Franziska Weber gar Moloko herausgehört haben wollte und sich fragend zur Seite drehte, hielten sich Connor und Maffay lieber vornehm zurück.

Dafür war es diesmal an Maffay, die "Sendung mit der Maus für Erwachsene" (Raab) mit einem neuen Fachterminus zu bereichern. Der Vortrag habe reichlich "edge" gehabt, urteilte er an einer Stelle. Als er gebeten wurde, dies zu übersetzen, zögerte Maffay keine Sekunde: Der englische Ausdruck bedeute "Power", also "Kraft". Wer anders sollte es besser wissen?

Kommenden Dienstag treten die fünf Sieger der gestrigen Show gegen die fünf der Vorwoche in der ersten Ausscheidungsshow an. Für zwei Teilnehmer ist der Traum von Oslo anschließend zu Ende.

Fotos

Peter Maffay und Sarah Connor

Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Peter Maffay und Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

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43 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    @allneonlike (« trotzdem werden dadurch Stereotype produziert und immer wieder reproduziert, was dann schließlich auch zu ner art rassismus führen kann. »):

    Ich finde, das ist ein bisschen arg weit aus dem Fenster gelehnt. Vor allem deshalb, weil der Mensch es von Natur aus bequemer hat, in Schubladen zu denken. Niemand entschließt sich mutwillig dazu, man tut es, weil es am einfachsten ist. Es ist natürlich trotzdem nicht zu rechtfertigen, aber man kann es auch nicht ändern. Und das sollte man auch nicht krampfhaft versuchen wollen. (und damit sag ich nicht, dass du das tust, das ist nur meine Ansicht der ganzen Schose)@allneonlike («
    Ich will mich da gar nicht an diesem Zitat im Artikel dran aufhängen, es ist mir nur aufgefallen und steht für etliches Schubladendenken, was jeden Tag durch Medien reproduziert wird. »):

    Ja, ich geb dir da recht, das ist eher suboptimal, aber wie oben schon gesagt. Man kann es nicht verhindern und muss wohl damit leben.
    @allneonlike (« Alleine der Satz "...die von Schwarzen gewohnte Vorliebe für soulige Musik" ist (sorry) quatsch und stimmt so nicht...Es ist nur das bild, was von Medien immer wieder geschaffen wird... »):

    Genau deshalb steht da auch 'die GEWOHNTE "Vorliebe"' und nicht 'die Vorliebe'. Das 'gewohnt' soll genau das gesellschaftliche Schubladendenken deutlich machen und soll keine beleglose Behauptung (die da wirklich falsch und unstimmig wäre) sein. Ich hab das sogar selbst noch drunter erklärt, deshalb kapier ich nicht, wieso du mir den Satz nun anprangerst.

    Im Großen und Ganzen führt diese Diskussion vermutlich zu nichts und ich würde sagen, belassen wir es dabei, dass Schubladendenken doof, aber nicht zu ändern ist, und dass die Bezeichnung im Artikel nicht weiter frivol ist. Für mich ist das Thema damit gegessen.

  • Vor 14 Jahren

    @keroppi (« @V (« @bizarro (« was sollten Schwarze Deiner meinung nach singen, um nicht zu überraschen? »):
    irgendwas aus diesem (http://de.wikipedia.org/wiki/Worksong) repertoire vielleicht? »):

    Poah. Nun wirds heftig.

    und @allneonlike:
    Ich glaube, du hast immer noch nicht verstanden, dass es nicht um die Nationalität geht, sondern um um die Stimme und die von Schwarzen gewohnte "Vorliebe" für soulige Musik. Und wie das mit Grönemeyer zusammenpasst, das war das ungewohnte/überraschende. Das ist nicht rassistisch. Klar ist es wieder lästiges Schubladendenken, aber nicht rassistisch. »):

    Danke.