4. September 2007

In der Tradition der Kriegsgötter

Interview geführt von

Im Death Metal kann man sie wohl als 'Neigungsgruppe Ägyptologie' betrachten: Karl Sanders, Mastermind von Nile, und seine Band haben seit Juli ihre neue Scheibe "Ithyphallic" am Start. Während seiner Promotion-Tour fühle ich ihm bezüglich seiner Faszination für Ägypten und seinem Soloprojekt auf den Zahn; er erzählt mir über seine Rolle als allein erziehender Vater und die Schwierigkeiten mit Label und Ex-Bandkollegen.Obwohl er noch bis in die Nacht hinein weitere Fragen beantworten muss und obendrein verkühlt klingt und niest, ist er in angenehmer Laune und freundlich, als er aus dem "wunderschönen Darmstadt in Deutschland" anruft. Klar, dass ich mich erst mal mit ihm über das neue Album unterhalten will – was er exzellent findet, wie er mir sagt.

Na dann: Here we go! Als erstes würde mich interessieren, was das Wort "Ithyphallic" überhaupt bedeutet.

Der Begriff bezieht sich auf ein antikes Ritual, eine Tradition der Kriegsgötter, das der Fruchtbarkeit diente. Es sollte Fruchtbarkeit und die kreative Kraft demonstrieren.

Worum geht es auf der Scheibe – gibt es ein spezielles Thema?

Nein, im Album geht es um nichts Spezielles. Doch natürlich handeln viele Songs von ägyptischer Geschichte und Mythologie.

Wie lange hat es gedauert, bis das Endprodukt fertig war?

Wir haben im August angefangen, Songs zu schreiben. Bis Februar haben wir geprobt, und am 1. März begonnen, die Songs aufzunehmen. Wir haben 51 Tage im Studio verbracht.

Habt ihr in dieser Zeit jeden Tag am Album gearbeitet?

Oh ja. Viele lange Stunden jeden Tag.

Wie zufrieden seid ihr nun mit dem vollständigen Werk?

Wir sind sehr zufrieden. Ich denke, es ist ein gutes Brutal Metal-Album. Auch die Arbeit mit unserem Produzenten Neil war wieder befriedigend. Wir sind wirklich erfreut darüber, wie viel er für die Band getan hat. Ebenso wie über all die Dinge, die wir diesmal am Album gelernt haben. Wir wollten "Ithyphallic" so stark wie möglich machen. Das neue Album hat mehr entwickeltes Spiel, wirklich forderndes Instrumentenzeugs.

"Es war keine glückliche Trennung. Aber ich rede generell nicht über diese Dinge"

"Annihiliation Of The Wicked" wurde ja immerhin gut aufgenommen. Welche Erwartungen habt ihr diesmal?

Ich weiß nicht. Ich wäre glücklich, wenn die Leute es nur hören. Das ist genug für mich. Haha.

Ihr seid ja sehr begeistert von eurem Drummer George.

Haha. Ja, wir sind sehr zufrieden mit ihm.

Das bringt mich zu eurem vorigen Drummer, Tony Laureano. Er spielt ja mittlerweile auch mit den Österreichern Belphegor. Wie denkst du darüber?

Hm. Es zählt gar nicht, was ich denke. Ich mag Belphegor wirklich. Ich denke, er wird einen guten Job machen.

Steht ihr noch in Kontakt?

Nein. Es war keine glückliche Trennung. Aber ich rede generell nicht über diese Dinge. Der Fakt, dass wir ein paar Scheiben zusammen gemacht haben, ist genug für mich. Ich erinnere mich an die guten Dinge, statt Zeit damit zu verschwenden, mir über die negativen Gedanken zu machen.

Nun gut. Eine andere Frage: Woher kommt deine Faszination für ägyptische Mythologie?

Mmh. (überlegt) Das ist eher ein persönliches Interesse. Wie ein Hobby.

Hast du so viel Lovecraft in deiner Jugend gelesen?

Haha. Oh. Ja. Ziemlich viel. Er ist einer meiner Lieblingsautoren.

Da du dich ja so viel mit Ägypten beschäftigst, dachte ich mir, vielleicht hast du ja so was wie deine eigene Theorie über die Konstruktion der Pyramiden.

Haha. Ich denke, es ist genauso, wie man es auch gemeinhin annimmt. Mit Sklaven, die die Steine schleppen und so. Ich glaube nicht an all die außerirdischen Theorien.

"Mit Death Metal macht man nicht so viel Geld"

Ich habe ein Interview gelesen, in dem ihr gemeint habt, ihr wollt einmal das Motiv von Ägyptens mächtigen Frauen aufnehmen. Wird das mal kommen?

Wer weiß. Ich weiß nicht, ob ich das gesagt habe, aber wer weiß. Vielleicht kann das mal passieren.

Ich habe übrigens gelesen, dass du noch nie in Ägypten warst!

Das ist wahr. Ich war noch niemals dort.

Nie Zeit gehabt?

Keine Zeit, kein Geld. Mit Death Metal macht man nicht so viel Geld, und es ist einfach sehr teuer, um von den USA da hin zu kommen.

Hast du dann eigentlich einen 'normalen' Job neben Nile?

Keinen normalen Job. Aber ich bin allein erziehender Vater. Ich habe einen zwölf Jahre alten Sohn und keine Mutter, die mir hilft. Es ist ein Job, Elternteil zu sein und Death Metal zu spielen.

Wie funktioniert das, während du auf Tour bist und deinen Sohn zu Hause hast? Das muss hart sein.

Ja. Aber er kann dann im Haus meiner Mutter wohnen.

Was ist eigentlich mit deinem Soloprojekt? Werden wir da bald mal wieder mehr hören?

Ich arbeite gerade an vier Songs. Vielleicht, wenn ich eine Pause von Nile nehme, habe ich Zeit, um an mehr zu arbeiten. Vielleicht stelle ich sie dann fertig und sehe, welches Label es will.

Wie sieht es mit Relapse aus? Denkst du nicht mehr daran, es hier zu veröffentlichen?

Wenn ich frage, tun sie das sicher. Aber ich denke nicht, dass ich das machen werde. Da gab es Differenzen, über die ich aber nicht reden kann und will.

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