Porträt

laut.de-Biographie

Noga Erez

Warum Noga Erez zum Zeitpunkt ihres Debüts "Off The Radar" (City Slang) als spannendste Songwriterin Israels gehandelt wird, klärt sich schon beim Blick auf ihre Pressestatements: "Wir benutzen Musik, um den Kontakt mit unseren Ängsten nicht zu verlieren und dadurch emotional abzustumpfen", ist so ein gewichtiger Satz. "Ich möchte Menschen zum Nachdenken inspirieren, aber auch Spaß und Eskapismus anbieten", erklärt Erez weiter. Das Handwerkszeug dazu lernt sie bei einem Kompositionsstudium an der Jerusalemer Academy of Music and Dance.

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Und so verhandelt der Jahrgang 1989 aus Tel Aviv nicht nur Einflüsse zwischen Björk, M.I.A. und FKA Twigs, sondern mal eben die Komplexität ihrer Umgebung und Zeit. Ein experimenteller Weirdopop-Track wie "Off The Radar" etwa beschäftigt sich mit der postmodernen Angst vor dem Vergessenwerden, in der der nächste Statuspost einem oft näher ist als andere Menschen. Im Stück "Pity" wiederum beleuchtet Erez die Verstrickungen von Rechtsprechung, dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und allgegenwärtigen Smartphones, die anonyme Mediennutzer auf Justitias Sockel heben. Und "Dance While You Shoot" thematisiert das paradoxe Abhängigkeitsverhältnis zwischen Individuum und Staat.

Mensch merkt: Noga Erez besitzt jede Menge Sendungs- wie Selbstbewusstsein und hat keine Angst, ihre Hörer mit unbequemen Realitäten zu konfrontieren. Gemeinsam mit ihrem Partner Ori Rousso schreibt und produziert sie stark rhythmusbasierte Elektroniktracks, in denen Offbeat-R&B, Broken Beats und Psych-Folk Marke Wildbirds & Peacedrums zusammen Platz finden. Erez spielt mit der Stimme wie mit Takten, bricht mit Vorliebe Erwartungen und erfindet sich Track für Track neu.

Das dauerprekäre Biotop Israel prägt "Israels aufsässigste Newcomerin" (Guardian) unterdessen nicht zu vordergründig, sondern wird auf abstrakter Ebene in Sounds und Lyrics reflektiert. In die Zeit des Golfkriegs hineingeboren, zieht sich Erez gar für eine ganze Weile aus dem politischen Geschehen zwischen Gazastreifen und Westjordanland zurück. "Je bewusster mir die Komplexität der Gesamtsituation wurde, desto mehr wollte ich mich eine Weile davon distanzieren. Ich hab meinen Fernseher verkauft und keine Nachrichten mehr angeschaut." Über die Jahre sei es aber immer wieder schlicht unmöglich gewesen, die Realität direkt um sie herum zu ignorieren. Binnen kurzer Zeit macht sich die Künstlerin ab 2016 damit auch außerhalb Israels bekannt. 2017 spielt sie wichtige europäische Festivals wie das Melt! und Roskilde. Protestkünstlerin nennt sich Noga Erez dennoch nicht - ihre Songs bezeichnet sie als eine Art reflektierendes Selbstgespräch.

Ori Rousso bleibt auch danach ihr Koop-Partner Nummer eins. Mit ihm entstehen ab 2019 neue Songs, u.a. ein Duett mit der israelischen Künstlerin Echo ("Chin Chin"). Der Dance-Knaller "Views" als erster Vorbote eines neuen Studioalbums erscheint im Februar 2020 pünktlich zum Start der weltweiten Pandemie. Wie viele andere Künstler*innen spielt Noga anschließend Livestream-Konzerte und präsentiert ihre neuen Songs unter dem Motto "Kids Against The Machine" als Acapella-Versionen. Vier Jahre nach ihrem Debüt erscheint im März 2021 ihr zweites Album "Kids".

Der Bekanntheitsgrad der Sängerin, Rapperin, Songwriterin und Producerin geht trotz - oder gerade wegen - der Pandemie steil nach oben. Ende 2022 stellt sie die eingängigen Songs endlich wieder vor Publikum vor. Doch der Blick geht schon wieder nach vorne. Der "Kids"-Nachfolger ist bereits in Vorbereitung. 2024 lässt "Godmother" in James-Bond-reifer Produktion dann Großes erwarten. Als Gast begrüßt sie im Refrain ihre israeliche Kollegin Eden Ben Zaken. Im Herbst erscheint schließlich "The Vandalist", das sich ob seiner Stilvielfalt erneut kaum in Worte fassen lässt. Dass sogar Robbie Williams als Gast in Erscheinung tritt, wundert höchstens ihre Fans außerhalb Israels. Der frühere Take That-Star outete sich zuvor als Noga-Fan und lud die Sängerin bei seinem Konzert in Tel Aviv 2023 für den Song "Kids" auf die Bühne.

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Alben

Noga Erez - Kids: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2021 Kids

Kritik von Michael Schuh

Tel Aviv state of mind: Ein neuer Fixpunkt am Electro-Pop-Himmel. (0 Kommentare)

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Berlin, Heimathafen, 2022 Der Elektropop-Shootingstar aus Tel-Aviv auf Stippvisite in der Hauptstadt.

Der Elektropop-Shootingstar aus Tel-Aviv auf Stippvisite  in der Hauptstadt., Berlin, Heimathafen, 2022 | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Der Elektropop-Shootingstar aus Tel-Aviv auf Stippvisite  in der Hauptstadt., Berlin, Heimathafen, 2022 | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Der Elektropop-Shootingstar aus Tel-Aviv auf Stippvisite  in der Hauptstadt., Berlin, Heimathafen, 2022 | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Der Elektropop-Shootingstar aus Tel-Aviv auf Stippvisite  in der Hauptstadt., Berlin, Heimathafen, 2022 | © laut.de (Fotograf: Chris Springer)

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