Porträt

laut.de-Biographie

OG Lu

"Ich habe schon sehr früh die Erfahrung gemacht, dass ich als 'Mannsweib' bezeichnet wurde, weil ich Hobbys habe, die in einer männerdominierten Szene stattfinden", berichtet OG Lu im Gespräch mit Allgood. Schon im Alter von sechs Jahren habe sie als einziges Mädchen ihrer Fußballmannschaft diesen "Identitätsstruggle" erlebt. Mit Rap und Kampfsport frönt sie später weiteren Leidenschaften mit eher geringem Frauenanteil. Dass sie Wege gefunden hat, sich in diesen Domänen durchzusetzen, will die Frankfurterin als Ansporn für potentielle Mitstreiterinnen verstanden wissen.

Die Frau in der Musik: Kennen Sie die schon?
Die Frau in der Musik Kennen Sie die schon?
Von Rap bis Metal, von Indie bis K-Pop: Überall definieren Musikerinnen die Grenzen der Szene neu, auch abseits des Mainstreams.
Alle News anzeigen

OG Lu wächst mit dem politischen Rap ihrer Heimatstadt auf. Das "Mietwagentape" von Celo & Abdi prägt sie, aber auch Xatar, Hanybal oder Haftbefehl sowie der Hamburger Nate57. Wegweisend fallen für sie die "60 Punchbars" aus. "In dem Zweig gab es noch keine Frau", erzählt sie bei "Samstags zu Besuch" über ihre "größte Inspiration" Schwesta Ewa, "Die hat voll viele Türen für uns geöffnet". Abseits der härteren Gangart hört sie Erykah Badu, die im Gegensatz zu Rihanna oder Destiny's Child weniger "commercial abgefertigt" sei. Insbesondere "Danger" aus "World Wide Underground" feiere sie.

Eine eigene musikalische Laufbahn zieht sie lange Zeit nicht in Betracht. Nach dem Abitur reist sie für acht Monate in ein Thaiboxcamp nach Thailand. Später lebt sie für ein Jahr in einem besetzten Haus in Italien, wo sie sich für "antifaschistische Politik" engagiert. Künstlerisch wagt sie sich in Form von Gedichten an die Öffentlichkeit. Nach den rassistischen Anschlägen in Hanau trägt sie 2020 einen Text über Instagram vor, der die Aufmerksamkeit von Die Zelle vom Pilzkollektiv (PZK) erregt. Dieser pflanzt ihr die Idee in den Kopf, es selbst mit Rap zu versuchen.

Nach einigen Kollaborationen und Live-Auftritten mit PZK erscheint im August 2022 ihr erster Solosong "Sonne Strand Sattla". OG Lu rappt noch ein wenig ungelenk, doch der trockene Sound und der ebensolche Humor weisen bereits den Weg. Im selben Winter folgen "Haze Schaden", eine "Hymne für Kiffer und Ticker" mit Gigi Schnabib, sowie "Namajunas", das sich als Kampfsport-Song zu Ehren der gleichnamigen UFC-Weltmeisterin am anderen Ende des Aktivitätsspektrums bewegt. Sie wolle sich in vielen Stilen ausprobieren. "Ich bin 'ne Beat-Bitch. Ich hops' auf jeden Beat drauf", gesteht sie.

Anfang 2023 führt sie hiphop.de neben Wa22ermann oder Levin Liam unter den acht Deutschrap-Newcomern des Jahres. Die Rapperin erinnere an eine "Fusion aus der zurückgelehnten und Boom-bappigen Attitüde SSIOs und der Härte und Roughness einer Liz". Auch 365 Female MCs ist voll des Lobes. OG Lu komme aus einem "Sammelbecken für talentierte Rapperinnen, die den für die Mainmetropole typischen Straßensound aufgreifen und ihn zugleich auf ein neues Level heben". Alyona Alyona holt sie in ihr Vorprogramm, die Tapefabrik lässt die sie neben Die P oder Antifuchs auftreten.

Mit den PZK-Rappern Tubab und Gigi Schnabib veröffentlicht sie im April das Album "Gauners". "Die haben mich gepusht und ich bin ihnen dankbar, weil es voll das süße Umfeld ist", lobt sie ihre Kollegen bei Allgood, "Das sind keine Typen, die mansplainen, sondern sie haben mich so akzeptiert, wie ich bin". Größeren Eindruck hinterlässt die Frankfurterin jedoch solo. Neben "Grüne Cargo Pants" und "TKO" entwickelt sich vor allem "Paar Ecken Hish" zu einem Mini-Hit. DTP bastelt ihr ein einfaches und umso eingängigeres Piano-Instrumental, zu dem OG Lu abgeklärt durch die grüne Brille rappt.

2024 steht ihr ein volles Programm bevor. Im Frühjahr begleitet sie Liz auf der "Gangster tanzen doch Tour". OG Lus "TKO Tape" soll im Mai folgen, bevor im Sommer die Festivalbühnen Tapefabrik und Splash! auf sie warten. Doch sollte ihre Erfolgssträhne wider Erwarten einmal reißen, wird ihr auch nicht Angst und Bange um ihre Zukunft. "Das Gute ist, ich habe andere Standbeine in meinem Leben. Musik ist nicht das, aus dem ich meine ganze Identität ziehe", stellt sie gegenüber "Samstags zu Besuch" klar, "Wenn es mit Musik nicht klappt, dann bin ich nicht lost."

News

Alben

Surftipps

Noch keine Kommentare