laut.de-Kritik
Schwindel erregende Kapriolen in Hip Hop, Funk, Jazz oder Reggae.
Review von Pascal JürgensEs gibt Bands, deren spektakuläre, wenn auch kurze Karriere sich auf die Veröffentlichung eines Albums beschränkt, oder gar nur einer EP. Andere wiederum, beispielsweise die Beastie Boys, können die tonnenweisen Erzeugnisse ihres Genies noch nicht mal auf einer Doppel-CD ("Anthology: The Sounds Of Science") unterbringen. Outkast gehören mit ihren ständigen Stilwechseln ganz klar in die zweite Kategorie. Weshalb sie sich trotzdem mit 73 Minuten auf einer Platte zufrieden geben, bleibt ein Rätsel.
Denn es gäbe viel zu lesen aus dem Buche Outkast. Seit ihrem Debut "Southernplayalisticadillacmuzik" treiben sie in den unerforschten Randgebieten des Hip Hop, schwingen sich in Schwindel erregende Kapriolen durch weit entfernte Kanäle des Funk, Jazz oder Reggae, und singen melodisch, was der Wind ihnen so zuweht. Von Zeit zu Zeit fischen sie sich sogar ein Stückchen Drum'n'Bass oder ähnliche Leckereien an Bord.
Eine Auswahl dieser Häppchen wird auf dem Best Of-Album "Big Boi & Dre Present Outkast" serviert: Die Zutaten sind fünf Songs des Debuts, ein magerer Track von dessen Nachfolger "Atliens", zwei Auskopplungen aus dem dritten Album "Aquemini", drei Lieder der auch hierzulande dank Ms. Jackson sehr bekannten "Stankonia" und zwei neue Tracks.
Während leider viele der älteren Songs auf den ersten Blick nicht besonders eingängig sind, finden sich auch einige Hits auf der Best Of: Da wären zuerst natürlich die beiden letzten Singles "Ms. Jackson" und "So Fresh So Clean"; aber auch der Klassiker "Rosa Parks" weiß zu begeistern (damn, Ich liebe diesen Cut "Anyway // Anyhow When In Doubt ..."). Die Bombe schlechthin ist natürlich der 150 BPM - Track "B.O.B." (Bombs Over Bagdad): Hip Hop mit Drum'n'Bass gekreuzt - Wahnsinn.
Ansonsten ist die Auswahl ein wenig flach, Songs wie "Red Velvet" oder "Atliens" fehlen und auch das neue "The Whole World" ist zwar technisch ok, kann aber nicht verhindern, dass der Gähnfaktor an manchen Stellen bedenklich zunimmt.
Die Scheibe ist also keine Fahrkarte für eine komplette Rundreise - dazu muss man sich nach wie vor die einzelnen Alben kaufen. Aber mit der Best Of und "Stankonia" als Reisegepäck kommt man mit Outkast auf musikalischer Odyssee schon recht weit.
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