laut.de-Kritik

Keine Hymnen weit und breit.

Review von

Vier Punkte für eine Overkill-Scheibe ist die letzten Jahre - vollkommen zurecht - fast schon zu einer Tradition geworden. Die New Yorker sind seit etlichen Jahren eine ungebrochene Macht im Thrash-Metal und haben seit dem gewöhnungsbedürftigen "I Hear Black" von 1993 immer nur Qualität abgeliefert. Allerdings sollten sie so langsam aber sicher eine kleine Pause einlegen, denn "The Grinding Wheel" kann leider nicht an diese Serie anknüpfen.

Dabei frühstücken sie schon mit dem dem Opener "Mean Green Killing Machine" gekonnt alle Trademarks ab. Treibende Drums, prägnant riffende Gitarren mit kleinen Melodien und der gewohnt rödelnde Bass, der (ähnlich wie bei Exodus) mit viel zu viel Attack versorgt wurde. Und natürlich Blitz' schneidende Stimme! Love it or hate it, but you'll never forget it. Das Ziel dürften sie auch mit dem griffigen Refrain verfolgen, denn die weitgehend im Midtempo angesiedelte Nummer ist absolut eingängig.

Bereits der Opener geht mit siebeneinhalb Minuten über die Ziellinie, die erst einmal gefüllt werden wollen. Wobei wir schon beim maßgeblichen Problem wären. Irgendwie sitzen Overkill mit solchen Songs mittlerweile zwischen Metallica und Machine Head. Sie ziehen zwar keine 08/15-Riffs unerträglich in die Länge, obwohl nach drei Minuten bereits alles gesagt ist. Sie zeigen aber auch nicht die songwriterische Finesse von Robb Flynn und Co., um echte Epen abzuliefern. An "The Years Of Decay" kommt das leider nicht mehr ran.

Das Eröffnungsdoppel lässt soweit noch keinen großen Grund zur Sorge aufkommen. Auch bei "Goddamn Trouble" wird niemand ernsthaft daran zweifeln, dass die Nummer aus der Feder von D.D. Verni stammt. Allerdings fügen sich die einzelnen Riffs mitunter ein wenig sperrig aneinander, was auch auf manch anderen Track der Scheibe zutrifft.

Am meisten machen die New Yorker Laune, wenn sie richtig nach vorne weg thrashen, was sie mit "Our Finest Hour" auch nach Herzenslust tun. Gibt es hier gegen Ende noch eine kleine Reminiszenz in Richtung Klassik, tritt einem "Red White And Blue" herrlich stumpf in die Eier. In bester S.O.D., bzw. M.O.D.-Manier steht über allem ein räudiger Hardcore-Flair, der mit fünf Minuten allerdings bei den genannten Bands beinahe Albumlänge erreicht.

Mit "Shine On" geht es ordentlich weiter, allerdings hat man den Song von Overkill in unterschiedlichen Varianten auch schon mindestens fünfmal gehört. Im Anschluss wird es ein wenig dünn, denn nach dem eher nach traditionellem Metal klingenden Einstieg zu "The Long Road" bleibt die Nummer weitgehend dröge und auch "Let's All Go To Hades" könnte höchstens begeistern, wenn Drummer Ron Lipnicki die Schlagzahl verdoppelt hätte. Klingt irgendwie, als hätten sie versucht eine Coverversion auf Overkill zu trimmen - mit mäßigem Erfolg.

Auch "Come Heavy" klingt nicht zu 100% nach dem, was man von Overkill gewohnt ist. An sich kein schlechter Gedanke, sein Repertoire ein wenig zu erweitern, aber der Stoner-Sound bleibt trotz der satten Grooves gewöhnungsbedürftig. Vielleicht wäre das eher etwas für The Bronx Casket Co. gewesen. Mit "The Wheel" kommt nochmal kurz Relevanz in die Sache bevor der Titeltrack das Album zwar hymnisch aber nicht wirklich fesselnd ausklingen lässt.

Zwingende Hymnen, die in Zukunft in keiner Setlist mehr fehlen dürfen, sucht man vergeblich, was für eine Band wie Overkill schon ein kleines Armutszeugnis ist. Drei Punkte - aber nur mit viel gutem Willen.

Trackliste

  1. 1. Mean, Green, Killing Machine
  2. 2. Goddamn Trouble
  3. 3. Our Finest Hour
  4. 4. Shine On
  5. 5. The Long Road
  6. 6. Let's All Go To Hades
  7. 7. Come Heavy
  8. 8. Red, White And Blue
  9. 9. The Wheel
  10. 10. The Grinding Wheel

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