laut.de-Kritik
Liebesgeschichte aus Sicht des Objekts der Begierde
Review von Deborah SchmidtOwen Pallett ist nicht mehr Final Fantasy, sondern nur noch Owen Pallett. Wer befürchtet, der Musiker hätte mit seinem Künstlernamen auch das Künstlerische abgelegt, kann beruhigt sein. "Heartland" ist romantisch, verträumt und herzzerreißend.
Pallett beschreibt das Konzept folgendermaßen: "Das Album dreht sich um Anfang, Mitte und Ende einer Liebesbeziehung. Gesungen wird dabei aus Sicht des Objekts der Begierde."
Die Herzensangelegenheiten präsentiert Pallett in gewohnt orchestralem Gewand. Die Tracks bedienen dank verschiedenster Kompositionen eine große stilistische Bandbreite. Schwermütig bis leichtfüßig – eine Liebesbeziehung beansprucht schließlich die unterschiedlichsten Gefühlslagen!
Der Künstler sagte über seine neuen Songs: "Während ich sie schrieb, dachte ich immer daran, so viele Noten aufs Papier zu schreiben, dass es sich schwarz färbt." Dieses Konzept findet ihren Ausdruck in der kompositorischen Dichte von "Heartland". Trotz der Klang-Vielfalt erscheint das Album wie selbstverständlich als Eins.
Diese Komplexität ist nicht zuletzt der Erzählung zuzuschreiben, die "Heartland" zugrunde liegt. Pallett verrät, dass diese im fiktiven Land "Spectrum" spielt und von dem brutalen Farmer Lewis handelt. Würde man darauf auch sicherlich nicht von selbst kommen, erkennt man trotzdem schon anhand der Tracklist, dass Pallett einen roten Faden verfolgt.
Als Soundtrack zu einem Film mit besagter Handlung würde sich "Heartland" auch großartig eignen, fühlt man sich bei den theatralischen Klängen doch zeitweise wie selbst auf die Kinoleinwand gebannt. Fast schon lautmalerisch muten manche Arrangements an. "Flare Gun" ist dafür nur ein Beispiel von vielen.
"Red Sun No. 5" und "Lewis Takes Action" beschreiben die voranschreitende Liebesbeziehung mit beschwingten Melodien. "The Great Elsewhere" zeigt stärker die elektronische Seite des Albums, die sonst eher von der orchestralen Aufmachung verdeckt wird. "Oh Heartland, Up Yours!" ist ein herausragender Track, bei dem Palletts klare Stimme sich besonders schön an die Melodien schmiegt.
Der Titel "E For Estranged" spricht für sich. Wir nähern uns dem Ende der Liebe. Und genauso klingt es auch: traurig und melancholisch. Und doch so schön! Trotz des negativ besetzten Namens "Tyst With Mephistopheles", was in Anlehnung an Goethes Faust nichts anderes heißt als Verabredung mit dem Teufel, klingt der nachfolgende Song schon wieder ausgesprochen zuversichtlich. Pallett trällert "Everything is gonna be alright" und man schöpft schon wieder Hoffnung.
Doch dann stellt er abschließend die Frage "What Do You Think Will Happen Now?" und singt von entmystifizierter Liebe. Ungeachtet des traurigen Ausgangs verzaubert "Heartland" und ist mit dem richtigen Anteil Dramatik einfach schmerzhaft schön.
19 Kommentare
Und es lebt doch.
Zitat (« Heartland, it exists. It's coming out on Domino in the first week of 2010. »):
http://twitter.com/owenpallett/status/3224…
Cucu, seit wann sag ich dir schon "nächstes Jahr kommt's"? Seit 2007? Jetzt stimmts! Also: Nächstes Jahr!
LOL
na das sind doch mal neuigkeiten. jetzt bloss noch daumen drücken, dass es auch wirklich 2010 kommt und nicht erst 3014
vicious ist also final fantasy fan...aha
album schon seit ewigkeiten angekündigt.
pallett ist aber nicht faul, sondern arbeitet an diversen anderen projekten.
letztens hat er mit den arcade fire leuten den the box titelsong fertiggestellt:
http://www.youtube.com/watch?v=mvf8dX11H8s (ist aber ein typischer soundtrack geworden)
auch zu hören auf den letzten alben von mountain goats, rumble strips und mika (:rayed:)
Gestern Nacht erstmal abgeholt und heut nicht dazu gekommen. Werd ich morgen mal synchronisieren und dann bei Gelegenheit hören.
yeah!
@cucumbersandwich (« ah, er hatte die verwirrungen mit dem videospiel satt... dachte aber, das album kommt doch noch unter final fantasy raus? egal, hauptsache, es ist grandios »):
Ich glaube eher, dass es eine rechtliche Sache war.