laut.de-Kritik
Der Herr der Augenringe sägt den Mammutbaum.
Review von Michael EdeleNachdem der Herr der Augenringe auf der kürzlich absolvierten Tour mit Tiamat und Theatre Of Tragedy nicht nur mit zwei hübschen Kolleginnen an Bass und Gitarre überzeugt hat, sondern auch mit zwei neuen Songs, legt er auf "Dancing With The Dead" noch mal zehn dazu.
Schon der Opener "Don't Count Me Out" macht klar, dass Pain nicht länger als das Elektro-Nebenprojekt des Hypocrisy-Frontmanns bezeichnet werden kann. Hier geben fette Gitarrenriffs den Ton an, und die Keyboards dienen gerade mal zur leichten Untermalung. Vor allem das Eröffnungsriff von "Nothing" sägt jeden Mammutbaum durch.
Das sieht bei der absolut hitverdächtigen Videosingle "Same Old Song" dagegen schon wieder anders aus. Hier drängen die hymnischen Keys die Gitarren vor allem im Chorus in den Hintergrund. Wer sich daran stört, hat bei Pain aber eh nichts verloren, denn egal ob Sounds aus der Dose oder aus der Stromgitarre – Peter Tägtgren setzt auf Stimmung.
Und die reißt auf "Dancing With The Dead" zu keiner Sekunde ab. Dazu greift er auch schon mal auf sehr Trip Hop-artige Beats wie beim groovenden "The Tables Have Turned" oder auf fiepende Synthie-Sounds beim zunächst nicht sonderlich eingängigen "Tear It Up" zurück. Doch damit vermeidet Tätgren zumindest die Monotonie, die die beiden letzten Scheiben etwas eintönig gestaltet hat.
Neben dem ebenfalls ziemlich gitarrenlastigen Titeltrack (der sich textlich mit Peters Beinahe-Ableben während eines Baraufenthalts beschäftigt – mehr dazu im Wortlaut) bietet sich das eher elektronische "Not Afraid To Die" als weitere Single an. Die Beats sind treibend, Keys und Gitarren halten sich die Waage und einige poppige Klaviermelodie macht den Song massentauglich.
Der Titeltrack erinnert vielleicht ein wenig zu sehr an "Shut Your Mouth" vom Vorgänger, überzeugt mit seinen Gitarren aber voll und ganz. Das kann ich von der zweiten Single "Bye/Die" nur bedingt behaupten, auch wenn der Text vielen bestimmt aus der Seele spricht.
Mit "A Good Day To Die" heißt es noch mal Rübe festhalten, denn hier lässt die laufende Dunkelkammer einen gehörigen Hassbrocken vom Stapel. Während "Stay Away" nur mittelmäßig überzeugend ist, zeigt "The Third Wave" (ein Song, der ursprünglich für einen schwedischen Film über die sich in Europa ausbreitende Mafia gedacht war), was für geniale Melodien der Mann schreiben kann.
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