laut.de-Biographie
Paleface Swiss
Deathcore aus der beschaulichen Schweiz? Nischiger geht es kaum. Wenn eine blutjunge Truppe von Metalheads aus Zürich mit genau dieser Formel in den USA eine Tournee nach der anderen abreißt und im Netz Millionen von Fans zusammenbekommt, was zum Teufel ist da los?
Die Mitglieder von Paleface Swiss lernen sich erst mit der Bandgründung 2017 kennen. Zunächst finden Vocalist Marc 'Zelli' Zellweger und Drummer Colin "CJ" Hammond zusammen, später stößt Gitarrist Yannick Lehmann dazu. Über Facebook finden sie mit Tommy Lee ihren Bassisten. Zunächst noch unter dem Namen Paleface spielen sie erste Singles und EPs ein und bringen ihre diversen musikalischen Vorlieben, die von Death Metal, Thrash Metal und Hardcore bis zu Nu Metal und Beatdown reichen, allmählich unter einen Hut. Ihre Passion für Liveauftritte können sie erstmals in der Heimat und in Deutschland ausleben. Dass ihnen das Etikett Deathcore angepappt wird, stört zunächst, aber mit der Zeit wird die Frage nach irgendeiner Genre-Schublade unwichtiger, weil der Erfolgskurs ohnehin stimmt.
Ausgerechnet die Corona-Pandemie ab 2020, für Musikschaffende generell eine eher brotlose Zeit, wird für die Paleface-Jungs zum Karriere-Booster: Das Duo Zellweger/Lehmann trifft sich fleißig, um an neuen Songs zu arbeiten, und stellt (Zitat Zelli) Videos von einfach "jedem Scheiß" ins Netz. Dort stoßen irgendwann die hungrigen Metalheads in den Vereinigten Staaten auf die Combo, was zur Folge hat, dass die Schweizer in der Ferne rasch viel bekannter sind als in der Heimat. Dass mit "Chapter 3: The Last Selection" das erste Album bereit steht, passt perfekt. Dass das Plattenlabel Nuclear Blast mit Blood Blast Distribution just zu diesem Zeitpunkt einen Vertrieb für Extreme-Metal-Bands startet, kommt den Jungs ebenfalls zupass.
Als die Pandemie endlich vorbei ist, werden die Konzerte zahlreicher und die zurückgelegten Distanzen grösser. Drummer CJ steigt 2022 aus, bleibt der Band aber verbunden und unterstützt weiterhin im Hintergrund. Auf dem zweiten Album "Fear & Dagger" ist er noch zu hören, danach schwingt sich Cassiano 'Cassi' Toma hinter die Kessel. 2023 geht es erstmals über den großen Teich. Zelli ist überwältigt von der Resonanz in den USA: Einen brandneuen Song, den die Band nur vier Stunden vor einem Konzert veröffentlicht, singen die Fans schon lautstark mit.
Dank ihres wachsenden Erfolgs in den Staaten müssen die Jungs lernen, dass es dort bereits einen Act namens Paleface gibt, und das kann im Heimatland der Rechtsklagen teuer werden. Daher nennen sich die Eidgenossen einfach in Paleface Swiss um. Denn ausbremsen lassen kommt nicht infrage: Dank flexibler Arbeitgeber (alle vier sind nebenher arbeitstätig) kriegen sie Musikkarriere und Broterwerb irgendwie unter einen Hut, es stehen weitere Tourneen durch Nordamerika, Europa (im Vorprogramm von Counterparts) und erstmals auch Australien auf dem Programm – ein zeitraubendes Unterfangen, da die Band laut eigenen Angaben zu 100 Prozent unabhängig unterwegs ist, also ohne großes Management.
Mit "Cursed" veröffentlichen Paleface Swiss Anfang 2025 ihr bereits drittes Studioalbum, auf das wiederum ausgedehnte Liveaktivitäten folgen: In Europa steht die erste Headliner-Tournee an, im Frühjahr geht es einmal mehr durch die USA und Kanada. Dem Erfolg zuliebe gleich fix in die Staaten zu ziehen, wo sie von manchen schon als die neuen Slipknot gehandelt werden, ist aber keine Option, wie Zelli in einem Interview mit dem Schweizer Radiosender SRF 3 festhält: Es sei jedes Mal ein spezielles Erlebnis, "über den Teich" zu reisen, "aber es gibt auch kein besseres Gefühl, als danach wieder heimzukommen". Klingt in seiner Bodenständigkeit irgendwie typisch schweizerisch.
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