laut.de-Kritik

Hyperaktiv-Pop mit großen The-Killers-Arrangements.

Review von

Erstmals landete vor zwei Jahren mit "Death Of A Bachelor" ein Panic! At The Disco-Album auf Platz 1 der US-Charts und knüpfte damit an die Platin-Erfolge des Erstlingswerks an. Daher hatte es Brendon Urie, einzig verbliebenes Mitglied der ursprünglich vierköpfigen Band, diesmal vielleicht besonders eilig, das mittlerweile sechste Studioalbum "Pray For The Wicked" zu veröffentlichen.

Nach dem Neon-Look des Vorgängers ist das Cover diesmal in Pastellfarben gehalten und zeigt Urie in einer Pose, die den europäischen Hörer unweigerlich an Robbie Williams denken lässt. Die Parallelen liegen nicht so fern, sagte dieser doch über Uries letztes Album: "Jetzt weiß ich, wie ich klingen sollte!" Anscheinend haben die beiden doch mehr gemeinsam als nur ihren hohen Entertainment-Faktor.

"Pray For The Wicked" startet mit zwei gutgelaunten Stadion-Hymnen, pompösen Orchestral-Arrangements und viel "Ooh-Oooh". Wirklich interessant wird es erst bei "Hey Look Ma, I Made It", das sich vom klassischen former-Indierockband-goes-great-Arrangement (vgl. The Killers) abhebt: Hier bedient er sich am Sound zeitgenössischer R'n'B-Produktionen. Im dazugehörigen Video verkörpert Urie eine lebensgroße Puppe, ähnlich zu Ed Sheerans "Happier". Da nimmt sich Popmusik wohl einen bewährten Ansatz aus der Verhaltenstherapie zu Hilfe, emotional schwierige Themen mithilfe einer Puppe zu entpersonalisieren.

Tiefgründig geht es mit "High Hopes" weiter, das das für die Band typische Jahrmarkt-Schema aufweist: Aufgedrehte, fast schon hyperaktive Passagen wechseln sich mit überraschend ruhigen Episoden ab, am deutlichsten zu hören in "The Overpass". Hier ebbt der schleppende dubstep-eske Beat abrupt ab, um den Weg für ein Streicher-Instrumental freizugeben. Eine Fahrt auf der Achterbahn, wie man es von Panic! At The Disco seit jeher gewohnt ist.

Zwischen den beiden Songs liegt das temperamentvolle "Roaring 20s", das auch von Shakira stammen könnte sowie die zwei unauffälligen Tracks "Dancing's Not A Crime" und "One Of The Drunks", die sich eher an ein Publikum zu später Stunde im Pub richten, als an die Rush Hour auf der Tanzfläche.

Bei "King Of The Clouds", in dem Brendons markante Stimme exponiert zum Vorschein kommt und dem leicht funkigen "Old Fashioned" experimentiert Urie nochmal mit zwei komplett anderen Stilrichtungen und macht deutlich, dass er sich stilmäßig nicht so richtig festlegen kann oder will. die einen mögen das als Offenheit auslegen, andere als fehlende Stringenz.

Zum Abschluss kommt die obligatorische Ballade: "Dying In LA" ist eine einfühlsame Klaviernummer, in der Brendons Stimme erfrischend ungeschönt daherkommt. Das beinahe schräg geschmetterte "Dying" vermittelt eine persönliche Färbung, die man bei den übrigen, auf Massentauglichkeit polierten Hitnummern vermisst. Fast schon fühlt man sich zurückversetzt ins Jahr 2006, als sich Brendon beim ersten P!ATD-Deutschlandkonzert alleine ans Klavier setzte und das ausverkaufte Bürgerhaus Stollwerck verzauberte. Man könnte sich nun mehr solcher authentischer Momente auf dem Album wünschen, aber vielleicht wäre es dann keine Popmusik mehr.

Trackliste

  1. 1. (Fuck A) Silver Lining
  2. 2. Say Amen (Saturday Night)
  3. 3. Hey Look Ma, I Made It
  4. 4. High Hopes
  5. 5. Roaring 20s
  6. 6. Dancing's Not A Crime
  7. 7. One Of The Drunks
  8. 8. The Overpass
  9. 9. King Of The Clouds
  10. 10. Old Fashioned
  11. 11. Dying In LA

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2 Kommentare

  • Vor 6 Jahren

    Finde das Album um Längen besser als Death of a Bachelor. 'Hey Look Ma, I Made It' und 'Roaring 20s' sind Highlights. 'Dying in LA' find ich allerdings eher mittelmäßig, Balladen sind nicht gerade seine Stärke.

  • Vor 6 Jahren

    Warum firmiert der eigentlich noch unter Panic! at the Disco? Kann er nicht einfach solo als Brendon Urie an den Start gehen? Mit dem wunderbaren A Fever You Can't Sweat Out hat das doch schon lange nichts mehr zu tun, Bandmitglieder sind auch keine übrig geblieben. Hat irgendwie einen komischen Beigeschmack, da ich mit P!ATD immernoch diesen 2005er Sound assoziiere.
    Album ist ganz okay, sticht aus dem Popeinheitsbrei heraus.
    Und ich muss der Autorin in einem Punkt rechtgeben: Der Producer/Mixer sollte Uries doch recht einprägsame Stimme nicht so durch den Fleischwolf jagen.