laut.de-Kritik
Der Pionier des Elektroswing kreiert neue Leckerbissen.
Review von Amelie KöpplImmer wieder hört man von neuen tollen "Electroswing"-Parties. Ein neuer Trend? Olle Kamellen! Denn das, was die DJs heutzutage in den Clubs als Elektroswing verkaufen, ist oft nur ein lieblos zusammengesampeltes Etwas aus Soul, Swing und ein paar elektronischen Beats. Dabei gibt es doch schon seit Jahren jemanden, von dem sich mancher eine dicke Scheibe abschneiden könnte: Parov Stelar.
Bereits in den 90er Jahren begründet er eine neue Form des Crossover, den sogenannten Elektroswing, eine enorm tanzbare Form von Downbeat, Trip Hop und Dubstep. Der angeblich eigentlich völlig unmusikalische Marcus Füreder, so sein bürgerlicher Name, beweist bereits früh ein exzellentes Händchen für perfekt abgestimmte Samples und Melodien. Und weil er mit seiner Musik eher ein Nischenthema besetzt, gründet er auch noch gleich sein eigenes Label namens "Etage Noir". Mit ordentlich Unterstützung von österreichischen Clubs und dem Radiosender FM4 gelingen ihm bald ausverkaufte Konzerte; auch in Istanbul und Mexiko-Stadt.
Mit "The Princess" verfolgt er seinen unverkennbaren Stil konsequent weiter. Auf Dekonstruktion folgt Neuzusammensetzung. Dass das Album aus zwei Teilen besteht, ist dabei kein Zufall.
Teil eins ist bedacht gewählt und enthält emotional ausgeprägte Samples. Hierbei gaben erneut viele Jazz- und Soulkünstler wie Cleo Panther, Jerry Di Monza oder Lilja Bloom ihre Stücke zum Besten. Verträumte, nachdenkliche Texte treffen hier auf mitreißende Melodien und Beats: "I cried for you and I died for you / No longer I'm gonna be your fool!" ("Nobody's Fool").
Erwähnenswert sind auch Songs wie "The Princess" oder "You Got Me There", in denen klassische Instrumente wie Klavier und Geige besonders
eindrucksvoll mit dem gleichmäßig unterbrochenem Beat harmonieren. Weitere Höhepunkte der ersten CD sind "The Fog" und "Song For The Crickets", die eine ideale Vertonung ihres Titels andeuten.
Auf der zweiten CD spiegelt sich das musikalische Werk von Parov Stelar wieder, wie man es von ihm aus zahlreichen nächtlichen Tanzexzessen gewohnt ist: der Elektroswing wie er leibt und lebt. Nachdem Teil eins von "The Princess" eher innigen Loungecharakter besitzt,
kann man bereits beim ersten Song namens "Jimmy's Gang" kaum die Beine still halten.
CD zwei trägt zugleich den Namen "The Vinyl Collection 2012-2012". Mit von der Partie ist auch eine Version von "The Phantom", mit dem Stelar bereits zahlreiche Clubcharterfolge eingeheimst hat. Viele Tracks sind hier sehr elektrolastig ("The Snake", "Baska Brother"), vergessen jedoch nie ihre swingenden Wurzeln; egal ob anhand der Melodie oder aufgrund des Rythmus.
In den letzten Jahrzehnten wandelte Parov Stelar wie ein Phantom durch europäische Clubgefilde. Seine rückwärtsorientierte Musik ist Teil eines Ganzen, das sich aus der Eleganz der 20er und 30er Jahre und purer elektronischer Energie zusammensetzt. Sein Sound ist
selbst nach seiner jahrelangen Schaffenszeit noch nicht überholt, denn mit seinem neuesten Werk beweist er wieder die unbegreifliche Coolness von mit Elektrobeats gemixten Retrosounds. "The Princess" ist ein fein dekorierter Leckerbissen für Freunde und Liebhaber elektronischer Tanzmusik.
5 Kommentare
aaaaah endlich was neues, direkt mal besorgen
that swing war fantastisch, bin gespannt auf das neue!
nebenbei auch ein ganz heißer live tip!
Pflichtkauf!
!!!
Das mit dem Live-Tipp kann ich unterstreichen, habse dieses Wochenende am Openair in St.Gallen gesehen. Die haben die Menge zum Kochen gebracht!