laut.de-Kritik
Kann denn Sonnenschein Sünde sein?
Review von Matthias ManthePassion Pit lachen gerne, das zeigen die Pressefotos. Ihr Album eröffnet mit einem Song namens "Make Light", und Sonnenschein gabs auch bei der Bandinitiation. Leader Michael Angelakos vergaß den Valentinstag und schrieb dem Mädchen seines Herzens zur Abbitte einen Satz Liebeslieder, zu denen man einfach nicht mehr böse sein kann: hochsommerlich und überschwänglich, euphorisch und überschäumend, durch und durch optimistisch und voller LoveLoveLove, für jeden so viel er tragen kann.
Auf jener EP und dem schon bekannten Song "Sleepyhead" aufbauend folgen jetzt zehn weitere hermetisch dicht arrangierte Luftkissenstücke voller "Higher and higher and higher"-intonierenden Kinderchören, mit denen das Quintett aus Cambridge in Massachussetts erst besagter Freundin, jetzt uns den Alltag leichter machen will.
Wo in Europa (nicht unbedingt zuvorderst in Deutschland) noch gegen Bildungsnotstand und Studiengebühren protestiert wird, hat man sich in Übersee schon gut eingerichtet im Prekariatsschlamassel bzw. weiß finanzstarke Erzeuger hinter sich. Die Erträglichkeit des Daseins als US-College-Student haben ja zuletzt Vampire Weekend nicht minder formidabel demonstriert.
Mag das Label also eifrig etwaige lyrische Tiefgründigkeiten betonen (Angst vor einem One-Season-Hype?): Das hier ist der Soundtrack für in Blümchenkleidern durch Blümchenwiesen Tollen und sorgloses Rumknutschen im Autokino (Passion Pit ist Slang für Rückbank-Fummeleien). Dazu hie und da einige Prisen Sentimentalität, fertig ist das adäquat süße Refreshment zur Jahreszeit.
Als Gegengift zur Sommertristesse bietet sich Angelakos jungenhaftes Chipmunking genauso an wie die unschuldigen Vibraphone, lockerleichten 80s-Beats und Quietsch-Synth-Fanfaren, die sich sirupartig auf die sowieso schamlos fruchtigen Melodien kleben. Zwischen Jackson Five-Catchiness, The Mae Shis Exaltiertheit und Animal Collective in ihren zuckrigsten Momenten illuminiert dieser Elektro-Tweepop mit Antrieb in Himmelsrichtung noch das deprimierteste Dunkel.
Also: Stock raus, zum Tanz und Hüpf geladen oder zum "lay with me on the ground". Instant-Laune für jedermann gibts nämlich nicht jeden Tag beim Plattendealer.
11 Kommentare
Coolio.
sleepyhead zumindest ist sehr fein.
sau gutes album.
heute live. gratis.
@Screwball (« @kapott (« sleepyhead zumindest ist sehr fein. »):
dieses rumgejaule geht mir so auf die nüsse.
aber verf*ckter ohrwurm! »):
Schon, die Aussage kann man auch auf einen guten Teil des Albums übetragen...Generell eigentlich gar nicht schlecht, nur diese verdammten schrillen, megahohen Passagen gehen gehörig auf den Wecker
"little secrets" ist auch fies
higher and higher...