laut.de-Kritik
Zurück zu den Art Rock-Eskapaden der 70er.
Review von Klaus HardtDer Pat Metheny Group ist mit ihrem neuen Werk ein großer Wurf gelungen. Eine ungewöhnliche Platte. Nicht wie sonst: Stücke zwischen fünf und sieben Minuten Länge, bei denen das Thema vorgestellt wird, jeder einmal improvisieren darf (sogar der Drummer wenn er brav ist), und am Ende kommt nochmal das Thema. Nein, hier ist es anders! Vier Stücke auf einer CD, die eigentlich doch nur ein einzelnes Stück sind, aber wohl der besseren Verdaulichkeit wegen aufgeteilt wurden. So hat nur das "Opening" eine "normale" Länge, die anderen drei Teile "Part One", "Part Two" und "Part Three" bewegen sich zwischen 15 und knappen 26 Minuten.
Aus dem Infoblatt lässt sich entnehmen, dass Pat Metheny und sein Bandkollege Lyle Mays sich als Komponisten richtig ausleben und ihre gemeinsamen musikalischen Erfahrungen der letzten 25 Jahre in ein Musikwerk einfließen lassen wollten. Dieser Umstand erschließt sich erst nach vielen CD-Durchläufen. Es ist ein episches Werk, strukturiert durch An- und Abschwellen von Intensität, die sich durch Dynamik, Tempo und kompositorische Dichte vermittelt. Dabei ist immer der typische Sound der Pat Metheny Group mit den breiten schönen Klängen vorhanden. Mal unterlegt von hektischem Uptempogezucke, mal ganz sparsam mit nur einer clean gezupften Gitarre und einer Harmonika.
Die verschiedenen Themen beziehen sich immer wieder aufeinander. Entweder die Akkordfolgen klingen ähnlich, oder die Melodien sind miteinander verwandt. Dazwischen entfernt sich die Band von dem ursprünglichen Bezugspunkt, so dass sich einem eben erst nach einer Eingewöhnungsphase der größere Rahmen erschließt. Das Kompositionsprinzip hat eigentlich schon etwas Orchestrales und erinnert an die Art Rock-Eskapaden der 70er Jahre. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied: die Improvisation. Zu Beginn hat man den Eindruck, dass über weite Strecken die Band nur improvisiert.
Was aber nicht in Frage kommt, da immer wieder Unisono-Teile auftauchen oder sie ein paar Akzente gemeinsam setzen. Pat Metheny und Lyle Mays ist eine sehr interessante Mischung aus einem komplexen kompositorischen Gesamtzusammenhang und genügend improvisatorischem Freiraum gelungen, bei dem sich die Rhythmusgruppe mit dem Solisten steigern und ausleben kann.
Einziger Wermutstropfen der Aufnahme ist der manchmal leicht übertriebene Hang zum Schönklang. Die schmeichelnden Akkorde und tragenden Melodien könnten ein wenig sparsamer eingesetzt sein. Aber so ist sie, die Klangwelt der Pat Metheny Group, und es gibt auch einige Stellen, an denen sie es richtig kreischen und krachen lassen, wobei der harmonische Rahmen nicht gänzlich gesprengt wird. Darüber hinaus kann sich der Zuhörer neben dem Genuss der Klänge und spontanen musikalischen Einfällen als Forscher betätigen und versuchen herauszufinden, was nun eigentlich komponiert und was improvisiert ist.
1 Kommentar
Pat Metheny ist und bleibt einer der authentischsten und einflussreichsten Gitarristen der Gegenwart. P.M ist und bleibt ...uuppssss...da capo... einer in der Spitze des Jazzrock/Fusion-Genres.