laut.de-Kritik

Wer sich vom Label "Kelly Family" abschrecken lässt, verpasst was.

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Die Geschichte hinter dem Albumtitel "One More Year" ist zugegebenermaßen ein wenig pathetisch, aber doch so schön und traurig, dass sie einleitend erzählt werden sollte. 2009 erhält Patricia Kelly die Diagnose Brustkrebs. Da ihre Mutter bereits an dieser Krankheit gestorben war, betet sie für zehn weitere Lebensjahre. Sie möchte ihren Kindern den Schmerz ersparen, den sie damals erlitt. Gott erfüllt der Katholikin diesen Wunsch. Nach Ablauf dieser zehn Jahre hofft sie nun also auf "ein weiteres Jahr".

"One More Year" ist das vierte Studioalbum des drittältesten Mitglieds der berühmt-berüchtigten Pop-und Folkband The Kelly Family. Zwölf Stücke haben es auf die CD geschafft, 16 auf die Streaming-Version. Unterstützung hat Kelly unter anderem von Grammy-Gewinner Jonas Myrin und dem Produzenten Danny Shaw, der bereits mit David Guetta zusammenarbeitete, erhalten.

Gleich im Intro "One More Year" thematisiert die 50 Jahre alte Mutter von zwei Kindern den Hintergrund für den Albumtitel. "I don't have the right to be asking but I still need more", singt sie im Pre-Chorus des Stücks und klingt dabei so hoffnungs- und kraftvoll, dass ihr Mut und ihr Selbstbewusstsein auch auf den Hörer abfärben sollte.

Der einleitende Loop des zweiten Liedes "Carry On" klingt vielversprechend. Kelly und Produzent Sky Adams, für seine Arbeit mit Kylie Minogue bekannt, enttäuschen nicht und liefern einen energiegeladenen Popsong mit EDM-Einflüssen, der nach vorne geht und Spaß macht. Aufgrund des ein wenig überzogen klingenden Akzents und ihrer manchmal etwas übertriebenen Betonung klingt sie aber leider ein bisschen wie eine Parodie ihrer selbst, wenn sie beispielsweise "Give me superpowers to make my father proud, to find my purpose" singt. Was genau für ein Akzent das ist, lässt sich gar nicht so leicht sagen, denn Patricia Kelly ist in Spanien geboren, ihre Eltern sind Amerikaner, sie hat viel Zeit in Deutschland verbracht und ist außerdem Nachfahre irischer Einwanderer.

"Love Found Me" ist eine runde Ballade samt Klavier- und Streicherbegleitung, die ruhig startet und sich danach etwas zu berechenbar entwickelt. Das darauffolgende "Medicine" hat wieder mehr Tempo, klingt aber für eine erste Single zu langweilig. Kelly will mit "Medicine" laut eigener Aussage darauf aufmerksam machen, dass Männer nicht nur in der Musikbranche und in ihrem Beruf bevorzugt werden, so richtig deutlich wird das ohne Erklärung jedoch nicht. "Thank You" mutet ein wenig wie ein Disney-Song à la "Let It Go" an, erfindet das Rad natürlich nicht neu, verfügt aber über eine schöne Melodie und solide Vocals und damit auch definitiv über eine Daseinsberechtigung.

Noch einen weiteren Schub Selbstvertrauen und Hoffnung sollen Fans beim Anhören des Duetts "Don't Lose Hope" mit Jonas Myrin bekommen, der den einzigen Gastpart des Albums beisteuert. Mit "Your Grace" und "Mother" zollt Kelly ihrer verstorbenen Mutter und mit "Giant" einer Vaterfigur, ihrem Mentor und einem ihrer besten Freunde Tribut.

"Goodbye" hebt sich ein wenig vom restlichen Album ab, da es deutlich rockiger und frecher klingt als die anderen überwiegend poplastigen Nummern. Genau wie "Call Me Crazy" erscheint es aber entbehrlich und wirkt eher wie Füllmasse als wie ein unverzichtbarer Teil des Gesamtkunstwerks.

Unverzichtbar hingegen wäre eigentlich "Luck On The Way" dank des tollen Refrains, für den Kelly Unterstützung vom Produzenten Paul Whalley erhalten hat. So trivial darf Pop gerne klingen und so trivial sorgt Pop für gute Laune. Dass es das Stück aber nicht auf die physikalische Version des Albums geschafft hat, ist etwas verwunderlich.

Nach dem langsameren, aber eher überflüssigen Titel "Forgiveness" und dem schnelleren, aber ebenfalls eher überflüssigen Titel "I Need You" endet das Album mit einem wirklich hübsch gesungenen, aber etwas schnulzigen Stück namens "Too Late". Die mal wieder nur von Piano und Streichern begleitetete Ballade handelt von versäumter Liebe, für die es nun zu spät ist. Im realen Leben hat Patricia Kelly die Liebe aber zum Glück nicht versäumt, sondern ist glücklich verheiratet und lebt mit ihrer Familie auf Mallorca.

Fast alle Songs auf Patricia Kellys viertem Soloalbum sind eingängig und prägnant. Durch die Mischung aus schmalzigen Balladen und flotteren Popsongs sorgt Kelly für Abwechslung über die gesamten 59 Minuten der Platte hinweg. Von den 16 Stücken, die es auf "One More Year" geschafft haben, klingt kein einziges schlecht und einige sogar richtig gut. Die Laufzeit von fast einer Stunde ist aber zu lang und von einer etwas strengeren Auswahl hätte "One More Year" sicherlich profitiert.

Trackliste

  1. 1. One More Year
  2. 2. Carry On
  3. 3. Love Found Me
  4. 4. Medicine
  5. 5. Thank You
  6. 6. Don't Lose Hope
  7. 7. Your Grace
  8. 8. We're Gonna Be Okay
  9. 9. Goodbye
  10. 10. Giant
  11. 11. Call Me Crazy
  12. 12. Mother
  13. 13. Luck On The Way
  14. 14. Forgiveness
  15. 15. I Need You
  16. 16. Too Late

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