laut.de-Kritik

Glitzer, Drogen und Lava für die Mattscheibe.

Review von

Bobby Liebling, dieser hochsympathische aber auch schwer toxische Hybrid aus abgehalftertem Pornostar, schrillem Waldkauz und halbmexikanischem Topdealer, hat sich in seinem mittlerweile 57-jährigen Leben wohl schon mehr Drogen durch die Nase gezogen, als Jahr für Jahr über die mexikanisch-amerikanische Grenze geschmuggelt werden. Um so überraschender, dass der gute Mann sich innerhalb der letzten Jahre erneut aus dem persönlichen Gesundheits-Sumpf gezogen und mit "Last Rites" ein unheimlich starkes Album eingespielt hat. Metal Blade Records setzen noch eins drauf und veröffentlichen mit "When The Screams Come" die erste DVD in der 40-jährigen Bandgeschichte der Vorzeige-Doomer aus Washington.

Vom erwähnten neuem Album ist auf dem Video aber kein Song vertreten, denn der Mitschnitt datiert aus dem Mai 2010, als Liebling seinen Langzeitgitarristen und Lebenspartner Victor Griffin ein viertes Mal in die Band zurückholte und zur Feier des Ereignisses einige ausgewählte Reunion-Dates zockte. Ziemlich am Ende dieser Tour waren Pentagram bei der achten Auflage des Maryland Deathfest geladen und gehörten neben Hauptacts wie Obituary eher zur sanfteren Fraktion. Vor überschaubarem Publikum spielten Pentagram einen munteren Querschnitt ihrer Karriere und brachten die vornehmlich jungen Fans nach anfänglicher Distanziertheit durchaus zur Ekstase.

Auch kein großes Wunder, denn mit Songs wie "Day Of Reckoning", "You're Lost, I'm Free" oder "Sign Of The Wolf" haben Pentagram die Doom-Geschichte entscheidend mit verfasst und geprägt. Die Musik ging aber aufgrund der mörderischen Bühnenpräsenz von Sänger Liebling fasst unter. Mit den hervorgequollenen Augen, der starren Mimik und dem golden-glitzernden Anzug Marke "Elton John goes Heavy Metal" ist Liebling auch im neuen Jahrtausend die schillerndste Figur auf den Metalbühnen dieser Welt und obendrein mehr Kinderschreck, als Stephen Kings "Es" es je sein könnte. Liebling und der großartig aufspielende Victor Griffin am Sechssaiter degradierten Greg Turley (Bass) und Gary Isom (Schlagzeug) zu Statisten, ohne die tighte Rhythmussektion wäre der zähflüssige Lava-Sound aber nur die halbe Miete wert.

Neben der durchwegs ansprechenden Leistung des Bühnenquartetts verblasst leider die Produktion der DVD. Es kamen zwar viele Kameras zum Einsatz, aber das teils amateurhafte Gezoome und die übereifrig verwendeten Nahaufnahmen beginnen mit der Zeit zu nerven. Zumindest der Sound scheint nicht nachgebessert und liefert eine realistische Live-Aura ins Wohnzimmer. Ein Bobby Liebling-Interview, bei dem die geläuterte Legende über den nicht mehr erwarteten Erfolg der Band und die zahlreichen Dämonen seiner Vergangenheit spricht und dabei sogar die Haarbürste auspackt, schließt die DVD ab.

Die Features sind damit auch schon zu Ende. Für fehlende Outtakes oder Bonusmaterialen gibts ein dickes Minus, denn in 40 Jahren Bandgeschichte sollte doch etwas mehr an Pentagram-Material aufzutreiben sein. Vielleicht beim nächsten Mal.

Trackliste

  1. 1. Day Of Reckoning
  2. 2. Forever My Queen
  3. 3. Ask No More
  4. 4. Run My Course
  5. 5. You're Lost, I'm Free
  6. 6. Review Your Choices
  7. 7. Petrified
  8. 8. Relentless
  9. 9. All Your Sins
  10. 10. 20 Buck Spin
  11. 11. Sign Of The Wolf
  12. 12. When The Screams Come

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Pentagram – When the Screams Come €173,00 Frei €176,00

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Pentagram

Offiziell liegt die Gründung von Pentagram im Jahr 1971, doch bereits ein Jahr zuvor steigt Sänger Bobby Liebling bei einer Band aus Washington DC namens …

Noch keine Kommentare