laut.de-Kritik

Groovende Querfeldeinmusik aus Finnland.

Review von

Auf der Suche nach sich ständig verändernden Soundausrichtungen und der ultimativen experimentellen Klangekstase werden Freunde des gepflegten Crossover nun schon seit fast dreißig Jahren im finnischen Helsinki fündig. In der drittgrößten Stadt der Nordischen Länder sind die Herren James Spectrum und Paul Malmström zu Hause – ein Duo, dass sich weder mit hippen Trends noch mit fest verankerten Trademarks beschäftigt, sondern einzig und allein seinem Bauchgefühl folgt.

Im Hochsommer 2024 kommen die beiden Kreativköpfe Spectrum und Malmström mit ihrem sechsten Studioalbum "Comix Sonix" um die Ecke – ein Werk, das sich musikalisch genauso bunt und vielfältig präsentiert wie das prägnante Albumcover. Wer sich dem Schaffen von Pepe Deluxe mit festen Genreschubladen nähert, der kommt schon nach den ersten Minuten gehörig ins Schwitzen. Nach einem wabernden Intro ("FIN") starten die Finnen mit einem groovenden Beat, Delay-Gitarren und Portishead-Gesängen, ehe völlig abgedriftete Drum-Fills und wilde Panflöten das Kommando übernehmen ("From The Mouth Of Elmer McCurdy").

Weiter geht's mit funkigen Disco-Vibes, wilden Scratches und einer Prise R'n'B ("Freedom Flag"). "Baptized Nitro" ist so kurz und heftig wie der erste Levelboss-Fight in einem Survival-Shooter. Mit altersklugen Affen und dem Gehörnten an Bord geht es in Richtung Dynamik-Olymp ("Wise Monkeys And The Devil").

Der Beat wird schneller, die Effekte immer schriller. Spätestens jetzt stößt auch der erfahrenste Klanganalyst an seine Grenzen. Pepe Deluxe greifen wild um sich und scheuen vor keinem Experiment zurück. Latin, Spaghetti-Western, Surfrock, Soulpop, R'n'B, Hip Hop, Electro: Die Finnen schmeißen alles in einen Topf, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren.

Sicher, bisweilen kommt der Hörer mit dem Sortieren der verschiedensten Einwürfe aus allen Soundrichtungen nicht mehr hinterher. Aber kein einziger Song endet im Chaos. "Saddle That Wind" vereint Schlagerpop-Vibes aus den Siebzigern mit der Freshness der Beastie Boys und gehört genauso ins Radio wie das mit groovenden Percussions befeuerte 70s-Funk-Feuerwerk "Everything Is".

Am Ende macht eine "kleine Reise" ("Le Petit Voyage") den Deckel drauf. Noch einmal ziehen Spectrum und Malmström in punkto Dynamik alle Register. Der Ausklang gleicht einem wabernden Ritt durch ferne Galaxien. Erinnerungen an die blechernen und übersteuerten Sci-Fi-Soundtracks der ersten Stunde markieren den Schlusspunkt hinter einem kunterbunten Soundtrip voller Wendungen und Überraschungen. Hier bekommt der Fan von strukturiertem Chaos und detailliert arrangierter Querfeldeinmusik so Einiges geboten.

Trackliste

  1. 1. FIN
  2. 2. From The Mouth Of Elmer McCurdy
  3. 3. Freedom Flag
  4. 4. Batized By Nitro
  5. 5. Wise Monkeys And The Devil
  6. 6. Emotionally Available Diabolical Parenthood
  7. 7. Saddle That Wind
  8. 8. Earth Boys Are Easy
  9. 9. Swedish Ex-Pander
  10. 10. Sweet Baby Sun
  11. 11. Servin The Fruits of the Infinitely Branching Multiversal Tree
  12. 12. Everybody Is
  13. 13. Back From The Futures With Goldfinger And K
  14. 14. Superbutterfly
  15. 15. What Was Till The Beginning
  16. 16. Le Petit Voyage

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