laut.de-Kritik
Abwechslungsreich, vielseitig und unterhaltsam.
Review von Kai KoppAlle fünf Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Unterernährung! Deshalb wird Peter Maffay auch nicht müde zu betonen: "Egal in welchem Land man sich gerade befindet, die Kinder haben es am schwersten". Maffay sieht zwar laut Tagesspiegel mit seinen "runtergezogenen Mundwinkeln manchmal eher aus, als wolle er Kinder erschrecken." Wer aber sein mit dem Bundesverdienstkreuz geehrtes Engagement kennt, weiß, dass die Anliegen der kleinen Leute für ihn eine Herzensangelegenheit sind.
Schon seit längerem kümmert sich die Rockeminenz mit der Peter-Maffay-Stiftung und der Tabaluga-Stiftung persönlich um die Belange der kleinen Leute. Nun geht er den nächsten Schritt. Im Veröffentlichungsrummel um "Begegnungen - Eine Allianz Für Kinder" erntet er von allen Seiten viel Lob für sein ehrgeiziges Projekt, das einzig dazu dient, eine international vernetzte Plattform zu schaffen, um dem Elend der Jüngsten entgegen zu wirken.
Die Politiktreibenden aller Länder überschütten ihn mit Lobeshymnen und stellen sich allzu gern als Paten zur Verfügung. Allen voran Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, die die Schirmherrschaft inne hat. Nicht lumpen lassen sich auch der israelische Außenminister (und Friedensnobelpreisträger) Shimon Peres, der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko, der Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond M. Tutu und UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen. Aber auch Kunstschaffende wie der New Yorker Maler James Rizzi oder der Hollywoodschauspieler Woody Harrelson schlüpfen in die Patenrolle. Der soziale und politische Hintergrund von "Begegnungen - Eine Allianz Für Kinder" lässt also nur ein Fazit zu: Kaufen, um eine definitiv gute Sache zu unterstützen.
Wie steht es aber mit musikalischen Argumenten? Unterstützung holt Peter Maffay sich aus 13 Ländern und vier Kontinenten. 14 Musikerinnen und Musiker sind letztendlich beteiligt, wenn es darum geht, den Kindern dieser Welt eine Stimme zu geben. Die Mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler zählen eher zu den jeweils nationalen Berühmtheiten, denn zur Elite internationaler Rock/Pop-Kultur. Allen gemeinsam ist, dass sie sich schon längere Zeit in sozialen Projekten engagieren.
Einleitend schiebt Zola, der Superstar der südafrikanischen Kwaito-Szene, seine Raps über das Playback. Die Eröffnung des Albums ist mit ordentlichem Hip-Pop-Schub gelungen. Panjabi-Rock reicht das indische DJ-Kollektiv RDB mit "Ishq Naag" dar. Die israelische Sängerin Tsipi Mashid performt auf hebräisch und macht mit "Soul Prayer" die Weltmusikschublade ganz weit auf. Starke Nummer mit einfallsreichem Playback und seelenvollem Refrain.
Blechblasmusik der Sinti und Roma verarbeitet der Frankfurter DJ Shantel mit "Donna Diaspora". Die Mutter Beimer der kapverdischen Musikszene, Cesaria Evora, trägt mit "Sodade" eine wunderschöne Folk-Pop-Nummer bei. Senait G. Mehari, die Kindersoldatin in Eritrea war, ehe sie den Bestseller "Feuerherz" schrieb und Sängerin wurde, performt den einzigen deutschsprachigen Beitrag, "Mit Dir".
Bei allen exotischen Zutaten zieht sich der maffaysche Rock als roter Faden durch das Konzeptalbum. Zu hören auf dem Beitrag der chinesischen Sängerin und Tänzerin Chen Lin ("Say Yeah"), Robert Wells "Never Ending Love", "Salaamalek" des afghanischen Musikers Farhad Darya, "Svitanok" der ukrainischen Eurovisions-Gewinnerin Ruslana und auf dem Rauswerfer "Children Of The World", den alle Beteiligten gemeinsam gestalten.
Daumen hoch auch für die musikalische Ausbeute! Peter Maffay gelingt es mit "Begegnungen - Eine Allianz Für Kinder " nicht nur, sich mit einer guten sozialen Idee auf politischer Ebene Gehör zu verschaffen. Er offenbart gleichzeitig (s)einen immensen musikalischen Horizont, der sich in einem glaubhaften, ideen- und abwechslungsreichen, vielseitigen und im besten Wortsinne unterhaltsamen Songrepertoire widerspiegelt.
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