laut.de-Kritik
43 Minuten schönste Anti-Meditation.
Review von Sven KabelitzManch eine:r hat vielleicht einmal von der Band Motörhead gehört. Deren von vielen als unsterblich betitelte Sänger und Bassist Lemmy Kilmister musste leider 2015 feststellen, dass das gar nicht stimmte. Danach stand der dort seit 1983 spielende Gitarrist Phil "Wizzö" Campbell ohne Band da. Obwohl er doch weiter Musik machen wollte. Doof das.
Nach dem ersten Schock fand er dann ausgerechnet dort ein neues Zuhause, wo man als Rockstar normalerweise als letztes hinschaut: In der eigenen Familie. Eher zufällig gründete er mit seinen Kindern Todd (Gitarre), Tyla (Bass) und Dane (Schlagzeug) die Bastard Sons. Die brachten es seit 2016 auf zwei EPs, zwei Studioalben und ein Livewerk, bis man sich von Sänger Neil Starr verabschiedete. Nun steht erstmals Joel Peters am Mikro.
Die Neubesetzung stellt sich als deutlicher Gewinn heraus. Für den sich durch die Subtilität des Todessterns auszeichnende Bastards-Sounds fiel Starrs Timbre oft zu gesittet aus. Peters klingt hingegen schon so, als hätte er in manch einer Nacht dem Trinkgenuss gefrönt, gelegentlich Aschenbecher ausgeleckt und manch einen Rülpser quer sitzen. Er hat deutlich mehr Kraft und Schmirgelpapier in der Stimme, was schlichtweg besser passt.
Auch wenn es beim Hardrock der Waliser ordentlich eines auf den Opa gibt, verfügt die Produktion über deutlich weniger Schmodder als bei Campbells alter Band (die mit den Fibromen). Deswegen stellt "Kings Of The Asylum" aber noch lange kein freundliches Familientreffen mit Barbecue dar. Gleich die ersten Noten des gepfefferten "Walking In Circles" sorgen dafür, dass da kein Missverständnis aufkommt. Die Gitarren zetern, der Bass warzt, das Schlagzeug bolzt und Peters krakeelt. Luftholen können andere, wir nicht.
Trotz der klaren Richtungsangabe (nach vorne!) kommt die Abwechslung nicht zu kurz. Das mit munterer Doublebass und einigen redlichen Breaks ausgestattete "The Hunt" liefert feinstes Motörhead-Material. In "Strike The Match" treten kurzzeitig AC/DC-Körperfresser an die Stelle von PCATBS und verlaufen sich prompt in den 1980ern. Der Titeltrack bietet ungeschliffenen Blues-Rock.
Mit dem schmuddeligen "Maniac" enden die 43 Minuten schönste Anti-Meditation auf "Kings Of The Asylum" schneller als erwartet. Irgendwo im Hintergrund nippt ein Zombie an seinem Glas Jack & Brain, nickt anerkennend mit dem Kopf und schlurft daraufhin hinaus in die Nacht. So kann er Wizzö nun alleine lassen. Das passt.
3 Kommentare
Schön schnörkellos auf die Fresse.
Macht mächtig Laune und die Gitarren klingen super. Und ein Sänger, der top dazu passt. Hoffentlich bleibt er.
Oldschool auf die sympathische Art.
Auch das Cover ist schön. Erinnert mich irgendwie an Cover von King Diamond.
Außerdem hat Sven Kabelitz hier mal ganz nebenbei die schönste Review des bisherigen Jahres rausgehauen.
Chapeau.