laut.de-Kritik
Mehr als ein Jahrzehnt Teenage Angst.
Review von Vicky ButscherKeiner, der Ende der Neunziger in Teenage Angst schwelgte, kann an Placebo vorbei gekommen sein. So viel Einsamkeit, Unzugehörigkeit und Unverstandenheit bekommt man selten musikalisch und lyrisch derart geballt präsentiert. Heute wäre das was für Emos, damals war es dunkel angehauchter Britrock, den man auch hören konnte, wenn man sich in seinen guten Stunden "Champagne Supernova" und "Parklife" zu Gemüte führte. Nun gehen Placebo den rühmlichen Schritt zur kleinen Plattenfirma. Im Zuge dessen verabschiedet man sich beim Major mit einem Boxset, das jeglichen Output der letzten 13 Jahre komprimiert.
Eines fällt dabei sofort auf: Placebo haben ein Händchen für tolle Designs. Die schlichte Box enthält fast ausnahmslos Highlights der Covergestaltung. Mit Ausnahme der eh zu vernachlässigenden Live-DVD gibt es einen Augenschmaus nach dem nächsten zu betrachten. Den Höhepunkt bildet dabei das Coverfoto von "Without You I'm Nothing": Verschlossen wirkende, sich gegenüber sitzende Zwillinge scheinen auf der in gelbes Licht getauchten Umgebung zu kleben. Besser hätte man die Stimmung der Songs nicht darstellen können.
Musikalisch beginnen Placebo punknah. Schroffe Gitarren und eine hohl klingende, treibende Rhythmussektion bestimmen den Klang des selbst betitelten Debüts. Das Album gibt inhaltlich klar die Richtung vor - Teenage Angst und sexuelle Orientierung: "Got the muse in my head, she's universa.l" In diese Richtung gehen auch die meisten der Stücke der "B-Sides"-Compilation. Sie spart die Remixe und zeigt Meisterwerke wie "Little Mo", die es aus unerklärlichen Gründen nie auf ein Album geschafft haben.
Die Melancholie überwiegt auf "Without You I'm Nothing". Den Titeltrack spielten sie in einer Version mit ihrem Mentor David Bowie ein, der Film "Eiskalte Engel" katapultierte "Every You Every Me" nicht nur auf alle Studentenpartys Deutschlands, sondern auch in die Massen. Mit "You Don't Care About Us" schrieb die Band wieder so einen Song, der sie inhaltlich und musikalisch definiert.
Das fordernde und etwas elektronischere Album "Black Market Music" bescherte der Band in Deutschland ihren Durchbruch. Die versponnene Vorab-Single "Taste In Men" beweist, dass Brian Molko, Stefan Olsdal und Steve Hewitt nicht auf der Stelle treten. Auf "Sleeping With Ghosts" bauen sie die elektronischen Elemente mit Hilfe von Jim Abbiss weiter aus. Leider schwebt dieses Werk zeitweise in bedeutungsloser Luftigkeit. Für Placebo ist zu viel Platz in den Songs, die Band ist in einer Klangmauer besser aufgehoben. Eine schönes Special ist die Bonus Disc, die tolle, sehr eigene Coverversionen sammelt.
"Meds" bringt das erste Mal offiziell Gastauftritte anderer Künstler: Die wundervoll verruchte Allison Mosshart von den Kills beginnt ein Zwiegespräch auf dem Titeltrack, das melancholische, vom Klavier getragene "Broken Promise" featured keinen geringeren als Michael Stipe. Auf diesem Album hält wieder Zurückgezogenheit und wütende Traurigkeit Einzug.
Die Live-DVD bietet jedem, der die Band schon einmal gesehen hat, keine Höhepunkte, sehr wohl jedoch die DVD zur Best Of "Once More With Feeling". Placebo sind Meister der Bildkunst. Jedes ihrer Videos könnte ebenso ein künstlerisch wertvoller Kurzfilm sein, meist wird eine Geschichte angerissen. Die interessanten und unterhaltsamen Audiokommentare der Band machen die Sammlung schließlich zu einem Muss für jeden Fan.
3 Kommentare
ja und all das schöne kostet ein schweinegeld ,
aber im grunde hab ich alles mir schon im laufe der jahre besorgt.
b-seiten aller single , rare mixe, solo sachen von brian molko , live on stage, interviews.
hier ist das alles nur noch in schöner Verpackung.
ein richtiger fan hat das schon alles und noch mehr !!
Hier wird noch mal richtige kohle gemacht
sei es des jenigen gegönnt !!
@placebo (« ja und all das schöne kostet ein schweinegeld ,
aber im grunde hab ich alles mir schon im laufe der jahre besorgt.
b-seiten aller single , rare mixe, solo sachen von brian molko , live on stage, interviews.
hier ist das alles nur noch in schöner Verpackung.
ein richtiger fan hat das schon alles und noch mehr !!
Hier wird noch mal richtige kohle gemacht
sei es des jenigen gegönnt !! »):
PUNKT!
Ich hasse diesen Re-Re-Re-und-haste-nicht-gesehen-Release-Kram in immer neuer Verkleidung. So.
"Nun gehen Placebo den rühmlichen Schritt zur kleinen Plattenfirma. Im Zuge dessen verabschiedet man sich beim Major mit einem Boxset, das jeglichen Output der letzten 13 Jahre komprimiert"
Lustig, dass Placebo so rein gar nichts mit der Veröffentlichung zu tun hatten und sogar auf placeboworld.co.uk stand, dass sie sich von der VÖ entfernen ...ein bisschen recherchieren würde nichts schaden. Insofern ist dies nichts tolles und nur ein Weg des Labels nochmal schnell an Geld zu kommen.