laut.de-Kritik
Versuche, die "Meds" abzusetzen, schlagen fehl.
Review von Benjamin FuchsIm besten Fall ist ein Album wie ein Mixtape oder ein DJ-Set aufgebaut, bei dem nur Titel einer Band vorkommen. Vielleicht auch wie ein Clubabend, falls sich die Musik dazu eignet und die Musiker vielseitig genug sind. Sanfte Übergänge, die Stimmung aufbauen, sie zuerst konservieren und dann zu etwas neuem führen. Ab und an ein Schnitt nach einem langsamen Track, Rock kehrt zurück, weckt noch einmal die schlummernden Tanzgeister.
"Meds", das neue Placebo-Album ist so. Die Anordnung der Tracks macht Sinn, fängt den Hörer ein, schleudert ihn in den verschwommen Traum einer düsteren Partynacht, in der die Katerstimmung schon unterschwellig mitschwingt. Man fühlt sich wie ein Besucher, der zwischen Räumen mit Musik verschiedener Akzentuierung aber gleicher Grundfarbe wechselt. "Meds" zieht uns mitten in die Nacht hinein. Erinnerungen an "Every Me Every You" kommen in der Strophe auf. "Infra-Red" und "Drag" rocken routiniert weiter, kreieren einen Sog, der sich eigendynamisch fort setzt. Versuche, die "Meds" abzusetzen, schlagen fehl.
Mit "Space Monkey" beginnt die Nacht zu fiebern, der Hörer hat sich längst angesteckt, findet sich mitten im Geschehen wieder. Ausgefranste Fuzz-Gitarren, dazu leise Elektro-Klänge, Musik, die jede Leere sofort ausfüllt. Eines der besten Stücke, das den Übergang in einen kleineren Raum mit Schummerlicht und Sofas markiert. Die Reflexionen der Discokugel schwirren mit wechselnden Farben an der Wand entlang.
"Because I Want You" rüttelt wieder wach, Gedanken verlieren sich, werden abgelegt. "Don't give up on the dream/Don't give up on the wanting", singt Molko. Auf keinen Fall, es geht weiter. "Blind" klingt nach langsamem Morgengrauen, das niemanden recht kümmert. Sehnsucht und Verlangen heißen die Drinks, die dazu gereicht werden. Eine Stimmung, die in gediegene Traurigkeit umschwenkt. Pierrot der Clown nimmt für einen Moment die leer gefegte Tanzfläche ein, fast regungslos verkörpert er Tragik, Melancholie, Sanftmut.
Ein letztes Aufbäumen mit "One Of A Kind", verdrängt den Kloß im Hals. Eine Strophe, die Spannung aufbaut, dann entlädt sich die gesamte Rest-Energie ein letztes Mal in ein fast endloses Gitarrenmeer. "In the cold light of morning, while everyone's yawning, you're high", so beginnt das Ende. Ein letztes Versinken, dann kommt der Kopfschmerz. Hoffentlich ist der "Song To Say Goodbye" nur für den Abschied dieses Mal gemeint, denn diesem wirklich intensiven Album könnten getrost noch einige folgen.
368 Kommentare
Kommt schon, Leute. Soo schlecht sind sie nicht. Ok, der Gitarrist von den Rifles hat mit Sicherheit einen Button von denen auf dem Hut. Aber gebt ihnen eine Chance: "Song To Say Goodbye", also die Single für Deutschland und den Rest der Welt zieht ganz ordentlich. In England - und nur da - veröffentlichen sie "Because I Want You"
Plattentests gibt 8/10...nun ja, bin mal gespannt, hat jemand es sich gar (:angry:) gezogen und kann mir sagen, wie es ist?
Soundschnipsel: http://www.placeboworld.co.uk/player/site.…
Tracklisting:
1.Meds
2.Infra-Red
3.Drag
4.Space Monkey
5.Follow The Cops Back Home
6.Post Blue
7.Because I Want You
8.Blind
9.Pierrot The Clown
10.Broken Promise
11.One Of A Kind
12.In The Cold Light Of Day
13.Song To Say Goodbye
ultraschlechte Qualität auf My Space (http://profile.myspace.com/index.cfm?fusea…)
VÖ: 13.3. 06...Coxontag und das...klingt gut.
da bin ich mal gespannt, hab noch nichts davon gehört.
freu mich schon drauf. die single sagt mir auf jeden fall zu. diese keyboard spur klingt zu geil.
bin gespannt!
Sehr geile Review zu einem sehr geilen Album daß sich bei mir erst nach dem 3. Hören so richtig eingebrannt hat.
hach, weil 369 Kommentare einfach zu wenig sind: für mich eine der scheiben für die ewigkeit, einfach .... ( "geil" klingt so abgegriffen, "übelst" geht laut focus ja auch "auf keinen mehr", "knorke" endet zu oft in blutiger nase.... ).. toll!
War ihr letztes grosses album - danach gings bergab. >> "Song To Say Goodbye" - besser konnte es molko placio es nicht treffen. Hatten bestimmt so eine Vorahnung...