laut.de-Kritik
Das bislang fesselndste Album des Indie-Wizards.
Review von Connor EndtAaron Maine And The Reilly Brothers, Ronald Paris, Ronnie Mystery: Hinter allen Projekten steckt Aaron Maine. Porches dürfte sein bekanntestes Outlet sein: Dafür komponiert er Synth-Pop, der gefühlt in einer 2000er-Zeitschleife gefangen ist, als Chucks, hässliche Sweater und die Arctic Monkeys die Popkultur prägten.
Seit 2011 veröffentlicht Maine Alben, der Reiz lag dabei schon immer in den chaotischen Songskizzen und wirren lyrischen Belanglosigkeiten. Maine findet, sein mittlerweile fünftes Album beinhalte die "energiegeladensten, spontansten Momente" und die "fesselndsten Songs", die er je geschrieben habe. Und er hat Recht. "All Days Gentle Hold!" ist sein bisher stimmigstes Album geworden. Noch nie waren auf einer Porches-Platte so viele potenzielle Hits versammelt.
Den Anfang macht "Lately". Zu dissonanten Synthesizer-Hooks wiederholt der Musiker lakonisch die Zeilen "Baby, baby, baby, baby / Lately, lately, lately, lately". Im Refrain matschen die Synthesizer ordentlich zusammen, dadurch kommen die reduzierten Strophen aber umso besser zur Geltung. Auf "Okay“ klingt Maine wie die Strokes zu ihren Hochzeiten, sein Vortrag erinnert auch dank der verzerrten Vocals stark an Julian Casablancas. Der Song groovt und geht mit seiner mantrahaften Wiederholung eines einzelnen Wortes direkt ins Ohr.
"Back3School" könnte so auch von Weezer stammen und kombiniert perfekt diese gewisse Indie-Weirdness mit einem absolut eingängigen Refrain. So ganz will Maine das Chaos aber nicht missen und so endet der Song abrupt mit sekundenlangen Glitchsounds, so als wäre ihm beim Aufnehmen die Festplatte durchgeraucht. An anderen Stellen reißen die Songs plötzlich ab ("Inasint" und "Grab The Phone"), manchmal experimentiert Maine mit verzerrten und gepitchten Vocals ("In A Fashion") oder Trap-artigen Breaks ("Lately").
Wer mit dem bisherigen Porches-Output etwas anfangen konnte, wird dieses Album lieben. Für alle anderen könnte "All Days Gentle Hold!" der passende Einstieg sein, um im Anschluss noch tiefer in dieser schräg-schönen Diskographie zu wühlen.
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