laut.de-Kritik
Rock für harte Jungs und hübsche Mädels.
Review von Jürgen LugerthSchon seit über dreißig Jahren rocken die Pretty Maids aus Dänemark um Sänger Ronny Atkins und Gitarrist Kenneth Hammer rund um die Welt. Ihr musikalischer Mix aus markigem Hardrock und energischem Heavy Metal hat sich in all den Jahren auf all ihren Platten kaum verändert. Und weil die mittlerweile vielleicht nicht mehr ganz so hübschen Mädels immer großen Wert auf viel Melodie beim Gesang und in den Refrains legen und sich einen Sinn für romantische Balladen bewahren, kommen sie auch bei den Rock-Ladies erstaunlich gut an.
Warum also sollte man dieses Erfolgsrezept ändern? Auf "Kingmaker", dem neuen Streich der fleißigen und langlebigen Rock'n'Roll-Wikinger jedenfalls, bekommt man wieder alle Trademarks der Band zu hören. Die Sozial- und Gesellschaftskritik, die Ronny Atkins seit den letzten paar Alben verstärkt artikuliert, wird aber durch dessen einschmeichelnde Intonierung immer ein Stück weit entschärft und erscheint dadurch mehr als schwermütige Anklage denn als wütendes Aufbegehren. Vielleicht liegt das auch am fortgeschrittenen Alter des sympathischen Sängers, der die Jahre der Revolution schon lange hinter sich gelassen hat. An seiner Stimme aber gibt es weiterhin nicht das Geringste auszusetzen.
Zu Beginn des Albums gibt es eine dramatische sakral-orchestrale Chor-Overtüre, die den hart rockenden ersten Titel "When God Took A Day Off" einleitet. Melodramatische Passagen sorgen dafür, dass das Stück nicht überzieht. Das Titelstück an zweiter Stelle mit Stakkato-Riffs und Doublebass-Drums dagegen schraubt den Härtegrad deutlich nach oben. Ronnys einschmeichelnder Gesang verhindert aber auch hier Eskalationen.
Schon an dritter Stelle wendet sich der melodieselige Schöntöner "Face The World" an die Bon Jovi-Gemeinde und lädt zum Mitschunkeln ein. Die Jungs gehen solange Bier holen. Beim teilweise 'angethrashten' "Humanize Me" sollten sie dann aber wieder zurück sein. Dieses Stück könnte von der Machart her übrigens genau so gut von Europe, den schwedischen Brüdern im Geiste, stammen und würde problemlos auf deren Platten "Secret Society" oder "Start From The Dark" passen. Der Vergleich trifft im Prinzip für fast das ganze Album zu. Hohe Verwechslungsgefahr!
Im weiteren Verlauf der Scheibe wechseln sich laut und leise in gewohnter und gefälliger Manier ab, nur "Sickening" fällt mit einem besonders aggressiven Riffing auf. Mit "Was That What You Wanted?" endet eine typische Pretty Maids-Liedersammlung, die diesmal auf zu viel Keyboard-Zucker verzichtet, nirgends unangenehm auffällt, aber wegen der fast übertriebenen Harmonie-Seligkeit irgendwann auch langweilen kann. Warum man bei der hier vorliegenden Version des Albums die Stücke "Kingmaker" und "Humanize Me" nochmals als 'extended versions' hinten angehängt hat, bleibt ein Rätsel. Nötig wäre das nicht gewesen.
1 Kommentar
kenne von denen nur aus der zeit heraus "red hot & heavy" und "future world". beides richtig gute 80er-bretter. bin gespannt.