laut.de-Kritik
Eine Reise durch das Lala-Land mit metallischen Widerhaken.
Review von Yan VogelIm Frühjahr und Sommer 2019 beackerte Pretty Maids-Powerröhre Ronnie Atkins als Mitglied des Avantasia-Tourtrosses die Bühnen dieser Erde. Bei einer Routineuntersuchung folgte im Herbst die niederschmetternde Diagnose Lungenkrebs. Der Kampf mit der heimtückischen Erkrankung bedingt natürlich die Absage der geplanten Live-Aktivitäten 2020.
Dies tangiert nicht den VÖ-Zyklus des Labels Frontiers. Die neue Scheibe "Undress Your Madness" steht bereits in den Läden. Die zum Zeitpunkt der Diagnose bereits fertig gestellte Platte gibt ein markiges Statement der Hardrock-Heroen ab und beweist, dass der Fünfer noch voll im Saft steht.
"Serpentine" treibt mit stampfendem Beat und fluffigen Synthies nach vorne und ist in der Machart vergleichbar mit den Singles von Nightwish und Within Temptation, auch wenn Atkins' Rock-Voice natürlich für das Salz in der Suppe sorgt. Das Solo flutscht ähnlich behände aus den Boxen wie bei Europes "The Final Countdown".
"Firesoul Fly" und "Shadowlands" versprühen AOR-Lebenslust und schicken den Hörer auf eine Journey durch das Lala-Land. Doch geizt das Hardrock-Flaggschiff nicht mit metallischen Widerhaken.
Der Anwärter auf den Titel des Jahres "If You Want Peace (Prepare For War)" und der Titeltrack gleichen einer Massage mit Eisenstange, bevor die Balladen "Will You Still Kiss Me (If I See You In Heaven)" oder "Strength Of A Rose" den weich geprügelten Hörer in plüschige Federkissen betten.
Die Produktion fällt sehr amerikanisch aus, fett, bombastisch und mit wenig dynamischen Zwischentönen. Die Refrains klingen im Labor entwickelt und greifen als technisch ausgereifte Flächenbombardements direkt das auditive Belohnungszentrum an. Musikalisch fahren Atkins und Co. das A wie AC/DC bis Z wie ZZ Top des Hardrock auf uns streuen neben balladesken Parts auch pointierte Kabinettstückchen in die Songs ein.
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