laut.de-Kritik
Wie ein CDU-Wahlspot in Album-Format.
Review von Dominik Lippe"Wir hatten mal paar Ideale und haben sie auch nicht verraten. Doch kommen halt nicht mehr so richtig dazu, denn wir müssen die Miete bezahlen." Im Grunde ist es nicht mehr möglich, als früherer Anhänger Prinz Pis noch von ihm enttäuscht zu werden. Dafür hagelte es in den vergangenen Jahren zu viele musikalische Tiefschläge. Wer sich noch daran erinnert wie er im "Instinkt"-Video vor dem Wahlkampfstand von Die Partei rappte oder im Tandem mit dem kongenialen Basstard "Die Grosse Genozid Show" steigen ließ, blickt dennoch angesichts seines Rückzugs ins Private wehmütig zurück.
In heimeliger Atmosphäre heißt Pi den Hörer "Willkommen Zu Haus". Von der ersten Gang bis zum ersten Kuss streift er zum wiederholten Male die eigenen biografischen Meilensteine. "Ich hoffe, all meinen Freunden und den Menschen, die sie lieben, gehts gut", hebt er auch in "Nachtschicht" seine privaten Prioritäten hervor. Die Zeit der durchdachten Analysen scheint endgültig vorbei zu sein. Schulterzuckend betont er, alles von Relevanz im Grunde bereits gesagt zu haben: "Was soll ich dir erzähl'n, was ich bisher nicht erzählt habe? Der ganze Planet ist in instabiler Schieflage."
Musikalisch entfernt sich Prinz Pi einen weiteren Schritt von Hip Hop. Übersichtlich instrumentiert und kantenlos produziert fließen selbst Stücke mit Restspuren Relevanz wie "Schwarz" oder "Wölfe" am Ohr vorbei. Lucry und Suena, die dieses Jahr bereits Miami Yacine auf "Welcome 2 Miami" unterstützen, unterlegen das Storytelling von "Heimweg" mit einem sentimentalen Piano. Dagegen setzt "Arme Sau" auf den Sound der Akustikgitarre. "Überlebende Legenden" legt dank Young Kiras Produktion zumindest musikalisch etwas Nachdruck an den Tag.
"Wahre Legenden" hält sich auch textlich weitgehend an die Pop-Regel, seine Gedanken nur mit groben Strichen zu skizzieren, um vermeintlich viele Konsumenten zu erreichen. Ermüdend kreisen die persönlichen Songs dadurch im Orbit um das zentrale Thema. "Was eigentlich die größte Identifikationsfläche bietet, ist, wenn du dich selbst komplett aufmachst. Wenn du mit einem Detail die Sache glaubwürdig machst", erklärte Yassin im letztjährigen Interview zu seinem mehr als gelungenen Album "Ypsilon": "Dann ist das Gefühl viel stärker, weil es eindeutig beschrieben ist."
Wenn sich Prinz Pi jedoch in "Los" mit gescheiterten Beziehungen beschäftigt, klingt das folgendermaßen: "Das sich Suchen, das Finden, das Bleiben, das Leiden, alles nur ein Spiel auf Zeit. Der Anfang, die Mitte, das Ende, der Abspann, schwer und doch viel zu leicht". Wiederholt vollbringt er das Kunststück, wortreich praktisch nichts zu sagen. Ein Stück wie "Keine Liebe 2019" wirkt dann wie eine schief formulierte Anbiederung an eine pubertäre Kundschaft: "Ich kenn' das wie du, wenn du nur am Verlieren bist. Wenn du scheinbar von jedem verschieden bist".
Im selben Song umreißt er sein eigenes Happy End als Hoffnungsschimmer für all jene Fans, deren Leben bislang nicht von Erfolg gekrönt war: "Wollt' nur ein' Benz, dann bekam ich ein' Maybach. Wollt' nur 'ne Frau, dann bekam ich die Beste". Eben dieser Frau widmet er gegen Ende noch das Stück "Immer Nur Zu Dir". Gemeinsam mit Nessi schwelgt er in der perfekten Liebesbeziehung, während er gleichzeitig naserümpfend seine Mitmenschen beäugt: "Die andern wollen dahin, wos warm ist. Die wollen Party, Koks und Bier. Die wollen einen nur zum mit schlafen. Ich will immer nur zu dir".
Während Kummer in "Der Rest Meines Lebens" mit dem Punk-Klischee bricht, dass ein spießiges Leben wertlos sein muss, versperrt sich sein Berliner Kollege dem umgekehrten Weg. Er schüttelt aus der erzkonservativen Perspektive bereits verständnislos den Kopf, wenn sich jemand auf Reisen begibt: "Die wollen immer wegfahr'n. Warum wohn' sie eigentlich hier?". Die noch immer vorhandenen James-Dean-Bezüge erscheinen von Veröffentlichung zu Veröffentlichung absurder. "Wahre Legenden" verkörpert längst einen CDU-Wahlwerbespot im Album-Format.
11 Kommentare mit 20 Antworten
1/5 für diese "Legende"
Zwei Punkte sind für mich tatsächlich noch zu viel. "Rebell Ohne Grund" und "Kompass Ohne Norden" waren gute Projekte mit nuancierten Themen und abwechslungsreicher Instrumentalisierung, "Im Westen Nix Neues" war schon eher mittelmäßig, das danach habe ich komplett vergessen ehrlich gesagt. Und daran knüpft auch das jetzige Album an. Es gab vielleicht zwei Songs, wo ich mir dachte, dass man die vielleicht nochmal hören könnte, aber deren Titel wollen mir auch nicht einfallen. Zu beliebig vom Sound, zu unmotiviert von der Vortragsweise her und absolut nichts, was einem irgendwie im Kopf bleiben könnte. Gegen Pi hatte ich immer kleinere Vorbehalte wegen seiner Schmalzigkeit, aber das hier ist einfach nur Anbiederung an das 1-Live-Podcast-Publikum. Und ich stelle mal die steile These auf, dass es selbst für die nicht ausreichen wird.
Schlimmes Cover, schlechte Zitate.
Dieses Cover muss doch ein Scherz sein... ich meine der Typ hat Grafik studiert und war früher mal übelst pedantisch was jedes Coverdetail angeht und heute kommt der mit so einem Trash um die Ecke?! Das gleiche gilt selbstredend auch für die Musik seit einigen Jahren, von daher passt es wohl schon
Ich bin Genre-Fremdling und mit dem dazugehörigen Slang nicht verhandlungssicher vertraut, aber dieses Album fühlt sich wie ein Musterbeispiel für die Bezeichnung "whack" an.
*wack
Keine Ahnung ey,
ich hab immer viel Porno bzw. Pi gehört, wird sich auch nie ändern, denke ich. Meistens sind es eher die alten Sachen (Donnerwetter und so), ich freue mich aber auch auf neue Releases. Dieses Release hier finde ich im Gegensatz zu dem zeitgleichen Porno-Release aber echt in Ordnung, "Mit Abstand" ist Schmutz. Dieses anbiedern an diese "moderne" Scheiße geht einfach vollkommen an mir vorbei...
Ich kann nachvollziehen, dass seine Releases hier und da zerrissen werden (Erwartungshaltung?), andererseits ist das für mich aber einfach keine durchweg beschissene Musik wie beispielsweise bei Gzuz oder so, der hier sogar nen Stern mehr abbekommt. Schon klar, nix wird so subjektiv wahrgenommen wie Musik, aber trotzdem ey...
Ich für meinen Teil kann "Wahre Legenden" gut hören. Hätte wohl 3/5 gegeben. Vielleicht bin ich einfach zu alt für den ganzen Scheiß.
danke bruder du sprichst wahrheit ich denke viele user ist noch sehr jung hier und könne nich wissen das der prinz ist ein kult figur wie wichig für berlin rap man ware schon bessere albem aber ich kann pumpen ganz gut
Was soll man zu Friedrich noch sagen?