laut.de-Kritik
Zeit für die Träne im Knopfloch.
Review von Alexander CordasJuppie! Das Duo, das Songs irgendwo zwischen Wohnzimmer, Flur, Klo und Küche aufnimmt, ist zurück mit schönen Weisen und ungewöhnlicher Instrumentierung.
Carim Claasmann und Galia Durant aka Psapp stehen für intelligent gemachten Pop, fernab einer Anbiederung an den Mainstream. Diese - bewusst oder unbewusst zur Schau getragene - Antihaltung scheint jedoch mit dem Opener "I Want That" ein wenig verloren zu gehen. Denkt man zumindest. Denn außer vereinzelten Blubbern klingen Psapp hier relativ konventionell.
Das ändert sich im weiteren Verlauf, und so taucht auch der etwas rumpelige Charme des Duos wieder auf, der unweigerlich für exzellente Laune sorgt, obwohl das Liedgut nicht immer nach eitel Sonnenschein klingt und des Öfteren einen Schwenk in Richtung Moll hinlegt.
Die beiden präsentieren sich aber nicht als süße Schnuffels, die nur mit rosa Zuckerwatte um sich werfen, sondern lassen neben beschwingtem Songmaterial auch Raum für die kleine Träne im Knopfloch ("The Camel's Back"). Zeit für allzu große Depressionen bleibt indes nicht, wenn ein Walzertakt den Hörer mit Streicher-Unterstützung samt einiger undefinierbarer Instrumente sanft hinweg wirbelt ("Part Like Waves").
Der gute alte 3/4-Takt. Wie Yann Tiersens Meisterwerk "Amélie", so profitieren auch Psapp von der fast magischen Anziehungskraft dieses ollen Tanzes. Die größte Nähe zum französischen Nonkonformisten offenbart aber das Instrumental "Marshrat", das zwar in puncto Wiederholung des Hauptthemas nicht die Monotonie eines Tiersen an den Tag legt, aber mit dessen Luftigkeit im Klang durchaus konkurriert und eine ähnliche Zweckgemeinschaft von Melancholie und Beschwingtheit aufweist.
"The Camel's Back" hinterlässt über (leider nur) 40 Minuten einen erfrischend spontanen Eindruck. Claasmann und Durant zauseln uns warm klingende Songs ums Ohr, denen man sich gerne hingibt. Trööt!
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