laut.de-Biographie
Quasimoto
Wenn einer der größten Persönlichkeiten des Westcoast Underground-Hip Hop zum Rap-Alter Ego greift, wird kein Durchschnitt verhandelt. Der beinahe lebendlegendige Hip Hop-Producer Madlib höchselbst ist es, der sich hinter der bizarren rauchenden Comicfigur Quasimoto versteckt.
1973 als Otis Jackson, Jr. in Oxnard, Kalifornien geboren, übernimmt der Produzent 1999 erstmals auch den Platz am Mikro. Weil ihm seine tiefe Rapstimme aber nicht gefällt - seine Freunde nennen ihn gar "Barry White" - greift er zu einem Verfremdungseffekt: Im Studio nimmt er extrem verlangsamte Beatspuren auf und rappt dazu in gebremstem Tempo.
So weit, so Chopped And Screwed im Sinne des Erfinders. Doch staucht er das Soundfile anschließend wieder so zusammen, dass das unverwechselbare Quasimoto-Signum entsteht: eine nach Heliummissbrauch klingende, hochgepitchte Rapstimme. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die Künstlerpersonalie auch eine Passion für psychoaktive Pilze pflegt.
Diesen speziellen Klang unterfüttert Madlib mit seinen könnerhaft kuratierten Samples aus Soul, Funk und Jazz. Ganz ähnlich wie Jay Dee, mit dem er in den 2000ern auch das Kollaborationsalbum "Jaylib" releast, durchforstet der leidenschaftliche Sample-Sammler die Archive der schwarzen Musikgeschichte. Aus verkratztem Vinyl und Blaxploitation-Scores extrahiert und verboombapt er Geräuschloops.
So auch auf dem von der Kritik gefeierten Debütalbum "The Unseen" (2000, Stones Throw). Der Untergrund feiert den neu geborenen MC und seinen mitunter Psychedelic-Hip Hop genannten Sound. Jahre später inspiriert das Helium-Voicing auch hierzulande den Rap: Marteria legt sich in tribute Quasimoto das Pitchshifter-Pseudonym Marsimoto zu.
Seither veröffentlicht Lord Quas in sehr unregelmäßigen Abständen neues Material. Als Produzent mit unzähligen anderen Projekten wie Genres ausgelastet (als Madlib, als Rock Konducta, mit MF Doom, Talib Kweli, Erykah Badu, Freddie Gibbs, Mos Def, Danny Brown etc.), bleibt eben für das Solo-Rapunterfangen nur mäßig Zeit.
Nichtsdestotrotz bringt er 2005 das zweite Album "The Further Adventures Of Lord Quas" unters begeisterte Surreal-Hip Hop-Volk. 2013 erscheint mit "Yessir Whatever" eine Rare & Unreleased-Compilation.
Die Inspiration des medienscheuen Producer- und Cartoon-MCs, der von Thom Yorke bis Flying Lotus selbst tiefe Spuren im kollektiven Beat-Gedächtnis hinterlässt, bleibt dabei stets die gleiche: "My whole thing is that I make music regardless. Regardless of everything around me, I'll always make music."
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