laut.de-Kritik
Mehr Stile als Socken in der Schublade.
Review von Julian FischerRJD2 spielt mal wieder Seilspringen mit den Genres Soul, Funk, Hip Hop und mit trippy Instrumentals. "Dame Fortune" bietet die ganze Palette. Trotzdem erfindet sich der Produzent damit nicht neu, sondern bleibt seiner kreativen Linie treu und bedient sich bei allem, was ihm so gefällt.
Der Opener "A Portal Inward" verzichtet auf Drums und baut gleich eine enorme Spannung auf. Ein wahrhaft monumentales Intro das stark auf Synthie-Sounds setzt. Quasi auf dem Höhepunkt bricht der Song ab - Schnitt - "The Roaming Hoard" beginnt. Wirklich kein sanfter Übergang an dieser Stelle, aber hat ja auch keiner gesagt, es handle sich um ein Mixtape. Dafür groovt die Nummer, geht nach vorne, nicht zuletzt dank der Drums und dem Bass und erinnert damit an die früheren Platten des Musikers. Gepaart mit souligem Gesang, einer kurzen Bongo-Einlage und ein paar Trompeten bricht der zweite Titel zwar mit der im Intro erzeugten Stimmung, überzeugt musikalisch aber trotzdem.
"Peace Of What" kommt, dank der Stimme von Jordan Brown als ordentliche Retro-Nummer ums Eck. Die cheesy Gesangs-Melodie drückt in Richtung Radiotune. Wären da nicht die Feinheiten in Form von dicken Drums, einer Cowbell und den Trompeten, die den Karren aus dem Mainstream ziehen.
Auf eine funky-Bassline setzt "The Sheboygan Left", immer wieder durchsetzt mit melodiösen Gitarren- und Trompetenparts. Mittendrin schweift RJD2 dann ab. Hat er auf einmal einen Synthie in seinem Studio entdeckt? Jedenfalls erweckt der eingeschobene Part diesen Eindruck und wirkt etwas deplatziert. Nach der kurzen Verwunderung steigert sich dann der Song aber noch mal deutlich und beweist das Gespür des Produzenten für Melodien.
Die meisten Instrumentals bieten aber eher sphärische Soundteppiche als Vinyl-Samples. Auch ansonsten wendet sich der DJ eher experimentellen Klängen zu. Seine Vorliebe für außergewöhnliche Samples dürfte ja bereits seit "Dead Ringer" kein Geheimnis mehr sein. Als Features engagierte er neben seinem Soul Position-Kompagnon Blueprint auch Jordan Brown, Son Little und Phonte Coleman.
Weiter geht das muntere Genre-Wechselspiel. Mit "A New Theory" wird es trippig. Verspulte Klänge, Breaks so weit das Auge reicht und zerstückelte Lyrics. Ähnlich wie schon zu Beginn der Platte bildet "We Come Alive" mit seinen Pop-Anleihen wieder einen heftigen Cut und erzeugt alles andere als einen smoothen Übergang. Wüsste man es nicht besser, läge die Vermutung nahe, "Dame Fortune" sei ein Sampler verschiedener Künstler.
Was fehlt noch? Ach ja, ein Instrumental mit Streichern, das irgendwie an die Melodie vom Sandmännchen erinnert. Auch das hat RJD2 in seiner Schatzkiste der 1000 und 1 Musikstilen: "PF, Day One". Verwirrender Name, verwirrende Klänge.
Etwas Rap findet sich dann auch noch auf der Platte. Nach einem sehr schnulzigen Anfang mit Klavier und Streichern setzt Blueprint zu seinem Part an. Auf den Rap folgt ein astreines Gitarren-Solo und lässt "Up In The Clouds" beinahe zum Crossover-Song mutieren.
Leider erkennt man auf "Dame Fortune" keinen roten Faden, was nicht sonderlich schlimm wäre, wenn ansonsten alles passen würde. Zwar sind die einzelnen Songs größtenteils gut gelungen, aber leider rutschen die souligen Songs oftmals gefährlich in Richtung Pop ab. Das ergibt kein stimmiges Bild. Mal hat man das Gefühl, Bruno Mars tönt durch die Boxen, dann wieder Bonobo. Es entsteht der Eindruck, RJD2 wollte einfach zu viel auf sein Album packen und hat dabei leider selber etwas den Überblick verloren.
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