laut.de-Kritik
Ballernder Sound, imposante Show und unterhaltsame Backstage-Features.
Review von Alexander CordasGleich zu Beginn: Den rammstein'schen Live-Exzess mit "Völkerball" zu betiteln, dazu auch noch das Logo der boykottierten Olympischen Spiele von 1980 in Moskau zu verfremden, zeigt wieder einmal den Sinn der Band für den etwas anders gelagerten Humor. Einfach das Rammstein-Logo anstatt des damals gezeigten Sterns drapieren, fertig ist das Cover.
So schlicht und edel die Verpackung glänzt, so ausnehmend reichhaltig auch der Inhalt, der sich hinter dem schwarz-gold der Hülle verbirgt. Zwar ist dies nun schon der zweite Live-Streich der Berliner auf DVD, im Vergleich zu dem eher biedern "Live Aus Berlin" bietet "Völkerball" aber mit Abstand den höheren Mehrwert. Eine Disc mit dem Konzert aus der Arena von Nimes, eine zweite mit zwei Dokumentationen. Die Special Edition mit zusätzlicher Audio-CD runden die quantitative Seite des Werkes hervorragend ab.
Der konzertante Part von "Völkerball" zeigt Rammstein im Ausland. Nimes, London, Tokio und Moskau sind die Stationen, die mit der Kamera für die DVD festgehalten wurde. Ein wenig befremdlich wirkt es ja immer noch, eine Combo aus hiesigen Gefilden mit deutschen Texten im Gepäck auf großen Bühnen herum turnen zu sehen. Was die Besucher der Gigs jedoch für einen Affentanz veranstalten, spottet jeder Beschreibung. Oder wer hätte je vermutet, dass Londons Kids steil gehen, wenn eine teutonische Combo auf der Bühne steht, mit "typisch deutscher" Martialität hausieren geht und "Feuer Frei!" auf die Briten herab donnern lässt.
Seltsam genug. Aber die singen auch noch lauthals mit, das muss man sich mal vorstellen. Rammstein als oberster Botschafter des Goethe-Instituts? Es scheint wohl so. Verkehrte Welt. Oder kann hierzulande jemand nachvollziehen, dass in der altehrwürdigen Brixton Academy Mädels in der ersten Reihe stehen und "Fuckin' Hell" ob der dargebotenen Feuerspielchen schreien? Nein? Nun, beim Betrachten der Bilder wohl schon. Denn ich weiß nicht, ob sie's schon wussten, aber Rammstein-Shows sind nun einmal ihr Geld wert, selbst wenn einem immer wieder eingebläut wird, dass die Rammsteiners und ihre Musik ja wohl pfui seien. Darauf darf man einen gepflegten Haufen setzen.
Tatort Nimes. Wer schon einmal in der Arena in Nimes war, wird wohl auch den einen oder anderen Gedanken daran verschwendet haben, wie gut sich dieser Ort für Konzerte eignet. Die Stadt im Süden Frankreichs veranstaltet immer wieder größere Gigs im ovalen Prunkstück mitten in der Innenstadt. Ebendort gab sich der Rammstein-Tourtross im Juli 2005 ein feuerfröhliches Stelldichein, das sich gewaschen hat. Eine Konzert-Choreografie, die geschickt von Höhepunkt zu Höhepunkt leitet, hält die Aufmerksamkeit der Zuschauer stetig bei der Stange; Licht und Sound sind perfekt aufeinander austariert.
Was im Gesamteindruck etwas nervt, sind die an manchen Ecken fehlenden Klassiker. Nix mit "Seemann", "Engel" (!), "Bück Dich", "Tier", "Laichzeit" oder "Weißes Fleisch". Nicht einmal das flotte "Dalai Lama" findet Berücksichtigung. Hingegen muss man sich doch tatsächlich das Depeche Mode-Cover "Stripped" als Kehraus geben. Jungs, da habt ihr wahrlich Besseres auf der Pfanne als das, um es einmal dezent zu formulieren. Aber was solls. Dem Publikum scheint es zu gefallen.
Neben den altbekannten Feuerspielchen darfs auch wieder etwas humorig zugehen, wenn Till Lindemann bei "Mein Teil" einen Riesenkochtopf auf die Bühne schiebt, in dem sich Flake verbirgt. Mittels Flammenwerfer wird dem Band-Hänfling dann derbst eingeheizt. Die Version vom Tokioter Konzert ist in der Hinsicht zum Schreien, wenn Lindemann mit dem Erklärung "Sushi" auf den Behälter zeigt. Überhaupt hintersinniger Humor: Man muss schon etwas mehr als nur Schmunzeln, wenn die Band im Seppel-Outfit in Lederbuchse über die Bühne stiefelt und dabei die bekannten expliziten Lyrics zum Besten gibt.
Mit den beiden Dokumentation "Anakonda Im Netz" und dem Making Of von "Reis, Reise" ist den Machern ein schöner Blick hinter die Rammstein-Kulissen gelungen, inklusive Diskussion um dümmliche Kopfbedeckungen. Schon etwas seltsam, dass der auf der Bühne stets exaltierte Lindemann mit dem Wahnsinns-Blick in den Augen der Rammstein-Zeitgenosse ist, der am geerdetsten rüberkommt. Wenn der Schrank von einem Mann anfängt, über seine Bühnen-Performance zu parlieren, klingt das mehr als nur sympathisch. Wer schon immer mal wissen wollte, wie es den Riggern gelingt, dass das "ganze Gemumpel rangebammelt wird", und dass sich Flake diverse Male angekokelt hat, wenn Lindemann seine Spielchen mit ihm treibt, der schaue "Anakonda Im Netz".
Mit "Völkerball" machen die Berliner eigentlich alles richtig. Ballernder Sound, die erwartet imposante Bühnenshow und unterhaltsame Backstage-Features sollten Fans über die kommende rammsteinlose Zeit hinweg helfen.
6 Kommentare
Ich finde das Konzert in Nimes war der Hammer
Rammstein-Konzerte sind zwar nciht die Billigsten, aber es lohnt sich wirklich... Die Spezial-Effekts und die Stimmung sind einfach nur geil
mfg Juleee
!!!Rammstein!!!
Ja stimmt... bei dieser DVD sieht man wirklich mal eine liveband die es richtig drauf hat! rammstein ist live so der hammer. es stimmt meistens sind die rammsteinkonzerte sehr teuer, aber dafür gibt es ja diese DVD nech also ich kann sie nur weiterempfehlen! ich finde "Mein Teil" ist das beste stück auf der DVD...
mfg Juri
!!!auch Rammstein!!!
naja.....ich finde so läppische 50€ kann man fürn rammstein-konzert schon ausgeben. das finde ich dafür doch noch im angemessenen rahmen.
so völkerball is einfach derbst gelungen, da braucht es keinen weiteren kommentar. finde die kritik von laut auch sehr gelungen.
fazit: einfach ne saugeile dvd mit extrem gelungenen dokus.
grüssli alex
word!!!
danke
keine ursache ( unter gleichgesinnten..)