laut.de-Kritik
Karibisches Flair von der erfolgreichsten Rap-Crew Kanadas.
Review von Alexander EngelenRascalz sind für kanadischen Hip Hop, was IAM für Rap in Frankreich darstellen. Auf der einen Seite Wegbereiter, auf der anderen ein Garant für hochqualitative Beats und Raps. Musikalisch haben die beiden Crews aber nicht viel gemein. Während sich IAM in asiatischen Gefilden zu Hause fühlen, sehen die Rascalz ihre musikalischen Wurzeln in der Karibik. Ihre Mischung aus Hip Hop, Ragga und Dancehall hob sie sogar auf den Rap-Thron Kanadas.
Weiteres Merkmal der Kanadier: sie packen stets unbekannte kanadische Künstler auf ihre Alben. So tummeln sich auf ihrem vierten Album "Reloaded" diverse Landsleute, die ihr Können einem größeren Publikum präsentieren. Newcomer Notch darf sich gleich zweimal auf der Platte ins rechte Licht rücken. Stimmungsvoll singt er die Hookline des Tracks "Crazy World", der in naher Zukunft sicher die Clubs zum Schwitzen bringen wird. Im Gegensatz dazu steht sein reggae-lastigen "Warrior", auf dem er mit intelligenten Lyrics zu entspanntem Zuhören animiert.
Die schräge Single "Movie Star" klingt zwar nicht nach Rascalz, trotzdem wirkt der Beat vertraut. Auch Rapper Keith Murray verwendete einst das Instrumental von Beat-Bastler Khalil. "One Shot" hingegen ist definitiv eine Rascalz-Produktion. Mit der neuen Rap-Entdeckung aus Kanada, K-OS, erläutern Red 1 und Fit ihre Sicht der Dinge im Hip Hop-Business. Gemeinsam mit Kardinal Offishall lassen sie danach die Ragga-/Dancehall-Fraktion auf "Fiyah!" vor Freude tanzen. Der Synthie-Beat und die Raps von Kardinal Offishall sind ein wahrer Ohrenschmaus. Musikalisch in ihrer karibischen Heimat angekommen, toasten die Rascalz munter auf einem Akkordeon-Beat weiter ("Send Fi Dem").
Abgesehen von wenigen Füller sind die Produktionen gut gelungen. DJ Kemo mittlerweile zu einem der gefragtesten Beat-Ingenieuren Kanadas gemausert hat. Erstmals versuchte sich auch Rapper Red 1 erfolgreich an den Reglern, wie auf "Jungle" zu hören. Tiefe Streicher und Synthie-Elemente bilden die energiegeladene Kulisse für eine Überlebenshilfe im urbanen Dschungel.
Viele Heads wollten schon im Vorgänger "Global Warning" einen Abwärtstrend der Rascalz erkennen. Diese Kritiker kann sicher auch "Reloaded" nicht vollends überzeugen. An die Magie des Erstlingswerks "Cash Crop" kann auch die neue Platte nicht anschließen. Trotzdem ist das Album ein weiterer Beweis dafür, dass guter Hip Hop auch außerhalb der Grenzen Amerikas existiert.
Noch keine Kommentare