laut.de-Kritik

Wie Jack Johnson oder Craig David - nur facettenreicher.

Review von

Der Weltraum - unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2007. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Midón, das mit seiner Besatzung unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Midón in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gehört hat.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Raúl Midóns musikalischem Universum beschallen Jack Johnson, India Arie und Craig David ihre Galaxien. Mit ähnlich sorglosem Sternenstaub, mit dem die Genannten unsere Sinne benebeln, umgarnt auch Midón unsere Wohlfühlgene.

Schon der Opener "Pick Somebody Up" offenbart mit dezenten Philly-Streicher-Anleihen, einer gehörigen Portion Bauch, Arsch und Seele, flockigem Groove und dem warmen Klangbett, in dem sich lässig eine Akustikgitarre räkelt, den entspannten Soul-Pop-Nebel, mit dem er sich direkt in unsere Herzen manövriert.

Eine Warp-Stufe zurück schaltet die Ohrwurm-Ballade "Save My Life". Das Leck im Fragen-Hangar stopft "I've Got All The Answers". "Als ich ein Kind war, musste man in die Bücherei gehen, wenn man etwas herausfinden wollte", kommentiert Midón den Songtitel im Hinblick auf moderne Datenautobahnen. "Man kann den Einfluss, den dieser heutige Informationsfluss auf uns hat, gar nicht überschätzen", behauptet er.

Auf "Ain't Happened Yet" snippt und swingt sich die Crew acapella durchs Raumschiff. Die wesentlich breitere Stil-Palette Midóns gegenüber dem eingangs erwähnten Jack Johnson deutete sich bereits auf dem Debüt "State Of Mind" an. "A World Within A World" führt diese Tradition fort und adelt Raúl als eigenständigen Singer/Songwriter-Kapitän, der die gefundene stilistische Nische mit einer gehörigen Portion Charakter und Wiedererkennungswert ausfüllt.

2 Step-infiltrierte Luft atmet "All Because Of You" und bereichert damit den Soul/Pop-Klangeindruck um eine weitere Facette. Im weiteren Verlauf beherrscht die unbeschwerte 2 Step-Atmo auch "Peace On Earth" und "The More That I Know".

"Ich habe mich als Mensch, der noch nie die Welt gesehen hat, immer benachteiligt gefühlt, weil Songwriting sehr visuell, sehr von Bildern geprägt ist. Die Menschen reagieren auf Bildsprache, und ich habe noch nie Bilder gesehen", erläutert der von Geburt an blinde Midón "The More That I Know". "Mit diesem Song beginne ich also eine etwas andere Art des Songwriting. Es geht hauptsächlich um meine Erfahrungen. Ich versuche nicht, einen Sonnenuntergang auszumalen, den ich nie erlebt habe."

Abgerundet wird der genussvolle Wohlfühlreigen durch das leichtfüßige "Tembererana", das mit argentinisch inspiriertem World-Refrain, Musical-Strophen und Panflöten-Interlude für Abwechslung sorgt. In die World-Kerbe schlägt auch "Caminando". Beide Songs bestätigen die Promo-Schmeichelei: "'A World Within A World' ist alles andere als ein normales Popalbum. Raúl Midón hat einen wahren Schatz aus seinem tiefsten Inneren geborgen."

Die Anziehungskraft von "A World Within A World" liegt eindeutig der vielfarbigen Schwerelosigkeit. Um dieses erhabene Gefühl ausgiebig zu genießen, löst man unweigerlich das Ticket für eine zweite und dritte Listening-Tour. Ich kauf mir derweil eine Dauerkarte für den Eintritt ins Midónsche Universum. Scotty, bitte beamen.

Trackliste

  1. 1. Pick Somebody Up
  2. 2. Save My Life
  3. 3. All the Answers
  4. 4. Ain't Happened Yet
  5. 5. All Because of You
  6. 6. The More That I Know
  7. 7. Tembererana
  8. 8. Song for Sandra
  9. 9. Caminando
  10. 10. Peace on Earth

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