laut.de-Kritik

Stumpf ist Trump(f)!

Review von

"Als ich jung war, habe ich an drei Dinge geglaubt: Marxismus, die erlösende Kraft der Musik und Dynamit. Mittlerweile glaube ich nur noch an Dynamit." Diesen Spruch des italienischen Regisseurs Sergio Leone nehmen sich Refused zu Herzen und setzen auf ihrem neuen Album auf Wut als Vehikel. "War Music" spricht eine eindeutige Sprache, wie der Blick auf die Tracklist eindrücklich offenbart: "Death Of Economy", "I Wanna Watch The World Burn" oder "Violent Reaction" klingen eher nach Waffengang als nach intellektuelles Duell mit spitzer Feder.

Auch die Cover-Gestaltung von "War Music" gerät schlicht, was mit der musikalischen Darbietung korrespondiert. "The Shape Of Punk To Come" stellt dagegen ein dadaistisches Manifest, einen Faustschlag mit kultivierten Zwischentönen dar. Auch der Genre-Flickenteppich "Freedom" verbreitet mit seiner Vision der völkerverbinden Kraft der Musik ein Stück weit Hoffnung. Hier regiert der düsterere Blick auf die Disparitäten diese Welt. Ein Stück wie "Françafrique" mit seinem entspannten Beat und Kinderchor sucht der Hörer vergebens.

"Turn To Cross" gäbe nicht nur einen veritablen Slayer-Titel ab. Auch die Riffs schielen unzweideutig gen Bay Area. Den Schlussteil markiert ein Breakdown, der vor allem live gehörig systemsprengende Energie freisetzt. "Malfire" walzt wie ein Malstrom mit seinen stoisch hypnotischen Riffs durch die vom Konsum getriebene Lethargie.

Fälle von Spiel mit Sounds und Abwechslung lassen sich an einer Hand abzählen. Dezentes 8-Bit-Geplucker in "Death In Vännäs" mündet in einen starken Refrain. "I Wanna Watch The World Burn" macht es sich im Liegestuhl bequem und schaut sich den Weltuntergang unter aufmüpfiger New Wave-Beschallung an.

Trotz der Hardcore-kompatiblen Spielzeit von 34 Minuten geht der Platte relativ schnell die Puste aus. Bei vertrackten Parts hört man aufmerksamer hin, statt sich nur kathartisch die Birne weichzukloppen und auszuhöhlen. Stumpf ist Trump(f). Auf die Fresse mit Niveau klingt anders. Die Schweden beherrschen die Sprache des Feindes, überdecken jedoch mit ihrer brachialen Gangart ihre löblichen linken Gedanken.

Trackliste

  1. 1. REV001
  2. 2. Violent Reaction
  3. 3. I Wanna Watch The World Burn
  4. 4. Blood Red
  5. 5. Malfire
  6. 6. Turn The Cross
  7. 7. Damaged III
  8. 8. Death In Vännäs
  9. 9. The Infamous Left
  10. 10. Economy Of Death

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2 Kommentare

  • Vor 5 Jahren

    Was für ein lahmes und stumpfes Geknüppel. So kann man seine eigenes Denkmal auch selbst zerstören.

  • Vor 5 Jahren

    Ersten Hörversuch bei Song 5 abgebrochen - gefühlt sich wiederholende Formel und Dynamik. Ein zweiter Anlauf wird sicher nochmal folgen - der schwache Eindruck der Vorabsingles bestätigt sich scheinbar. Ein zweites "A shape of..." kann man natürlich nicht mehr erwarten - das klingt jetzt aber nach sellout mit Kapitalismuskritik - Ironie, ick hör dir trapsen.