laut.de-Kritik

Die Bostoner ziehen alle Register ihres Könnens.

Review von

Willkommen im Hochsommer. Draußen herrschen Temperaturen, die Steine zum Schmelzen bringen. Viele Menschen liegen abgeschlafft und träge zu Hause herum und fragen sich: Wo soll ich nur die Kraft hernehmen, um zum Kühlschrank zu gehen und mir ein eiskaltes Getränk zu holen? Das laut.de-Institut für externe Energiezuführung rät: Legen Sie das neue Album von Revocation in/auf das Abspielgerät Ihrer Wahl, und Überlegungen dieser Art gehören der Vergangenheit an.

Denn was der Vierer aus Boston hier wieder an Power freisetzt, dürfte reichen, um eine mittlere Kleinstadt für einige Monate mit Strom zu versorgen. Dabei war im Vorfeld durchaus Skepsis angebracht: Bands, die ihr viertes Album nach sich selbst benennen, haben vielleicht keine Ideen mehr oder nehmen eine harsche Kurskorrektur vor.

Doch nichts dergleichen trifft auf "Revocation" zu. Mit viel hörbarer Freude und Schmackes in den Backen holzt die Kapelle aus der Red-Sox-Stadt durch zehn frische Songs, die wieder irgendwo zwischen Death- und Thrash-Metal zuhause sind. Wie nennt man das, Deathened Thrash oder Thrashened Death? Unwichtig!

Entscheidend ist auf dem Platz bzw im Studio, und in letzterem ziehen Revocation alle Register ihres Könnens. Legt die Eröffnungsnummer "The Hive" das Augenmerkt noch auf die thrashige Seite der Band, bedient der nachfolgende Song "Scattering The Flock" prompt alle Freunde von technischem Death Metal. Doch das genügt den Mannen um Flitzefinger David Davidson nicht, es wird quasi überall gewildert, wo der Zaun nicht zu hoch ist.

Ein akustisches Intermezzo im Schlussdrittel von "Archfiend", ein Banjo in "Invidious" - solche Kleinigkeiten heben das neue Album der vier Bostonians weit über den Durchschnitt und machen es so unterhaltsam. Mit "Spastic" hat es sogar ein Instrumental auf die Platte geschafft.

Neuzugang Brett Bamberger kommt höchstwahrscheinlich nicht aus Franken angereist, um seine schicken Basslinien einzuspielen, fügt sich aber effizient in den Sound ein. Am Schlagzeug sorgt Phil Dubois-Coyne dafür, dass die Songs stets groovig bleiben. Dennoch steht immer Davidson im Mittelpunkt. Seine Gitarrenarbeit hat Revocation in der Vergangenheit spannend gemacht, sie hält auch 2013, was sie verspricht. Manchmal schadet es doch nicht, eine klassische Musikerausbildung zu haben. Klassische Harmonien und schräge Jazz-Akkorde verbinden sich bei ihm zu einem stimmigen Ganzen.

Und jetzt auf zum Kühlschrank!

Trackliste

  1. 1. The Hive
  2. 2. Scattering The Flock
  3. 3. Archfiend
  4. 4. Numbing Agents
  5. 5. Fracked
  6. 6. The Gift You Gave
  7. 7. Invidious
  8. 8. Spastic
  9. 9. Entombed By Wealth
  10. 10. A Visitation

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