laut.de-Biographie
Right Said Fred
Wenn muskelbepackte Glatzköpfe auf der Mattscheibe zu Musik herum hüpfen, dann sind das meist schmucke Tänzer, die den singenden Mädels die Bühne füllen. Right Said Fred drehen den Spieß einfach rum und lassen die Frauen für sich tanzen.
Anfang der Neunziger dudelte auf einmal überall "I'm Too Sexy" durch den Äther. Was die Gebrüder Fairbrass da auf die Beine gestellt haben, könnte man vorschnell als Marketing-Gag einer Plattenfirma abtun. Zu unrecht. Man mag es kaum glauben, aber Fred (Christopher Abbott Bernard Fairbrass) tourte, nachdem er sich vergeblich als Profi-Fußballer beim FC Chelsea und dem FC Fulham beworben hatte, als Musiker mit Bob Dylan und spielte in der Formation Then Jericho. Außerdem war er auch in Dylans Film "Hearts Of Fire" zu sehen. Richard spielte schon mit Superstars wie zum Beispiel Mick Jagger und Boy George.
In den späten Achtzigern kommen die Brüder auf die Idee, eine eigene Band zu gründen. Durch Zufall stoßen die beiden auf den Koch und Session-Gitarristen Rob Manzoli (spielte im Studio schon für Muddy Waters und ZZ Top), fertig ist die Band. Für ihren ersten Studiobesuch müssen sie sich noch Geld borgen. Das bekommen sie dann bei der Bank mit der Ausrede, sie würden sich ein Auto kaufen wollen. Anscheinend halten sich die drei selbst nicht für kreditwürdig. Den Bandnamen klauen sie sich übrigens bei dem gleichnamigen Roman von Bernard Cribbins aus dem Jahre 1962. So weit, so gut.
Im Studio nehmen sie unter der Regie von Tommy D. "I'm Too Sexy" auf, ein sarkastischer Seitenhieb auf hochnäsige Modells, mit denen die beiden zu tun hatten, als sie noch Trainer in einem Fitness-Studio waren. Jetzt haben sie zwar einen Klasse-Song mit den nötigen Dance-Beats, aber immer noch fehlt ihnen ein Deal mit einem Label, das ihre Single promoten würde. Hier kommt ihnen ein englischer Radio-DJ zu Hilfe. Guy Holmes - so sein Name - veröffentlicht den Song einfach in Eigenregie und schickte eine der Singles an BBC 1. Und damit geht es so richtig los.
Die ersten 40.000 Einheiten gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, im weiteren Verlauf steigt die Nummer bis auf Platz zwei der britischen Charts. Weltweit schießt der Song in 28 Ländern auf Nummer eins, in den USA sorgt sie für ein Novum. Right Said Fred sind - nach den Beatles - die erste Band aus England, die eine Single für drei Wochen auf der Pole Position parken kann - Wahnsinn! Auch die folgenden Singles "Don't Talk Just Kiss" und "Deeply Dippy" geraten zu Top Ten Hits. Jetzt will die Plattenfirma mehr sehen und lässt den Dreien gerade einmal sechs Wochen Zeit, um das Debut "Up" einzuspielen. Das Ergebnis: Über 17 Millionen verkaufte Tonträger weltweit auf der Habenseite.
Nach diesem, wohl auch für die Band selbst überraschenden Erfolg müssen sie erst einmal durchatmen. Das zweite Album "Sex And Travel" führt das Erfolgskonzept von "Up" fort: witzige Texte mit Melodien, die zum Singen und Mitpfeifen animieren. Leider sieht ihre Company das etwas anders, denn die verweigert kategorisch die nötige Unterstützung. So ist es kein Wunder, dass die Scheibe wenig Beachtung erfährt. "Smashing" ereilt ein ähnliches Schicksal und man muss schon annehmen, dass da nichts mehr kommen kann.
Richard versucht sich zwischenzeitlich als Fernsehmoderator (Gaytime TV), denn die Band braucht allem Anschein nach eine Pause. Die Brüder ziehen sich zunächst zurück, holen mit Myke Gray als Eratz für Rob Manzoli einen Neuen an Bord und schreiben an neuen Songs. Ihrem Mutterland sind sie mittlerweile auch nicht mehr so wohl gesonnen. Nachdem sie zu ihrer Glanzzeit von der dortigen Presse als "The World's Latest And Greatest Pop Phenomenon" (Melody Maker) und "The Best Pop Group For Years" (The Face) gehandelt werden, kümmert sich später keine Sau mehr um sie.
Wer nicht will, der hat schon, und so arbeiten sie konzentriert in Deutschland weiter, wo sie zusammen mit Alex Christensen (U96) neue Songs komponieren. "You're My Mate" ist das erste Lebenszeichen nach einer längeren Pause, die ihnen jedoch mehr als gut getan zu haben scheint: plötzlich schwingen sich die Fairbrass-Brüder im Jahrestakt zu neuen Alben auf. Und nicht nur das, denn der Song selbst ist Anno 2002 der offizielle Track der südafrikanischen Rugby-Nationalmannschaft. Nach ausgiebigen Promo-Aktivitäten 2002 können die Freds wieder eine deutsche Goldene Schallplatte in ihre sowieso schon große Sammlung einreihen.
Und auch 2003 steht im Verdacht, ein Fre(u)diges Jahr zu werden. Im Januar ziehen sich die Fairbrass' in London ins Studio zurück, um mit Clyde Ward an neuem Material zu feilen, das im Herbst erscheinen soll. Erster Vorbote ist die Single "We Are The Freds", die am 18. August ins Rennen um die Pole-Position geschickt wird.
Aus dem angekündigten Album wird aber erst einmal nichts, obwohl schon ein Titel im Umlauf ist, den die Platte tragen soll. "Grateful Fred" wandert in die Tonne. Erst Ende 2005 kommt wieder Leben in die Bude. Die Single "Where Do You Go to My Lovely" erscheint kurz vor dem Jahreswechsel, gefolgt vom Album "For Sale" im Januar 2006. In der Folge veröffentlichen Right Said Fred weitere Alben und Singles, allerdings ohne großen Erfolg. Spätestens 2017 dürfte trotzdem noch einmal ordentlich die Kasse klingeln, als Taylor Swift ein Sample aus "I'm Too Sexy" für ihre Erfolgssingle "Look What You Made Me Do" verwendet.
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