laut.de-Kritik

Die vergnügungssüchtige Dancefloor-Animateuse gehört der Vergangenheit an.

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Als hätte man den legitimen Nachfolger von "Thriller" (oder einen Trailer für einen neuen Grindhouse-Slasher-Streifen) vor sich, begrüßt einen die von Orgelklängen unterlegte unheimliche Stimme: "To those of you who are easily frightened / we suggest you turn away now / to those of you who think they can take it / we say: welcome to the mad house". Und kaum ist die letzte Silbe verhallt, brettert eine der brachialsten Basslines los, die jemals auf einem Pop-orientierten Album zu hören war. Rihanna ist zurück und dieses Mal scheint sie richtig wütend.

Und die Gründe kennt jeder: Im Februar wurde die mittlerweile 21-Jährige im Vorfeld der Grammy-Verleihung von ihrem damaligen Freund Chris Brown brutal zusammengeschlagen. Die Bilder ihres von den Verletzungen gezeichneten Gesichts gingen um die Welt, und der Vorfall war monatelang ein Lieblingsthema des Boulevards.

Im Vorfeld der Veröffentlichung ihres vierten Albums "Rated R" wurde nun viel darüber spekuliert, wie Rihanna mit dieser Thematik wohl umgehen wird: Macht sie weiter als wäre nichts passiert oder verarbeitet sie die Ereignisse vor aller Welt? Und würde nicht sowieso jede einzelne Textzeile auf Chris Brown gemünzt sein? Das Ergebnis lässt keine Zweifel aufkommen: Die Antwort ist die Flucht nach vorn, Selbstreinigung durch öffentlichen Aggressionsabbau, Katharsis.

Somit zeigt sich Rihanna bei einem Großteil der Tracks von einer neuen, ungewohnt aggressiven Seite, gibt sich selbstbewusst und dürstet nach Vergeltung. Beim dunklen "Hard" bekommt sie Unterstützung von Straßenrapper Young Jeezy und singt "I'ma do whatever, no pain is forever". "Fire Bomb" beschreibt eine Rachefantasie, die mit brennenden Autowracks endet: "Can't wait to see your face when your front windows break and I come crashing through.

Dann inszeniert sie sich als "Rockstar 101" und bekommt von Guns N' Roses-Gitarrist Slash die nötige Authentizität verliehen, um in "Rude Boy" fordernd und vorlaut aufzutreten: "Come here rude boy / can you get it up?".

Den Höhepunkt des Rachefeldzugs bildet "G4L", kurz "Gangster For Life", auf dem neben eindeutigen Ansagen wie "I lick the gun when I'm done cause I know that revenge is sweet" sogar das N-Wort fällt und sich der Titel des Vorgängeralbums zu bewahrheiten scheint: "Good Girl Gone Bad".

Auf all diesen Songs ist von der vergnügungssüchtigen Dancefloor-Animateuse der Vergangenheit nicht mehr viel übrig. Stattdessen sind Gitarrenriffs, Bässe wie Tiefschläge und kalte R&B-Beats mit Ecken und Kanten an der Tagesordnung, maßgeschneidert von der futuristischen amerikanischen Hitfabrik The-Dream & Tricky Stewart sowie dem ehemals in D'n'B und Dubstep beheimateten englischen Duo Chase & Status.

Ansonsten gibt sich Rihanna in der Folge nachdenklich, selbstreflektiert, reuevoll und mitunter auch verloren. Die Titel der Ballade "Stupid In Love", die von Ne-Yo geschriebene Single "Russian Roulette!" oder "Cold Case Love" aus der Feder von Justin Timberlake und seinem Produzententeam The Y's, sprechen hier Bände. Selbst auf "Photographs" mit Will.I.Am von den Black Eyed Peas überwiegt trotz Uptempo-Parts der Schwermut: "All I've got is nothing without you".

Rihanna zeigt sich stimmlich deutlich weiterentwickelt und hat erstmals an einer Vielzahl der Songs mitgeschrieben. Chart- und Radioerfolge sind auch dieses Mal durch die Auswahl der Songwriter und Produzenten sowie die hohe Qualitätskontrolle garantiert. "Rated R" ist bislang mit Sicherheit ihr persönlichstes, ehrlichstes und - trotz oder genau wegen des bitteren Beigeschmacks - bestes Album.

Trackliste

  1. 1. Mad House
  2. 2. Wait Your Turn
  3. 3. Hard
  4. 4. Stupid In Love
  5. 5. Rockstar 101
  6. 6. Russian Roulette
  7. 7. Fire Bomb
  8. 8. Rude Boy
  9. 9. Photographs
  10. 10. G4L
  11. 11. Te Amo
  12. 12. Cold Case Love
  13. 13. The Last Song

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117 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 15 Jahren

    Wahnsinn. Da nutzt diese Göre diese Schläger-Story wochenlang, um auf sich aufmerksam zu machen und nun wird dies auch noch für ihr Album bewertet. Ja, da schmelzen Herzen, wenn man liest, daß sie dieses Album gebraucht hat, um über die ach so furchtbaren Haue hinwegzukommen. Daß es persönlich ja so stark und emanzipiert sein soll. Wahnsinn, wie glaubwürdig sie plötzlich ist, wenn sie jetzt einen auf "aggressiv" macht.

    Tut mir leid, ich habe noch nicht eine Note vom Album gehört, aber diese Art, wie es fast überall aufgenommen wird, finde ich jetzt schon widerlich.

  • Vor 15 Jahren

    @Vicious! (« Bei CDSTARTS gabs auch 4. ;) »):

    :D