laut.de-Kritik

Köpenick State Of Mind.

Review von

"Lieblingsbands völlig klar / Oldschool, Morbid Angel, Bathory, Gorgoroth / Deicide, Mr. Benton mit gedrehtem Kreuz am Kopf / Mayhem, Darkthrone, die Jungs von Emperor / Anfang der 90er machten die noch richtig Terror" (aus "Metalkutte").

Als Roman Geike, der Blonde mit den Zöpfen und der Football-Bomberjacke, im Frühjahr 2015 mit seiner durchaus eigentümlichen Hommage an Black/Death Metal daherkam, ging erstmal ein kräftiges, ungläubiges wie amüsiertes "What?" und ein anständiger Folgehype durch die Reihen. Ist das jetzt sein Ernst oder will der nur spielen? Spaß, Ironie, Ernst oder Wahnsinn? Rappender Schlagersänger oder umgekehrt? Nun liegt das Debütalbum vor und gibt die scheinbare Antwort: alles. Groteske, Polonaise, Kopfnickparty, Dancefloor, Schlagerfest.

"Jenseits von Köpenick" klingt so, als würden Glen Benton von Deicide, Sido und Helene Fischer nach ein paar Flaschen Rottkäppchen Trocken zuviel beschließen, ein Album aufzunehmen. Da ist von abgeschmacktem Schlager über Synth-Pop bis zu grimmigen Rudimentär-Beats alles dabei, worauf this charming man gerade so Lust hat. Und soviel sei gesagt: Romano und seine Kompagnons Siriusmo und Jakob Grunert haben Lust auf so richtig viel. "Jenseits Von Köpenick" nimmt sich über den Großteil der Strecke nicht wirklich ernst, von daher funktioniert es die meiste Zeit auch ganz ausgezeichnet.

Das Epizentrum des guten Lebens mal eben Westcoaststyle nach Köpenick verlegt als wäre es nuffin'. Schon der Eröffnungstrack preist den Südost-Berliner Stadtteil als wäre er gleichermaßen Utopia und Compton. Nachdem mit dem Eröffnungstrack gleich mal das Territorium kräftig abgesteckt ist, geht's weiter mit "Der Schöne General". Der kommt zunächst noch in Dancefloor-Monotonie, gespickt mit ein wenig Synth-Brass daher, bevor es in einen anständigen Schlagerteil übergeht: "Ich schieß dich hoch in den siebenten Himmel / Nehm' dich mit auf meinem weißen Schimmel / Ich bin ein Mann von Welt, Baby, du brauchst kein Geld / Das alles kann dir auch gehören / Ich hol dich ab in meiner Limousine / Und wir gehen schwimmen zwischen Delphinen / Du bist wie teurer Schmuck / Hab mich in dich verguckt / Du darfst mir ewig Liebe schwören".

Es gibt Gesellschaftskritik ("Brenn Die Bank Ab"), es gibt kurze Dystopien ("Stahlraum"), es gibt Clubhedonismus und Sex ("Sextrain"), es gibt Streetlife ("Straße"), saulustige Meditationen über die vermeintliche Schönheit des Rauchens ("Marlboro Mann"), Sexytime und Cellulite ("Heiß Heiß Baby") und auch Geschichten über Online-Dating ("Romano & Julia"). "Völlig klar, du wirst die Mutter meiner Kinder ... sagt Tinder", singt er in letzterem. Das ist die meiste Zeit sehr lustig, wahnsinniger Kitsch und kitschiger Wahnsinn.

Grandios auch der bereits bekannte Song "Klaps auf den Po" - liest sich wie folgt. "Kein Bock auf Händeschütteln / komm doch mal nah ran / Kein Bock auf winke winke / High-five fass mich nicht an / Keine Umarmung und auch kein Kuss, no no / Kein wie läufts - wie geht's - was los / Ich sag nichtmal hallo / Alle meine Freunde kriegen einen Klaps auf den Po", singt Romano. Im dazugehörigen Video tanzt er zuerst mit Indianerschmuck auf dem Kopf und recht wenig am Körper, später sitzt er dann auf einem schwarzen Pferd, einzig die Baseball-Jacke glänzt rot. Keine Ahnung warum, aber das macht schon Sinn.

Klar lebt das Ganze vom Hype um die merkwürdige Gestalt des Protagonisten, der so wunderbar schwer einzuordnen ist, auf den man so vieles projizieren kann. Kunstfigur oder nicht Kunstfigur, Klamauk oder nicht Klamauk, eigentlich auch völlig scheißegal - die Platte macht bemerkenswert Spaß. Guter Mann.

Trackliste

  1. 1. Köpenick
  2. 2. Der schöne General
  3. 3. Brenn die Bank ab
  4. 4. Klaps auf den Po
  5. 5. Maskenball
  6. 6. Heiß heiß Baby
  7. 7. Metalkutte
  8. 8. Romano & Julia
  9. 9. Stahlraum
  10. 10. Marlboro Mann
  11. 11. Sextrain
  12. 12. Straße

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