laut.de-Kritik
Die Sängerin zum ersten Mal im Duett mit ihrem Übervater Johnny.
Review von Giuliano BenassiDa schlägt das Herz fast schneller: Auf ihrer ersten Studioplatte seit sieben Jahren singt Rosanne Cash zum ersten Mal im Duett mit ihrem Übervater Johnny. Das Ergebnis trägt den Titel "September When It Comes", ist von einer gezupften Gitarre getragen und erinnert vom Stil her an die von Rick Rubin produzierte American Recordings-Serie. "Ich kann keine Berge mehr bewegen, ich kann nicht mehr rennen, ich kann nicht mehr sein, wie ich früher war. Irgendwie war ich es eh nie", dichtet Frau Cash ihrem Vater biografisch auf den Leib.
Ein Höhepunkt auf diesem Album, aber bei weitem nicht der Einzige. In den 80er Jahren hat sich Rosanne Cash vor allem in den USA als anspruchsvolle Singer/Songwriterin etabliert. Vom früheren Country-Schwerpunkt ist dabei wenig übrig geblieben. Von Cashs Ehemann John Leventhal produziert, ist "Rules Of Travel" Popmusik der anspruchsvollen Art.
"Willst du ehrlich sein oder willst du gewinnen? Du könntest beides haben, wenn du nur elegant beigeben würdest", trägt sie auf dem Opener "Beautiful Pain" vor, dezent unterstützt von Sheryl Crow. Rosanne, mittlerweile fast 50, hat in ihrem Leben einige Erfahrungen gesammelt und trägt ihre Erkenntnisse unaufdringlich vor. Der Titelsong bezieht sich auf die innere Reise, die eine Beziehung darstellt. Es gibt Rückschläge und schwierige Momente, aber keinen "Reiseführer", denn die Vorschriften befinden sich im Herzen des jeweils anderen, trägt sie mit angenehm hoher und fester Stimme vor.
Von der ganzen Reihe eingeladener prominenter Beiträge sind am Ende zugunsten eigenem Material nur wenige übrig geblieben. Steve Earl singt bei "I'll Change For You" mit, das zarte "Hope Against Hope" stammt dagegen aus der Feder Jakob Dylans. Musikalisch hört sich das an wie eine Mischung aus George Harrison und einem Tom Petty der ruhigeren Art. Das Album fließt schön vor sich hin, genaueres Hinhören offenbart gut überlegte Arrangements hinter einer nur scheinbar einfachen Klangfassade.
Vergleiche zwischen Vater und Tochter sind fast unvermeidbar, in diesem Fall aber nicht hilfreich. Ohne Rubins Unterstützung wäre der Erzeuger längst eine Fußnote der Musikgeschichte. Rosanne Cash bleibt dagegen ein wenig auffälliger, aber unabhängiger und leuchtender Stern am Pophimmel.
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