laut.de-Kritik
Politisch, emotional und LAUT.
Review von Linus SchwankeNiemand konnte damit rechnen, dass die Berliner Avantgardisten drei Monate nach der letzten Veröffentlichung schon wieder nachlegen würden. Doch es kam anders: die Koffer für die Tour waren schon gepackt, da zogen sich AnNa und Peter spontan in ein Studio zurück und produzierten innerhalb einer Woche die neuen Songs. Allein "Es Tut Immer Noch Weh" ist anlässlich des gleichnamigen Clips eine Auskopplung aus der aktuellen CD "Macht Liebe". Und wegen des netten Namens sei diese EP mit immerhin fünf neuen Stücken auch auf LAUT erwähnt.
Geht die Ballade "Das Verkaufte Lachen" auf zwischenmenschliche Missverständnisse ein, ist "LAUT" eine "Antwort auf das, was uns in letzter Zeit am meisten bewegt hat", so Peter Plate. "Überall wirst Du mit vorgefertigten Meinungen zugeballert. Vor allem aus Übersee kommen Empfehlungen, mit wem wir jetzt Krieg zu führen haben."
Dennoch soll der Song kein "Antisong" sein, sondern die Frage aufwerfen, wie man mit einem Übermaß an Beeinflussung umgeht: "Perfekt gestylte Plastiklügen schenken uns den großen Rausch. Die Meinung gratis mitgeliefert - Denken war noch nie so leicht".
"LAUT" ist eher leise, nachdenklich. Der Titel will sich mehr als Initialzündung verstanden wissen, laut, also klar, zu denken. Eigenständig, kritisch und weitblickend. Die Intonation in Moll erwartet eine Antwort in hartem Dur, so scheint es. "Kleb mir meinen Mund nicht mit Bubblegum zu", heißt die Botschaft an den Giftzwerg Dschordsch Dabbelju.
"2 Sekunden" ist die Frage nach der Halbwertzeit der Liebe und den Versäumnissen, mit denen man am vermeintlichen Glück stets vorbei schrammt. Musikalisch ist dieser Song bewegend umgesetzt und macht nicht nur durch den Text betroffen. "So Viel Geb Ich Nicht" ist die nachhaltige Konsequenz der zahlreichen Schiffbrüche, ein Limes der Psyche.
AnNa R. tritt mit den neuen Songs den aktuell eingeschlagenen Pfad ihres vokalen Stils breiter, ohne sich weiter aus dem Fenster zu lehnen, als die inzwischen riesige Fangemeinde es akzeptieren könnte. Nach dem zuletzt revolutionären Tempo des neuen Stils hinterlässt "Die LAUT-Edition" so gesehen einen beruhigenden Eindruck, der bei allem kreativen Crescendo genügend Zeit zum Durchatmen gewährt.
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