Porträt

laut.de-Biographie

Rotting Christ

Rotting Christ gehört nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch zu den dienstältesten griechischen Metal-Bands. Zur Zeit ihrer Gründung 1987 gelten sie sogar als die erste hellenische Black Metal-Band.

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Allerdings sind es von jeher meist die blasphemischen Texte, die sie mit der Black Metal-Szene in Verbindung bringen. Musikalisch fiel es immer schwer, die Griechen in eine Schublade zu stecken. Auf ihren Demos orientieren sie sich noch an Carcass, sowohl, was die Musik als auch die Texte betrifft.

Im Juni 1989 unterschreiben Rotting Christ einen Deal beim norwegischen Label Deathlike Silence Records. Dummerweise verpasst Count Grisnackh (Burzum) dem Labelboss Euronymus (Mayhem) ein tödliches Messer in die Rübe. Euronymos stirbt, der Deal platzt. Gitarrist/Shouter Necromayhem (Sakis Tolis), Basser Mutilator (Jim Patsouris) und Drummer Necrosauron (Themis Tolis) müssen sich nach einer neuen Plattenfirmaa umsehen.

Im selben Jahr erscheint zunächst die "Passage To Arcturo"-EP auf eigene Kosten. Wenig später holen Rotting Christ sich mit Morbid (George Zaharopoulos) einen Keyboarder in die Band. Als sie einen Vertrag mit dem französischen Label Osmose unterzeichnen, hat sich Morbid schon das schöne Pseudonym Magus Wampyr Daoloth einfallen lassen.

1993 erscheint "Thy Mighty Contract", kurz darauf sind Rotting Christ mit Immortal und Blasphemy auf Tour. Kurz darauf trennen sie sich wieder von Osmose, was aber alles andere als friedlich abläuft und im Rechtsstreit endet.

Für "Non Serviam" kommen sie zwei Jahre später bei Unisound unter, sind mit der Arbeit des Labels aber trotz einer Mexiko-Tour im April 1995 auch nicht sonderlich zufrieden. Morbid geht es ähnlich, er kehrt der Band im selben Jahr den Rücken.

Die Verbliebenen lassen sich nicht entmutigen und ziehen 1996 einen neuen Deal mit Century Media an Land. Als Trio veröffentlichen sie dort "Triarchy Of Lost Lovers", das Andy Classen (Holy Moses, Tankard, Krisiun) produziert und auf dem Themis zum ersten Mal tatsächlich auch die Drums spielt - auf allen bisherigen Scheiben war nur ein Drumcomputer zu hören. Das trägt enorm zum Hörerlebnis bei. Auch die Coverversionen von Kreator gelingen gut.

Dennoch kratzt Mutilator die Kurve. Auf der anstehenden Tour mit Samael und Moonspell kann zudem Themis nicht mit dabei sein, weswegen Ex-Corruption-Gitarrist Kostas bei der Band einsteigt und Bass und Drums an Session-Musiker vergeben werden.

Auf dem Rockwave-Festival stellen Rotting Christ mit Andreas (Bass) und Payanotis (Keyboards) zwei neue Mitglieder vor. Diese beiden wirken auch auf "A Dead Poem" mit. Die Band liefert damit das bis dato beste Album ab. Produziert vom Samael-Tastenmann Xy und unter Mithilfe von Moonspell-Sänger Fernando Riberio klingt die Scheibe nach einer Mischung aus Samael und Sentenced. Auf Tour geht es im Anschluss mit Old Man's Child und Sacramentum, ehe noch ein paar Dates mit Tiamat in der Türkei folgen.

Der Platz hinter den Keys ist auf dem Nachfolger "Sleep Of The Angels" inzwischen an Georgios 'George' Tolias vergeben. Da die Band inzwischen offensichtlich auf die Gothic-Schiene setzt, kommen ihnen einige der alten Fans abhanden. Neue sammeln sie auf der Europa-Tour mit Deicide, Behemoth und Ancient Rites. Im Anschluss stehen noch ein paar Abstecher nach Nord- und Südamerika auf dem Plan, ehe sich Rotting Christ an die Arbeiten zu "Khronos" machen. Darauf zeigen sie sich wieder eine Spur aggressiver und elektronischer.

Nachdem sie mit Vintersorg, Tristania und Madder Mortem durch die Lande gezogen sind, wollen sie sich wieder komplett auf ihre Wurzeln besinnen und packen sogar ihr altes Logo wieder aus. Allerdings verbindet "Genesis" nur bedingt den alten Black Metal-Spirit mit einer aktuellen Produktion. Was alte Fans vielleicht freuen mag, stößt viele neue vor den Kopf. Da überrascht auch eine Tour mit Enthroned und Primordial nur wenige.

Kostas hat danach jedenfalls genug und sieht sich anderweitig um. So sind Rotting Christ auf dem 2004er-Album "Sanctus Diavolos" wieder nur zu viert. Dennoch ist die Scheibe ein Erfolg, auch wenn sich Dave Mustaine von Megadeth auf einem Festival weigert, mit der Band aufzutreten, weil sie ihm "zu satanisch" erscheinen. Dass ihn das in der Vergangenheit nicht gestört hat, spielt dabei anscheinend keine Rolle.

Im Oktober 2005 sieht man Rottong Christ live mit Vader, Lost Soul und Anorexia Nervosa auf Tour. Im Februar 2006 schneiden sie noch zwei Konzerte für ein Live-Album mit und arbeiten wenig später bereits wieder an einem weiteren Studioalbum.

Inzwischen bei Season Of Mist unter Vertrag, erscheint dort Ende Januar "Theogonia". Kaum ist die Scheibe im Handel, geht es schon wieder mit Malevolent Creation, Mystic Circle, Incantation und Neuraxis auf die Straße.

Anschließend ist bei den Labels wohl Kasse machen angesagt: Zunächst veröffentlichen Century Media, zwei Jahre später auch Season Of Mist jeweils ein Best-Of Album. Ebenfalls 2009 erscheint die Box "Non Serviam - A 20 Year Apocryphal Story" mit zwei DVDs und zwei CDs.

In der Zwischenzeit waren Rotting Christ alles andere als faul und haben ihr nächstes Album "Aealo" eingespielt, das sich einmal mehr jeglicher Kategorisierung entzieht. Das zeigt sich schon an der außergewöhnlichen Performance der hier auftretenden Diamanda Galas.

Ein paar Jahre später gelingt ihnen der mit Abstand größte Wurf ihrer bisherigen Karriere. "Rituals" ist nicht irgendein Konzeptalbum, sondern erweist sich als moderner Klassiker des gehobenen Satanismus. Rotting Christ nutzen authentische Überlieferungen der Teufels- und Geisterbeschwörung und gießen diese Rituale in ein vielseitiges Dark Metal-Gemisch.

Neben der überragenden Danai Katsameni, einer Schauspielerin des griechischen Nationaltheaters, liefern auch Szenefreunde von Paradise Lost, Samael und vielen anderen exquisite Gastbeiträge.

Auf "The Heretics" von 2019 begleiten Rotting Christ Riffs mit eingängigen Leads und gehen insgesamt etwas melodie- und harmonieseliger zu Werke als zuvor, ebenso wie auf "Pro XristouPro Xristou" fünf Jahre später, das musikalisch leider eine Nummer zu eintönig daherkommt.

Rotting Christ in eine eindeutige Genre-Schublade zu stecken, fällt auch nach Jahrzehnten noch schwer. Fans und Kritiker scheint dieser Umstand allerdings nicht zu stören.

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Alben

Rotting Christ - Rituals: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2016 Rituals

Kritik von Ulf Kubanke

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