laut.de-Kritik

Im Land der nach Liebe Dürstenden ...

Review von

Die Liebe. Ja, die Liebe macht Ryan Adams schwer zu schaffen. Besonders die Liebe, die gegangen ist. Und die Leere, die bleibt. Liebe und Leere scheinen den Mann aber auch zu inspirieren, sind sie doch das Hauptmotiv seiner aktuellen Platte "Cold Roses".

Die hat er mit seiner neuen Band The Cardinals aufgenommen, und bereits der Titel deutet an, dass hier höchstwahrscheinlich keine frühlingsheitere Kost geboten wird. Der Opener "Magnolia Mountain" überschwemmt einen denn auch richtiggehend mit Wehmut und Sehnsucht. Begleitet von Steel Guitar und weiblichem Harmoniegesang fleht Adams seine Angebetete an, ihn zu belügen und noch bis zum Morgen zu bleiben.

Diese melancholische und zugleich verlangende Grundstimmung zieht sich durch das gesamte Werk. Im Vergleich zu seinen bisherigen musikalischen Outputs setzt Adams sein Stimmorgan mannigfaltiger ein. Ob gepresst, von Leidenschaft gequält, zart und zerbrechlich oder organisch und kraftvoll – gekonnt transportiert er die unterschiedlichen Emotionen der Lieder über seinen Gesang.

Wunderschön in seinem Aufbau kommt zum Beispiel das Stück "Meadowlake Street" daher. Haucht Adams zu Beginn seine Vocals zu minimaler Begleitung einer akustischen Gitarre, gewinnt seine Stimme im Laufe des Stücks mit gesteigerter Verzweiflung und anschwellender instrumentaler Unterstützung an Kraft und trägt einen fort, weit weg ins adam'sche Land der nach Liebe Dürstenden. Neben Herzwundheit und Begehren kommen aber auch Ansätze von Resignation zum Ausdruck: "I ain't afraid of hurt, I've had so much it feels just like normal to me now", hält der Amerikaner in "Now That Your’e Gone" ergeben fest.

Hört sich jetzt wohl alles etwas gar elegisch an. Ryan Adams klingt jedoch nie weinerlich oder allzu selbstquälerisch. Vielmehr verleiht er seinen Songs trotz oftmals leidvollen Inhalten mit spielfreudiger instrumentaler Begleitung und eigenwilliger Rhythmik eine gewisse Leichtfüßigkeit. Außerdem macht er es sich nicht in seinem Seelenschutt gemütlich, sondern rafft sich immer wieder auf, um mit Stücken wie dem rock'n'rolligen "Beautiful Sorta" ("Gimme a beer! One, two, three, four …"), dem dynamischen "Dance All Night" oder dem lebensbejahenden "Life Is Beautiful", die Geister des Schwermutes zu vertreiben.

"Cold Roses" ist countrylastiger ausgefallen als seine letzte Veröffentlichung, die EP "Love Is Hell Part 1 & 2". Das könnte am Einfluss der Cardinals liegen, die zum flüssigen Songwriting ein geerdetes musikalisches Fundament legen. Die Chemie zwischen seiner neuen Begleitband/Co-Songwriter und Adams stimmt auf jeden Fall und lässt den Sound sehr homogen wirken. Vielleicht fast etwas zu geschliffen - die eine oder andere Kante, hätte das Doppelalbum noch interessanter gemacht.

Man sollte anderen Menschen ja eigentlich nichts Schlechtes wünschen. Wenn Ryan Adams aber "dank" Liebespein weiter so berührende Platten veröffentlicht, wünsche ich ihm von Herzen noch ganz viele unglückliche Beziehungen …

Trackliste

CD 1

  1. 1. Magnolia Mountain
  2. 2. Sweet Illusions
  3. 3. Meadowlake Street
  4. 4. When Will You Come Back Home
  5. 5. Beautiful Sort Of
  6. 6. Now That You're Gone
  7. 7. Cherry Lane
  8. 8. Mockingbird
  9. 9. How Do You Keep Love Alive

CD 2

  1. 1. Easy Plateau
  2. 2. Let It Ride
  3. 3. Rosebud
  4. 4. Cold Roses
  5. 5. If I Am A Stranger
  6. 6. Dance All Night
  7. 7. Blossom
  8. 8. Life Is Beautiful
  9. 9. Friends
  10. 10. Bonus Track: Tonight

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10 Kommentare

  • Vor 19 Jahren

    Hallo erstmal

    Also ich kann mich mit der Review im großen und ganzen anfreuden, obwohl ich eher 5 Punkte vergeben hätte, denn in meinen Augen ist es das beste -album, was Adams je gemacht hat. Sehr emotional, tolle Melodien, tolle Musiker.

    Toll finde ich auch, dass sich jedes Album von ihm immer wieder ganz anders anhört. Man kann jeden Song sofort dem entsprechenden Album zuordnen.
    Der Sound auf dem neuen Album wird auch sehr von der Steel Guitar bestimmt.

    Was haltet ihr vom neuen Album ? Auf www.ryan-adams.com kann man in die Songs reinhören..

    Grüße

  • Vor 19 Jahren

    Mir gefällts. :)
    Die Musik ist durchgehend wunderschön.
    Hätte allerdings nix gegen ein paar fetzigere Songs mehr, dass ist wohl der grösste Schwachpunkt des Albums, dass es für meine Verhältnisse etwas zu ruhig gerworden ist.
    Und bei ein paar Songs ist das Songwriting selbst auch nicht so ganz gelungen, find ich.
    Aber gesamthaft würd ich sagen, dass es ein gutes Album mit viel schöner Musik ist. :)

  • Vor 19 Jahren

    eines der besten (veröffentlichen) Platten die RA jeh gemahct hat. Aber es ist teils etwas sehr ruhig (ja ich muss dir recht geben Falco) aber nicht so leise und ruhig wie Love is Hell.
    Alles in allem nen super album :D

  • Vor 19 Jahren

    Zitat (« Django schrieb:
    Achja, Highlight ist für mich bisher das bereits erwähnte Meadowlake Street. Die Steigerung zum Schluss raus ist einfach fantastisch. »):

    Da pflichte ich dir voll und ganz bei.:)

  • Vor 19 Jahren

    Zitat (« dingels schrieb:
    Naja, OK, ich geb ja auch zu, dass Beautiful Sorta ziemlich heraussticht. Aber als ruhige Platte kann man sie auch nicht ganz bezeichnen, wie ich finde. »):

    Für mich ist ein Platte mit 19 Songs und davon 16 oder so ruhigen, schon eher als ruhigere Platte einzustufen. ;)
    Ich mag halt die rockigen Sachen von Ryan ein klein wenig mehr und irgendwie gelingt es ihm nie ganz, die perfekte Mischung aus schnellen und ruhigen Songs zu kriegen.
    Das ist sein grösster Schwachpunkt wie ich finde.

  • Vor 19 Jahren

    Zitat (« dingels schrieb:
    48 Hours ??? Nie davon gehört. War das noch zu Whiskeytown-Zeiten ? »):

    Is ne unveröffentlichte Platte und enthält Stücke die die Plattenfirma abegelent hat.
    Zeitlich zwischen Gold und Demolition.
    Is aber super warum es ein Rätsel ist das die Plattenfirma das abgelent hat. Sind auch im Gegensatz zu Suicide Handbook keine Aufnahmefehler drauf.

    @Django :D