laut.de-Kritik

Der Wutang-Chefkoch serviert einige der göttlichsten Hip Hop-Beats des Jahres.

Review von

Was soll man über den Rza noch schreiben? Er ist nach über zehn Jahren im internationalen Hip Hop/Rap über jeden Zweifel erhaben. Seine Beat-Handschrift und sein Produktionsstil hat unzählige Headz geprägt. Man vergleiche nur mal das Clan-Debut, die Wutang-Forever, den Ghostdog-Soundtrack und die erste Bobby Digital miteinander. Vier verschiedene Platten, vier verschiedene Sounds, ein Gütesiegel.

Jetzt steht mit "Digital Bullet" das zweite Solowerk aus der Bobby Digital-Reihe in den Plattenläden. Rza, der auf den bürgerlichen Namen Bobby Steels hört, arbeitet mit dem Bobby Digital-Charakter seine eigene Vergangenheit auf. Bobby Digital ist der Rza in seinen jungen, wilden Jahren. Frauen, Sex, Juwelen, Hip Hop, einen auf dicke Hose machen. Zudem fühlt er sich als Mittelpunkt der vernetzten Welt. Doch war er beim ersten Teil noch der Ghetto-Superhero, so kommen ihm jetzt erste Zweifel. Bobby merkt, dass die Verlockungen der großen Welt nicht alles sein können. Seine Entwicklung hin zum gelehrten Rza hat also begonnen.

So steht das Album lyrisch unter dem Stern der inneren Zerrissenheit. Die Beats sind jedoch besser, weil kompakter als beim Digital-Debut. Damals hatte man trotz einiger überragender Tracks mitunter das Gefühl, dass nicht alle Stücke ganz ausgereift waren. Doch bei "Digital Bullet" scheint der Rza jetzt die perfekte Mischung aus Synthie-Sounds und alten Soul-Loops gefunden zu haben. Für die Sounds benutzt er die Digi Electronics, und für die Loops hat er seinen legendären A.S.R.-Sampler am Start, den er für 85 von 100 Beats benutzt. Zum besseren Verständnis geht es jetzt Track für Track weiter.

"Show Me Love": Die Platte beginnt mit einer typischen Wutang-Hymne, die den Unity-Gedanken beschwört. Die Wutang-Fam liebt euch alle. Rza nimmt hier das Sample des Ghostface Killah-Tracks "We Made It" auf und kreiert einen treibenden Song. Da die zweite Ghostface-Scheibe "Supreme Clientel" '99 als Wutang-Comeback gefeiert wurde, schließt sich hier der Kreis und der Clan geht nach einiger Kritik gestärkt ins Jahr 2002.

"Can't Loose": Jetzt geht es mit dem Bobby-Wahnsinn so richtig los. Rza rappt über seine Sommer in NY und den schönen Frauen. Das ständige Vocal-Sample "Can't Loose" bohrt sich zudem hypnotisch in die Gehörwindungen.

"Glocko Pop" ist ein Rza-untypischer Clubtrack mit zirpenden Synthies. Mit dem Refrain "My Glock Goes Pop, Pop, Pop" sind die Zungen, Schwänze und Knarren der Wutanger gemeint.

"It Must Be Bobby": Erste Anzeichen der Verschmelzung vom Rza und Bobby ("Bza-ooby") sind zu hören. Der Beat pumpt ohne Ende und erinnert dank treibender Klavierloops an den Old Wu-Style des Debuts. "It Must Be Bobby, Fuckin' Up The Mic is Still My Hobby".

"Brooklyn Babies" ist der nächste Klassiker. Der Rza mixt hier dramatische 70er Jahre Classik Rock-Gitarrenriffs mit einem wunderschönen Refrain der alten Soulrecken Force MD's. Der Beat ist sehr straight, jedoch wechselt ständig das Tempo. Genial. Bobby und Masta Killa erzählen von ihrer Jugend in Brooklyn/NY.

"Domestic Violence PT. 2" kommt leider nicht an den legendären ersten Part heran. Pluspunkte sammeln der heftige Bass, sowie Big Gipp vom Goodie Mob, der seinen Southern-Flava einbringt. Der Beat ist von DJ Tony Touch.

"Do U": Uhhh, göttlich. Der Beat erinnert an glorreiche Wutang-Forever-Zeiten. Der Song wird von der "Reunited"-Violine und einem melodischen "Do You feel"-Vocal-Sample getragen. Lyrisch schießt wie so oft der Gza den Vogel ab, er rappt über die guten, alten Zeiten der Block Partys und Battles.

"Fools": Eine Verschnaufpause. Über schleppenden, schweren Drums kommt die Einsicht von Bobby: "Everybody Plays The Fool Sometimes".

"La Rhumba": Die erste Single verbreitet mit Rhumba-Rhythmus lebendiges Latinfeeling. Der Track ist für die Clubs und Frauen gedacht. Könnte aber ein bisschen fetter sein.

"Black Widow PT. 2": Über ein stöhnendes, weibliches Vocal-Sample verbreitet ODB wieder mal seine Sex-Styles, wie er eine seiner 13 Frauen in allen erdenklichen Lagen vögelt. Aber man kann dem kleinen Mann ja nicht böse sein, kriegt er jetzt im Gefängnis selbst genug zwischen die Arschbacken.

"Shady" ist ein überraschend straighter, ja fast kommerzieller Track, der durch seinen schönen, souligen Frauenchor gewinnt.

"Break Bread": Über einen typischen Synthie-Beat von Bobby Digital, prügelt Rza-Entdeckung Jamie Sommers ihre Raps brutal durchs Micro. Der Track war auch schon auf dem Big Cap/Rza-Mixtape unter dem Namen "Save Jon Berry" vertreten.

"Bong Bong": Der Wahnsinn erreicht seinen Höhepunkt. Chinesische Instrumente und brummende Geräusche bilden mit den brüchigen Drums einen seltsamen Sound. Zudem kriegen alle Rapper, Crossover-Jungs und R'n'B-Heulsusen, die nur auf Juwelen stehen, ihr Fett weg.

"Throw Your Flag Up": Rza stellt hier die Black Knights aus LA vor. Das Stück ist sehr slow, und überzeugt durch pathetische Unity-Reime, Compton und Long Beach-Shout Outs inklusive.

"Be A Man" verkommt dank eines ständigen Vocal-Samples zu einer stressigen "Sei ein Mann"-Philosophie von Bobby. Er ist aber jetzt auf dem Weg zum Rza, entwickelt sich also vom Jungen zum Mann.

"Righteous Way": Die Verwandlung zum Rza ist schon sehr nahe. Thematisiert wird die Philosophie der 5% Nation Of Islam. Unterstützt wird er vom Reggaebarden Junior Reid, der auch schon bei "The W" aushalf.

"Build Strong": Das Lied ist eine langsame Hymne, in der Tekitha dank ihrer zarten Soulstimme sehr gut mit Rzas Weltschmerz harmoniert. Bobby Digital und der Rza stehen sich nun gleichwertig gegenüber. Und der Rza erkennt, dass Bobby immer in ihm sein wird. Emotionen pur.

"Sickness": Doch der Rza hat die Oberhand über Bobby gewonnen. Das Ende der Triologie naht, denn sie wird mit der lang erwarteten Rza-Platte "The Cure" enden. Hier gibt es als Vorgeschmack schon mal einen typischen Rza-Beat, der mit Indianerstimmen und dem Hook "Raise Your Swords and Praise to Lords, against this Wicked Society" den Massenmord an den Ureinwohnern thematisiert. Der Rza is back.

Trackliste

  1. 1. Show Me Love
  2. 2. Can’t Loose (feat. Beretta 9)
  3. 3. Glocko Pop (feat. Masta Killa, Method Man, Street Life)
  4. 4. It Must Be Bobby
  5. 5. Brooklyn Babies (feat. Masta Killa)
  6. 6. Domestic Violence PT. 2 (feat. Big Gipp)
  7. 7. Do U (feat. Gza, Prodical)
  8. 8. Fools (feat. Killa Sin)
  9. 9. La Rhumba (feat. Method Man)
  10. 10. Black Widow PT. 2 (feat. ODB)
  11. 11. Shady (feat. Intrigue)
  12. 12. Break Bread (feat. Jamie Sommers)
  13. 13. Bong Bong (feat. Beretta 9, Mad Cez)
  14. 14. Throw Your Flag Up (feat. Black Knights)
  15. 15. Be A Man
  16. 16. Righteous Way (feat. Junior Reid)
  17. 17. Build Strong (feat. Tekitha)
  18. 18. Sickness

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