laut.de-Biographie
Saint JHN
"Würdest du lieber rappen oder eine Million Dollar machen?" Diese Frage müssen sich viele aufstrebende MCs irgendwann stellen. Oder aber man bekommt sie gestellt und entscheidet sich prompt für beides. Saint JHN glänzt nicht nur als Musiker in seiner eigenen Sparte, sondern auch als Songwriter für Beyoncé, Usher oder Jidenna.
Diese Art von Konnektivität muss er sich allerdings von Grund auf erarbeiten. Während er aufwächst, lebt seine Familie in einer komplizierten Dynamik zwischen Guyana und New York. Einen Gegensatz, den er in einem Interview abgebrüht als den Unterschied zwischen arm und komplett arm bezeichnet.
Wo man in New York mit ein bisschen entwürdigender Papierarbeit zumindest noch Essensmarken bekommt, bleibe einem in Guyana in solchen Momenten nur übrig, auf der Straße Mangos zu verkaufen, so erzählt es John.
Trotzdem: Dank seiner Mutter, die ihn in seiner Kindheit immer wieder zum Lesen zwingt, bleibt seine Neugier lebendig, und John entwickelt sich vom Pastorensohn zu einem Musiker.
Er rappt und ist mit der Musik in Amerika unterwegs, macht aber keinen Cent mit seinem Material. Erst, nachdem größere Labels auf ihn aufmerksam werden, ändert sich sein Stand im Business. Doch nicht auf die herkömmliche Route: Sein Händchen für Songs ist plötzlich gefragt.
Was passiert dann zuerst? "Ich habe eine ganze Menge schlechte Songs geschrieben", gibt er zu Protokoll. Hunderte Lieder habe er fabriziert, immer mit dem Blick auf den einen, der sich dann als der wirkliche Big Shot entpuppt.
Auch, wenn seine Zukunft ein paar davon bereit halten soll, gibt es einen, auf den er vermutlich bis in alle Ewigkeit angesprochen wird: "Roses", den er für Queen B persönlich schreibt ... und dann nimmt sie ihn doch nicht.
John macht einen eigenen Track daraus, und, siehe da: Es braucht keine Beyoncé, der Song wird auch mit ihm allein ein kleiner Hit. Von da an macht er sich mit "Collection One" an einen ersten eigenen Release und findet auch eine gewisse Aufmerksamkeit mit dem Material. Die wiederum hilft ihm, weiter hinter den Kulissen sein Brot zu verdienen.
Er arbeitet an Songs für Chris Brown, Jidenna oder Usher. Bis sein wirklicher Durchbruch gelingt, dauert es allerdings bis 2019. Da veröffentlicht er mit "Ghetto Lenny's Love Songs" ein zweites Tape, das eine ganze Menge mehr Beachtung findet. Lil Baby und Meek Mill liefern starke Performances, und sogar sein Idol Lenny Kravitz ist vertreten.
Um den Kreis komplett zu schließen, schreibt er mit "Brown-Eyed Girl" tatsächlich noch einen Song für Beyoncé. Darauf ist er prompt auch noch selbst mit einem Feature vertreten.
Man merkt Saint JHN definitiv an, wie weitreichend seine Erfahrung reicht. Sei es nun das Aufwachsen in New York und im Süden, das Arbeiten vor und hinter der Bühne oder das Rappen und Singen. Immer wieder kennzeichnet eine gewisse Hybridität seine Arbeit, das Gefühl, der Mann zwischen den Stühlen zu sein. Weil er deswegen auch meistens keine halben Sachen macht, findet er eine wirklich spannende Vermittlerrolle im Hip Hop-Kosmos.
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