laut.de-Kritik
Bei den Hanseaten scheint die Sonne aus jeder Rille.
Review von Stefan JohannesbergReggae-Musik gehört zum Sommer wie Regenpfützen auf Hamburgs Straßen. Doch trotz des schlechten Wetters scheint auf dem zweiten Album "The Sound Of Sam Ragga" der hanseatischen Sam Ragga Band die Sonne aus jeder Rille. Die Liveband von Jan Delay bietet zumeist entspannt melodiösen Reggae, den sie ab und an mit kurzen Ausflügen in hektischere Dancehall-Gefilde garniert.
Die tragende Rolle im Sound Of Sam Ragga spielen dieses Mal der Reggae-Rapper Seanie T. sowie die Sängerinnen Jessica McIntyre und Esther Cowens. "Die Scheibe ist viel gesangsorientierter als das Debüt", hatte Gitarrist Marc Wilkes bereits im Vorfeld angekündigt.
Sean kann auf dem funkigen "Show Dem Who U Are" Kopfnickend funkige Flöten "Friday Evening" und der an Seeed erinnernden Hymne "I Had A Dream" Pluspunkte sammeln, während Jessica und Esther sozialkritische Songs wie "LaLaLa Oohh (The Tyrant's Inside)" oder "Unhappy People" sehr soulig interpretieren.
Das französische "Le Temps Vole" zwitschern die beiden Sängerinnen gar Richtung Chanson-Pop. Singt sich einmal nicht das Trio im Vorgrund, begleiten Veteran General Trees, Ragga-Barde Patrice und Popstar Nena die Sam Ragga Band ähnlich ruhig. Der General bietet auf "Ol Time Rock" altbewährten Roots Reggae, Patrice ist bei "I Like How She" einfach nur Patrice. Zum Glück.
Nena schwingt dagegen auf der Single "Schade" ihre schwerelosen Säuseleien in schwindelerregende Sphären. "Wenn ich bei dir wär, würd' es mir gut gehn', aber wenn ich nicht bei dir, ist auch nicht schlimm, aber schade". Im Sommer ist eben alles halb so wild.
Überhaupt verbreitet Sam Raggas Easy Listening-Sound Barcadi-Feeling und tut niemandem weh, der gerade ein paar Runden schwebt. Im Herbst ist er jedoch bereits vergessen. Vom Winde verweht, denn da scheint ja auch die Sonne nicht mehr. Schade.
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