laut.de-Kritik
Putzig rotzend und rotweintrunken.
Review von Andreas Bättig"Ein Album zu kreieren ist immer eine skurrile Kombination von Schlafwandeln, sich verlieben, sich das Herz brechen lassen, Bjørn Einar Romøren (einem norwegischen Skispringer, Anm. d. Autors) zuzusehen, wie der 260 Meter weit in Planica fliegt und betrunken zu sein", schreiben Schtimm zu ihrem neuen Album. Fast genauso hören sich die Norweger tatsächlich an. Die Stimme der Sängerin klingt mal von Tragik geschwängert nach Beth Gibbons auf Solopfaden, chillig nach ganz alten Morcheeba oder auch putzig rotzend und rotweintrunken nach Björk.
Sachte, ja fast schon zögernd langsam eröffnet "White Holes" die Platte. Mit dem sanft geschlagenen Schlagzeug, der ruhig gespielten Gitarre und dem wunderschön eingängigen Gesang Ks, erzeugen Schtimm eine verträumte sowie berührende Stimmung. Im Kopf schwirren Bilder von tiefen, dunklen Fjords und romantisch abgelegenen, menschenleeren Gegenden umher und in einer gewissen Weise steigt das Gefühl einer angenehmen Einsamkeit auf, in der man sich in einer lauen Sommernacht verlieren möchte.
Auf "Time Space And Other Stories" präsentiert das norwegische Quartett eine Fülle von verschiedenen Genres: Neben dem seichten, minimalistischen und popigen 80er-Song "Dead Sparks And Wine", überzeugen Schtimm besonders mit wunderschönen Balladen und aussagekräftigen Texten. Wie eine Grande Dame des Jazz singt K in "Same Old Circle" theatralisch und unerreichbar, begleitet von einem Schlagzeug und einer Orgel, über die Eintönigkeit des Alltags.
Streicher leiten "Wryeries" ein und tragen den gefühlvollen Gesang auf sanften Woogen zum beatigen "Grey Void". Ein verdammt harter Schnitt. Bei aller Liebe zur Vielfältigkeit, aber hier reißt der balladeske rote Faden abrupt ab und ein durchschnittliches 80er-Stück wird abgespult. Am Mikrophon kleben diesmal sowohl K, als auch Sänger AE.
Um so schöner wird der Faden bei "Sccch" wieder aufgenommen. Ein Gutenachtlied, wie es auch Björk hätte singen können. "Go to sleep now/Go to sleep now/And dream of nothing" singt K dann eindringlich. Streicher tragen zur Kerzenschein-Atmosphäre bei und eine bleierne Barolo-Müdigkeit umhüllt sanft die in die ferne schweifenden Klänge. "Time Space And Other Stories" ist ein kleines, aber feines Schmuckstück, mit dem man, betrunken oder auch nicht, der Hitze entschweben möchte.
1 Kommentar
Das Album war leider doch nicht so beeindruckend. Irgendwie hat das ja durchaus was von den genannten grössen, aber insgesamt überzeugt mich das wirklich nicht. Hat manchmal was von einem Öko-treff in den 70er