laut.de-Kritik
Wenns doch nur nicht Sommer wäre: Klangwelten in Moll.
Review von Kai ButterweckSeit vier Jahren beglückt der ehemalige Elva Snow-Sänger Scott Matthew die Freunde von intensiven Klangwelten in Moll. Auch wenn sein aktuelles Werk "The Gallantry's Son" ebenso wie der Vorgänger "There Is An Ocean That Devides …" der Öffentlichkeit in der heißen Jahreszeit präsentiert werden, passen die Klänge doch eher zu den kühleren Phasen des Jahres.
Das Betteln um eine nasskalte Umgebung, grollende Wolkenspiele und windige Luftzüge spürt man bei fast jeder Note. Minimalistisch wie eh und je begleitet die Kammer-Instrumentierung in Form von Akustikgitarre, Streichern und zarten Percussions die androgyn wirkende Stimme des Songwriters.
Während der Opener "Black Bird" mit seinen eingängigen Melodiebögen für seine Verhältnisse schon fast kommerziell daherkommt, bettet sich der Rest der Scheibe in gewohnte Melancholie ein. Lediglich auf "Devil's Only Child", "The Wonder Of Falling In Love" und "No Place Called Hell" bricht der bärtige Sänger mit dem Konzept und bietet beschwingte Momente.
Doch unabhängig von Piano, dezenten Handclaps und Ukulele nimmt die wohl markanteste Stimme der Indie-Folk-Szene jedem aufkommenden Swing die Luft zum Atmen und haucht ihm Tiefe und Wehmut ein.
Nur die wenigsten seiner Zunft bieten eine auch nur ansatzweise vergleichbare Intensität wie Scott Matthew. Die bisweilen an David Bowie erinnernde Klangfarbe seines Organs bindet förmlich jeden Anflug von Fröhlichkeit und hinterlässt ein anmutendes Ganzes, das sich nicht so recht entscheiden kann, ob es für Tränen der Hoffnung oder eher Tränen der Verzweiflung verantwortlich sein will.
Nimmt man Scott Matthew beim Wort und lauscht den abschließenden Zeilen, dann geht man von beidem aus: "Be prepared, you've been warned, you've been told / Are you scared because your losing that hold". Das schreit förmlich nach einer warmen Decke, einem heißen Tee und der verzweifelten Hoffnung auf Besserung. Wenns doch nur nicht gerade Sommer wäre.
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