laut.de-Kritik
Man, that voice!
Review von Giuliano BenassiAnfang 2011 sorgte das Debüt des US-Amerikaners aus Upstate New York unter Kritikern für Begeisterung. Vor allem wegen der Stimme. "Man, that voice", staunte ein US-Magazin.
Auf seinem vorliegenden zweiten Werk kommt 'diese Stimme' wieder voll zu Geltung: Tief, brummend, feinfühlig, einprägsam. War "Magic" noch eine Lo-Fi-Angelegenheit, aufgenommen in einem freistehenden Gebäude im Heimatort, hat sich Rowes Label ANTI das vorliegende Werk einiges kosten lassen. Entstanden ist es in L.A. in den Vox Studios, in dem unter anderen die Beach Boys an "Smile" und die Rolling Stones an "Exile On Main Street" geschliffen haben. Neil Young und Rowes Label-Kollege Tom Waits gehören zu den Stammgästen.
Entsprechend bombastisch fällt das Ergebnis aus. Gitarren spielen eine Rolle, ebenso aber Klavier, Streicher und ein mächtiger Frauenchor. Aus dem Singer/Songwriter ist ein Künstler geworden, der inmitten eines Ensembles steht – und aus damit umzugehen weiß.
Mit seiner Klavierbegleitung erinnert der Opener wohl nicht zufällig an Tom Waits, dessen Stimme in frühen Jahren durchaus Ähnlichkeiten mit der Rowes hatte. Wobei Rowes Organ vielseitiger und mächtiger ist. Vielseitig sind auch die Stimmungen auf dem Album. Melodie und Gitarren in "Flying" erinnern entfernt an Tom Petty, "The Lonely Maze" beginnt mit einer simpel gezupften, leicht verzerrten Gitarre und entwickelt sich im zweiten Teil zu einer Ballade mit einem engelhaften Chor.
Rowe und Produzent Woody Jackson zeigen sich auch im weiteren Verlauf experimentierfreudig. Das rhythmische "Joe's Cult" könnte auch ein Stück von Matchbox 20 für Santana sein. "Horses" erinnert an 80er-Pop, "Downwind" an San Francisco Ende der 60er Jahre.
Nicht schlecht, doch Rowes Organ und seine nachdenklichen Texte kommen eher in den langsamen Stücken zur Geltung, etwa in "Signs", "The Wall" mit rührender weiblicher Begleitung, "The Ballad Of Buttermilk Falls", "Old Shoes" und dem mit Herzschmerz überlaufende "Thunderbird".
Das abschließende, etwas zu dick aufgetragene "Long Way Home" erinnert wieder an Tom Waits, womit sich der Kreis schließt. "The Salesman And The Shark" ist das hörenswerte Werk eines außergewöhnlichen Musikers, der sein Potential noch lange nicht ausgeschöpft hat. Die Chancen stehen gut, dass uns that Voice noch mit einigen interessanten Alben überraschen wird.
1 Kommentar
Die Nähe zu Tom Waits bei manchen Stücken ist schon einkalkuliert. Sind nicht die Stücke Old Shoes und Long Way Home Coverversionen von frühen Waits-Großtaten?