laut.de-Kritik

Putziger Teenie-Pop, der niemandem weh tut.

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Enrique, du Sack, bist du's? Kommst du jetzt gleich um die Ecke geautotuned und johlst uns was von Sex und Liebe vor? Ein fast unausweichlicher Gedankengang, wenn der hängengebliebene Bumms-Beat von "Dare (La La La)" erst einmal so richtig Fahrt aufnimmt.

Letztendlich verpufft die schlimme Vorahnung aber in einer harmlosen Hook, die gut und gerne auch das Erkennungsmerkmal eines kommenden WM-Songs für Brasilien sein könnte. Das kommt nicht von ungefähr, denn das Remake "La La La", auf der Standardversion von "Shakira" nicht enthalten, wurde für genau diesen Zweck produziert. Trotzdem: fiese Nummer. Glücklicherweise aber die einzige, in der sich Shakira auf ihrem zehnten Studio-Album in arg elektronische Gefilde begibt. Ansonsten sorgt die gebürtige Kolumbianerin meist mit schnuckeligem Pop und zarten Gitarrenklängen für gar nicht mal so schlechte Laune.

Zwar löste der mittelmäßige Vorbote "Can't Remember To Forget You" nicht gerade Begeisterungsstürme aus, was mitunter an dem etwas deplatzierten Auftritt von Rihanna liegen mag. Die spanischen Texte im Pendant "Nunca Me Acuerdo De Olvidarte" setzen das schnelle Pop-Rock-Stück mit seinen dezenten Reggae-Einflüssen
aber besser in Szene. Apropos Reggae: Mit "Cut Me Deep" zieht Shakira eine kleine Überraschung aus dem Hut. Die rhythmisch vor sich hin schwingende Nummer sorgt fast schon für Rastafari-Feeling, auch wenn die Message dieselbe bleibt wie auf dem Rest der Platte: "'Cause you cut me deep / Your words are like steel / And now I can't sleep / 'Cause I'll never heal." Der rockige Abgang missfällt zwar, bis dahin macht "Cut Me Deep" aber irgendwie Laune.

Gleiches trifft auf "You Don't Care About Me" zu. Keine große Produktionskunst, doch wenn sich der langsame Latin-Pop zu einem wahnsinnig eingängigen Refrain zuspitzt, kann man das durchaus ganz süß und nett finden - ein Prädikat, dass für das zehnte Album einer 37-Jährigen etwas merkwürdig erscheint. Doch gerade, wenn sie in "23" mit Herzchen in den Augen über den Beziehungsstart mit ihrem Freund Gerard Piqué singt, übrigens auf den Tag genau zehn Jahre jünger als Shakira, dann ist es eher sie selbst, die man für Anfang zwanzig hält.

Angenehm unverbraucht und sogar durchaus glaubhaft vermittelt sie das seichte Teenie-Szenario von verliebt sein, Herzschmerz und Sehnsucht. Mal ruhiger ("Broken Record"), mal flotter, wie die gelungene Pop-Hymne "Empire" oder das rockige "Spotlight". Nicht nur Letzteres, sondern auch "The One Thing", in dem sie ihr Mutterglück beschreibt, kupfern jedoch arg den Sound von Shooting Star Taylor Swift ab, dafür aber auch deren Ohrwurm-Hooks und Hitpotenzial.

Von Dancepop über Reggae bis hin zu Rock deckt das selbstbetitelte Album so ziemlich alles ab. Auch wenn es sich inhaltlich meist treu bleibt - mit seinen bunt aneinander gereihten Sounds klingt "Shakira" eher wie eine Compilation erfolgversprechender Singles. Auch wenn die einzelnen Stücke als solche funktionieren, einen klanglichen roten Faden weist die Platte nicht auf.

Spätestens "Medicine" entzieht sich jeglichem Zusammenhang. Duett-Partner Blake Shelton lässt in einigen Staaten der USA die Herzen Hut und Kuhfell-Westen tragender Neo-Cowboys schon seit Jahren höher schlagen, gehört dort sogar zu den Topverdienern der Musikszene. Hierzulande kennt ihn kein Mensch, und das darf gerne so bleiben. Der Lasso schwingende Lieblings-Schwiegersohn trägt nämlich einen erheblichen Teil zur unsäglich schmalzigen Country-Pop-Nummer bei, die neben "Dare (La La La)" den Tiefpunkt markiert.

So richtig böse kann man Shakira deswegen aber nicht sein. Zu unschuldig, nett und eingängig kommen die putzigen Teenie-Pop-Songs daher, die sie so viel jünger wirken lassen als sie eigentlich ist. Auch mit ihrem zehnten Album tut die Kolumbianerin niemandem weh und behauptet sich als eine der angenehmeren Erscheinungen der Radio-Landschaft. Nicht nur deshalb darf man ihr neuestes Werk ganz gut finden.

Trackliste

  1. 1. Can't Remember To Forget You
  2. 2. Empire
  3. 3. You Don't Care About Me
  4. 4. Dare (La La La)
  5. 5. Cut Me Deep
  6. 6. 23
  7. 7. The One Thing
  8. 8. Medicine
  9. 9. Spotlight
  10. 10. Broken Record
  11. 11. Nunca Me Acuerdo De Olvidarte
  12. 12. Loca Por Ti

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LAUT.DE-PORTRÄT Shakira

"Ob Latin oder nicht, ich liebe den Rock'n'Roll, und der ist international!" Shakira steht auf Gitarrenrock, den sie mit aufmüpfigen Texten verfeinert.

9 Kommentare mit 25 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 10 Jahren

    Shakira ist eben so ein Fall ... Entweder mag man sie oder eben garnicht daher find ich 3 von 5 Sternen fair denn alles was drunter oder drüber wäre hätte dann schon wieder was mit Sympathie oder sonstigen zutun. Meine Persönliche Meinung dazu: Starkes Album! Shakira hat sich meiner Meinung nach nur einen Patzer erlaubt mit Medicine ansonsten ist alles stark. Den Vergleich mit Enrique versteh ich absolut nicht. Dare (La La La) ist einer meiner Persönlichen Favoriten auf dem Album und ist kreativer als all das was bei Enrique anzufinden ist. Ebenfalls richtig gut find ich auch Can't Remember to Forget You (Nunca Me Acuerdo De Olvidarte), Cut Me Deep, 23 und Broken Record. Von mir gibt es 4 Sterne (die aber aufgrund meines Gefallens an Shakiras wieder als 3 Sterne gelten) für ein starkes Comeback.

    • Vor 10 Jahren

      Also ich find Shakira richtig räudig, das ist Musik für CIA-Folterkammern und Kinderzimmer in dem der 14jährige Ronny und die 13 1/2jährige Dschännifer das erste Mal PETTING machen. Richtiger DRECK! Von mir gibt es 0 Sterne (die aber aufgrund meines Nichtgefallens an Shakiras wieder als 1 Stern gelten).

  • Vor 10 Jahren

    Ich bin kein Shakira-Fan, aber im Gegensatz zu den neuen Scheiben von Enrique und Kylie bietet sie wenigstens etwas Substanz im belanglosen Popmusik-Bereich. Für Fans sicher ein Fest. ;)