laut.de-Kritik

Gewohnte Stimmgewalt auf ungewohntem Terrain.

Review von

Feierte Sia mit "1000 Forms Of Fear" im vergangenen Jahr noch ihr Comeback in den Musikolymp, legt sie nur zwölf Monate später mit "This Is Acting" nach. Ein Album der etwas anderen Art, denn "This is Acting" ist eine Kollektion all derer Songs, die sie nicht für sich selbst, sondern für namhafte Popgrößen unserer Zeit geschrieben hat und die – ja, hart aber wahr – von Rihanna, Adele & Co. abgelehnt wurden. "I'm super productive. I have a full album ready to go and it's much more pop. I'm calling it 'This Is Acting' because they are songs I was writing for other people, so I didn't go in thinking 'this is something I would say'. It's more like play-acting. It's fun."

Die ersten beiden Songs "Bird Set Free" und "Alive" waren ursprünglich für Adeles Album "25" bestimmt. Wenig überraschend also, dass sich beide als ruhige und verletzliche Pop-Balladen zu erkennen geben, die jedoch mit auffällig einfach gestrickten Refrainlyrics wie "I'm still breathing, I'm still breathing / I'm alive, I'm alive, I'm alive" und geballter Stimmgewalt und Gesangsakrobatik ihren dramatischen Höhepunkt erreichen.

"Move Your Body" hält mit Dance-Pop mit elektronischem Remmidemmi à la David Guetta was der Titel verspricht. Auch "Unstoppable" bewegt sich im klassischen Chart-Pop Segment, jedoch in gemäßigterem Tempo und mit selbstbewusster Kämpfer-Attitüde. Voller Stärke und Selbstvertrauen tönt Sias Powerstimme in Dauerschleife: "I'm unstoppable today / unstoppable today", und ruft dabei fast vergessene Erinnerungen an Destiny's Childs "Survivor" ins Gedächtnis.

Mit "Cheap Thrills" und "Reaper" folgen zwei Songs, die eigentlich für Rihannas kürzlich erschienenes Album "Anti" geschrieben wurden. Dabei hat der wohlgelaunte und eingängige Reggae-Ableger "Cheap Thrills" doch mehr Partyhit-Potential als Sia-Wiedererkennungswert. "Reaper" nähert sich dem gewohnten Sia-Terrain schon etwas mehr an – eine entspannte und leichtfüßige Hymne an das Leben.

Auch "House On Fire" und "Footprints" geben sich äußerst entspannt und fahren mit vergleichsweise angezogener Handbremse. Aber Sia wäre nicht Sia, wenn sie das entschleunigte Tempo nicht mit ihrer kraftvollen Stimme kompensieren würde. Weniger überzeugt hingegen "Sweet Design". Protzige und schlagkräftige R'n'B-Rhythmen und Beats ergeben einfach kein harmonisches und authentisches Klangbild auf einem Sia-Album. Das kann Beyoncé dann doch besser.

"This Is Acting" bietet eingängige, aber einfach gestrickte Pop-Melodien, bei denen die Tonalität der ursprünglich angedachten Interpreten deutlich hörbar ist. Immerhin eine solide Pop-Platte, die jedoch nur schwer an das emotionalen und persönliche "1000 Forms Of Fear" anknüpfen kann.

Trackliste

  1. 1. Bird Set Free
  2. 2. Alive
  3. 3. One Million Bullets
  4. 4. Move Your Body
  5. 5. Unstoppable
  6. 6. Cheap Thrills
  7. 7. Reaper
  8. 8. House On Fire
  9. 9. Footprints
  10. 10. Sweet Design
  11. 11. Broken Glass
  12. 12. Space Between

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4 Kommentare

  • Vor 8 Jahren

    Bin nicht so begeistert ultra vom Album bisher, die paar Songs die zünden haun dann gleich richtig rein aber die Songs die daneben gehen die gehen halt gleich richtig daneben.
    'Reaper' zB ist meiner Meinung nach einer Ihrer besten songs seit ihren ersten paar Alben überhaupt für mich, sowas wie 'Move your body' hingegen nervt schon nach 20 Sekunden hören nur noch weils eben nicht weiter als billiger Guetta Eurodance ist.
    '1000 Forms of Fear' hat für mich auch eine weile gebraucht bis ichs endlich lieben gelernt habe, also mal schaun...

  • Vor 8 Jahren

    Nahezu schnörkellosen, extrem eingängiges Pop-Feuerwerk. Bleibt abzuwarten, ob sich "This Is Acting" schnell abnützt, aber im Moment gebe ich eine klare 4.

    Highlights: Bird Set Free, Unstoppable, Reaper, House On Fire, Alive

  • Vor 8 Jahren

    Sia hat eigentlich echt Talent, aber die macht seit einiger Zeit einfach nur noch Konserven-Pop. Auf dem Album noch mehr zu hören als auf dem vorherigen. Schmeckt ganz okay, teils sogar gut, aber hat null Nährwert, Substanz oder Nachhaltigkeit. Und das Massenpop heute nicht mehr so klingen muss, beweisen Rihanna, Beyoncé und co. zuhauf. Von daher ganz ganz miese Leistung von Sia hier. 1 Stern.

  • Vor 3 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.