laut.de-Kritik

Die Essenz aus Herzschmerz-Hip Hop und Kopfnick-Attitüde.

Review von

Das hier legte den Grundstein für die letzte große Trauerwelle, die unlängst durch die Hip Hop-Gemeinde gezogen ist. Mit "Fan-Tas-Tic Vol.1" gab James Yancey aka Jay Dee 1998 seinen Einstand in der Hip Hop-Gemeinde und lieferte dem Genre eine neue musikalische Facette. (Von der Quasi-Erfindung des Neo Souls einmal ganz abgesehen.) Im Februar 2006 verstarb der Meisterproduzent nach langer Krankheit. Die einzig gute Nachricht daran ist, dass sich seine ehemalige Crew Slum Village an der Kollektivverbeugung der Szene beteiligt und das nie offiziell releaste Debüt "Fan-Tas-Tic Vol.1" jetzt in digital überarbeiteter Version veröffentlicht.

Dass das altgediente Fans von den Socken reißt, ist trotzdem unwahrscheinlich. In den Tapedecks jedes halbwegs Interessierten sollte sich seit Jahren zumindest ein Bootleg von "Fan-Tas-Tic Vol.1" drehen. Trotzdem, die Re-Issue ehrt nicht nur das Talent J Dillas und weckt bei den alten Haudegen musikromantische Erinnerungen, sondern führt auch der neuen Hip Hop-Generation vor Ohren, wieso Dillas Kicks und Snares als das Nonplusultra des Hip Hops der Jahrtausendwende galten.

So groovt der Jay Dee-Sound über eine knappe Stunde aus der (digitalen) Rille und hinterlässt auch im Jahr 2006 dieses angenehme Gefühl, das nur Meister Dilla mit seinen warmen Basslines und monoton klickklackenden Drumpatterns zaubern konnte. Man denke an Commons "Like Water For Chocolate", D'Angelos "Voodoo", Janet Jacksons "Got Til It's Gone", Erykah Badu oder Pharcydes "Runnin'". Die Verschmelzung von klassischer Detroit Motown-Faszination und Native Tongue-Hingabe, die Essenz aus Herzschmerz-Hip Hop und Kopfnick-Attitüde.

Dazu gibt es die Raps von T3 und Baatin, die weit mehr als nur zum Beiwerk auf "Fan-Tas-Tic Vol.1" taugen. Eingebaut in Dillas musikalisches Grundgerüst flowen die beiden Original-Slum Village-Emcees perfekt on point über jedes einzelne Intrumental. Das ist so faszinierend, weil, wenn man der Legende glauben schenken darf, die Lyrics lediglich zu einem Hi Hat aufgenommen wurden und Dilla die Beats erst im Nachhinein auf die Raps legte. Wenn man die darbenden Karrieren von T3 und Baatin beäugt, muss man wohl zugeben, dass die beiden auf ihrem Debüt den Klimax ihres Könnens erreicht haben. T3 schwelgt mittlerweile zwar wieder in alten Zeiten, doch Baatin hat sich nach tiefen Depressionen nie wieder gefangen.

So war eine offizielle Veröffentlichung von "Fan-Tas-Tic Vol.1" an der Zeit. Alles in allem liefert der Longplayer sogar genügend Gründe, um ihn, wie Roots-Mastermind ?uestlove, als "the tapes of all tapes" zu bezeichnen.

Trackliste

  1. 1. Fantastic
  2. 2. Keep It On (This Beat)
  3. 3. I Dont Know
  4. 4. How We Bullshit
  5. 5. Fat Cat Song
  6. 6. The Look Of Love
  7. 7. Estimate
  8. 8. Hoc N Pucky
  9. 9. Beej N Dem
  10. 10. Pregnant (T3)
  11. 11. Forth&Back (Rock Music)
  12. 12. Fantastic 2
  13. 13. Fantastic 3
  14. 14. Keep It On
  15. 15. 5 Ela Remix
  16. 16. Give This Nigga
  17. 17. Players
  18. 18. Look Of Love (Remix)
  19. 19. Pregnant (Baatin)
  20. 20. Things U Do (Remix)
  21. 21. Fat Cat (Remix)
  22. 22. Fantastic 4
  23. 23. What's Love Gotta Do With It (Look Of Love Remix)
  24. 24. 2 For 4 You

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