laut.de-Kritik
Eine Platte voll mit Lieblingssongs.
Review von Philipp SchiedelMit der Zugabe "Silverfuck" setzte Billy Corgan beim Abschiedskonzert am 2. Dezember 2000 im Chicagoer Metro einen Schlussstrich unter das Kapitel Smashing Pumpkins. Selbst als hilflos süchtiger Pumpkins-Fanatiker muss man zugeben, dass er damit wohl die richtige Entscheidung getroffen hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Band noch mal ein ähnliches Album wie ihr Jahrhundertmeisterwerk "Mellon Collie & The Infinte Sadness" gelingen würde, war nach den letzten Releases doch mehr als gering.
Jetzt kommt also was kommen musste. Ein Best-Of Album. So sehr ich Corgan schätze, so sehr wäre er in meiner Gunst (die nach den MP3-Releases von "Machina 2" ziemlich hoch war) noch ein paar Stufen nach oben geklettert, wenn er sich diese letzte Tat verkniffen und nicht zum Schluss mit einem fröhlichen "Sellout" gewunken hätte.
Wie bei Greatest Hits-Platten so üblich, ist für langjährige Fans auch bei "Rotten Apples" nicht viel zu holen. Aber eine Platte voll mit Lieblingssongs, zu denen man schon vor Jahren die Headbanger-Show abgeliefert oder schniefend über die letzte Liebe nachgedacht hat, kann nicht wirklich schlecht sein. Egal wie oft ich "Today" noch hören werde, der Song wird einfach nie langweilig. Jedes Mal summt man wieder mit. Bei "Bullet With Butterfly Wings", "Tonight, Tonight" und Konsorten verhält es sich ähnlich. Alles Wahnsinns-Songs, an denen es nicht das kleinste Bisschen zu rütteln gibt. Lieblingssongs eben.
Mit "Real Love" von "Machina 2", "Drown" vom "Singles"-Soundtrack, "Eye" vom "Lost Highway"-Soundtrack und dem letzten Song der Kürbisse, "Untitled", den es bis jetzt nur im Radio zu hören gab, hat William Patrick dann aber doch vier neue Songs auf der Platte. Die dürfte sich also auch für Leute lohnen, die schon alle reguläre Alben besitzen.
Wer die ganze Pracht haben will, sollte aber schnell im Plattenladen sein: die limitierte Version mit der Bonus-CD "Judas O." ist die perfekte Krönung der "Rotten Apples"-Hits. Kaum zu fassen, was für fantastische Songs es bislang nicht auf die Platten geschafft hatten. "Marquis In Spades" war bisher nur auf der "Zero"-Single vertreten und ist ein Pumpkins-Kracher, wie man sich ihn wünscht. Corgan dreht die Verzerrer voll auf und kreischt sich durch jeden Refrain. Beim großartigen "The Aeroplanes Flies High" verhält sich der Verzerrer ähnlich und Billy quietscht acht Minuten lang. Jedem Pumpkins-Fan dürfte bei diesen beiden Song einer abgehen. Ganze fünf "Adore"-Outtakes gibt es außerdem zu hören, die nicht selten um Weiten besser sind, als so manches Pop-Geschmuse, das es auf die 98er Platte geschafft hat. Mit "Winterlong", einer "Machina 1"-Demo, gibt es auch noch den perfekten Soundtrack zu einem kalten und stockdunkeln Winterabend. Ein krönender Abschluss bildet dann das wunderschön sanfte "Blissed And Gone". "Judas O." ist das eigentliche Herzstück dieser Greatest Hits- Ansammlung.
Natürlich kommen schnell die Fragen nach den Songs, die man vermisst. Meiner Wenigkeit fehlt hier "The End Is The Beginning Is The End" vom "Batman & Robin"-Soundtrack und "You've All I Got Tonight", ein Cover der Cars (Band des Weezer-Stammproduzenten Ric Ocasek). Aber das ist eher persönlich ... Corgan hat mit "Rotten Apples" einen idealen Nachfolger zur 94er B-Seiten-Kollektion "Pisces Iscariot" zusammen gestellt. Ich bin seinem Output immer noch verfallen. "Forever Beautiful" sang der gute Mann schon im Mellon Collie-Klassiker "Thru The Eyes Of Ruby". Damit hat er verdammt recht gehabt.
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